UPDATE: Widerstand der Infineon-Aktionäre gegen Wucherer wächst

20.01.2010
(NEU: Stellungnahme Infineon, weitere Details)

(NEU: Stellungnahme Infineon, weitere Details)

Von Matthias Karpstein Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Widerstand gegen Klaus Wucherer als künftigem Vorsitzendem des Infineon-Aufsichtsrats wächst. Nachdem sich bereits der britische Fonds Hermes gegen das langjährige Mitglied des Kontrollgremiums ausgesprochen hat, schließt sich nun die Vereinigung Institutionelle Privatanleger (VIP) der Forderung an, statt Wucherer den Automobilmanager Willi Berchtold in den Aufsichtsrat des Halbleiterherstelles zu wählen. Dies geht aus dem Gegenantrag von VIP hervor, der Dow Jones Newswires vorliegt.

Hermes und VIP werden zudem von der Fondsgesellschaft DWS der Deutschen Bank unterstützt. "Wir haben große Sympathie für den Gegenantrag", wird DWS-Fondsmanager Henning Gebhardt von der "Süddeutschen Zeitung" (SZ - Mittwochausgabe) zitiert.

Die Geschlossenheit von Hermes und VIP gegen Wucherer wird im VIP-Gegenantrag deutlich. Dieser ist nahezu identisch mit dem Gegenantrag von Hermes, "unterscheidet sich aber in drei juristischen Formulierungen", wie VIP-Vorsitzender Hans-Martin Buhlmann am Mittwoch zu Dow Jones Newswires sagte.

Notwendig wurden die Änderungen, weil Infineon den Hermes-Antrag noch immer nicht auf der Webseite veröffentlicht hat. "Es wird weiterhin juristisch geprüft, ob der Antrag als offizieller Gegenantrag für die Hauptversammlung angenommen werden kann", sagte ein Infineon-Sprecher am Mittwoch. Im Laufe des Abends werde der Halbleiterhersteller den Antrag samt Stellungnahme des Aufsichtsrats aber wohl veröffentlichen, fügte er hinzu.

Aktionärsvertreter Buhlmann sieht gute Chancen, dass die Anteilseigner am 11. Februar dem Aufruf von Hermes und VIP mit der Unterstützung von DWS folgen werden. Schon im vergangenen Jahr sei der Einfluss spürbar geworden. VIP stehe "politisch für jene Aktionäre, die auf der vergangenen Hauptversammlung mit 49,9% gegen Max Dietrich Kley gestimmt haben", sagte Buhlmann.

Kley wird am 11. Februar nicht zur Wiederwahl für den Vorsitz des Aufsichtsrats antreten. Als Kleys Nachfolger hat der Nomminierungsausschuss des Aufsichtsrats Ende Oktober Wucherer vorgeschlagen. Er sitzt bereits seit 1999 im Kontrollgremium des Halbleiterherstellers und wurde bislang vom Vorstandsvorsitzenden Peter Bauer unterstützt. "Diese Unterstützung für Wucherer gilt weiterhin", sagte der Infineon-Sprecher.

Bei den Aktionären stößt dieser Zusammenhalt zwischen Unternehmensführung und Kontrollgremium auf Unverständnis. "Es kann doch nicht sein, dass ein Vorstand einen Aufsichtsratsvorsitzenden zur Wahl empfiehlt, wo kommen wir denn da hin", sagt VIP-Vorstand Buhlmann.

Wucherer kann wie Bauer auf eine lange Karriere bei Infineon und der früheren Konzernmutter Siemens zurückblicken. Er gehört auch zu jenem Kreis von elf ehemaligen Siemens-Managern, von denen der Münchner DAX-Konzern wegen der Korruptionsvorgänge Geld in Vergleichszahlungen gefordert hat. Wucherer hat zugestimmt, 500.000 EUR an Siemens zu zahlen.

Die VIP betont in ihrem Antrag, dass Wucherers Vergleichszahlung an Siemens in der Korruptionsaffäre keine Rolle für den Gegenantrag spiele. Vielmehr brauche es im Aufsichtsrat eine Erneuerung, die mit Wucherer nicht zu erreichen sei. Als Kontrollgremium sei der Aufsichtsrat verantwortlich dafür, dass seit dem Infineon-Börsengang im Jahr 2000 "signifikanter Wert vernichtet" worden sei.

Webseite: www.infineon.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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