UPDATE2: Bertelsmann hebt nach Gewinnsprung Jahresprognose an

31.08.2010
(NEU: Aussage CFO, Analysten)

(NEU: Aussage CFO, Analysten)

Von Barbara Millner DOW JONES NEWSWIRES

GÜTERSLOH (Dow Jones)--Der Medienkonzern Bertelsmann hat im ersten Halbjahr 2010 von den wieder anziehenden Werbemärkten in Europa und den Kostensenkungsmaßnahmen des Vorjahres profitiert und schaut nun zuversichtlicher auf das Jahr 2010. Das Operating EBIT der fortgeführten Aktivitäten legte von Januar bis Juni kräftig auf 755 (Vorjahr: 497) Mio EUR zu, wie die Bertelsmann AG am Dienstag mittelte. Damit sei ein Rekordwert erreicht worden. Das Konzernergebnis verbesserte sich auf einen Gewinn von 246 Mio EUR nach einem Verlust von 333 Mio EUR im Vorjahr. Auf die Bertelsmann-Aktionäre entfallen 170 (-368) Mio EUR.

Vor diesem Hintergrund hob das Unternehmen aus Gütersloh, das in diesem Jahr sein 175-jähriges Firmenjubiläum begeht, die Prognose für das Gesamtjahr an. Statt einer stabilen Entwicklung beim Umsatz und Operating EBIT, wie zur Bilanzpressekonferenz im März prognostiziert, erwarte Bertelsmann nun jeweils Werte über Vorjahresniveau und eine Umsatzrendite von etwa 10%.

Auch unter dem Strich dürfte mehr verdient werden als bisher erwartet. Die Prognosespanne für das Konzernergebnis von bisher 400 Mio bis 500 Mio EUR wurde nach oben auf "mehr als 500 Mio EUR" ausgedehnt. Die Gesellschaft warnte aber zugleich, dass die Entwicklung auf den Werbemärkten im wichtigen vierten Quartal noch schwierig abzuschätzen sei.

Bertelsmann gab sich am Dienstag ähnlich zuversichtlich wie wenige Tage zuvor bereits ihre Tochter RTL sowie andere Sender und Werbeunternehmen. Die RTL Group SA hatte bei der Vorlage der Halbjahreszahlen für 2010 ein deutlich höheres Ergebnis in Aussicht gestellt und damit den wachsenden Optimismus in den TV- und Werbemärkten unterstrichen. Bertelsmann hält gut 91% an RTL.

Im Vorjahr hatte der Sender RTL dem Gütersloher Unternehmen keine Freude bereitet, seinerzeit belasteten Abschreibungen für die Tochter das Bertelsmann-Ergebnis. Inzwischen ist die RTL Group eine der Stützen, trugen doch vor allem die werbegeprägte Unternehmensbereiche, außer RTL sind dies Gruner + Jahr sowie Random House, zur Ergebnissteigerung im ersten Halbjahr bei. Besonders positiv hätten sich das US-Geschäft und die Digitalaktivitäten entwickelt.

Der Konzernumsatz, der um den inzwischen verkauften britischen TV-Sender Five bereinigt wurde, betrug im ersten Halbjahr 7,36 (7,08) Mrd EUR, die Umsatzrendite legte auf 10,3% (7,0%) zu. Die Nettofinanzverschuldung lag wenig verändert gegenüber Ende März bei 2,78 Mrd EUR. Bertelsmann sei finanziell solide aufgestellt, stellte Finanzvorstand Thomas Rabe fest. Bilanzielle Bereinigungen seien nach den im Vorjahr getroffenen Maßnahmen im ersten Halbjahr nicht erforderlich gewesen. Bis Jahresende seien keine Belastungen zu erwarten, sagte der CFO während einer Telefonkonferenz.

Mit Blick auf den Musikverlag BMG, ein Gemeinschaftsunternehmen zur Rechteverwaltung von Bertelsmann und dem Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co, rechnet Rabe dagegen mit weiteren Aktivitäten. BMG Rights Management plane im zweiten Halbjahr des Jahres weitere Zukäufe, sagte der Manager. Die Gütersloher, die 49% an BMG halten, wollen ihre Beteiligung nicht reduzieren und seien sogar bereit, eine weitere Einlage zu leisten, um den Anteil aufrechtzuerhalten, fügte der CFO hinzu.

Sollte der angeschlagene Wettbewerber EMI zum Verkauf angeboten werden, würde sich BMG Rights Management das genau anschauen, wiederholte Rabe zudem frühere Aussagen von BMG.

Vorstandsvorsitzender Hartmut Ostrowski zeigte sich erfreut über die "hervorragende" Entwicklung der Geschäfte. Das operative Ergebnis habe Rekordniveau erreicht. Bertelsmann sei für die Zukunft gut gerüstet und entwickle ihre vielfältigen Geschäfte weiter. Dabei spiele der gesamte Bereich der Digitalisierung eine zunehmend wichtigere Rolle.

Die Landesbank Baden-Württemberg hält die Prognosen von Bertelsmann für realistisch. Allerdings dürfte es schwer werden, im zweiten Halbjahr die Wachstumsraten des ersten Halbjahrs zu erreichen, schreiben die Analysten. Sie verweisen darauf, dass bereits in den letzten Monaten 2009 eine deutliche Markterholung zu verzeichnen war, vor allem beim Ertragsbringer RTL.

Nicht zuletzt aufgrund der deutlichen Verschuldungsreduzierung in den vergangenen 12 Monaten sowie dem weiteren Entschuldungspotenzial aufgrund der guten Ertragslage sehen die Analysten eine Heraufstufung des externen Ratings durch S&P und Moody´s um eine Stufe auf BBB+/Baa1 als wahrscheinlich an.

Webseite: www.bertelsmann.de -Von Barbara Millner, Dow Jones Newswires +49 (0)69 29725 104, unternehmen.de@dowjones.com DJG/bam/ebb

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