UPDATE2: Deutsche Telekom steigt auf dem griechischen Markt ein

17.03.2008
(NEU: Stellungnahmen von Griechenland, weitere Marktreaktionen, Details) Von Olaf Ridder und Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Stellungnahmen von Griechenland, weitere Marktreaktionen, Details) Von Olaf Ridder und Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG expandiert wieder im Ausland. In Griechenland kauft der Bonner DAX-Konzern sich beim ehemaligen Staatskonzern Hellenic Telecommunications Organization (OTE) ein.

Vom zweitgrößten Anteilseigner, der Beteiligungsgesellschaft Marfin Investment Group, erwirbt die Telekom für insgesamt knapp 2,5 Mrd EUR ein fast 20-prozentiges Aktienpaket, will aber bis auf eine Mehrheit aufstocken, um das Unternehmen vollständig in der eigenen Bilanz konsolidieren zu können, wie der größte deutsche Telekomkonzern am Montagmorgen erklärte.

Dazu sollen kurzfristig Gespräche mit der griechischen Regierung aufgenommen werden. Die hält gegenwärtig noch 28,03% des Kapitals bei OTE, sucht aber seit mehr als einem Jahr einen strategischen Investor, um weitere Anteile verkaufen und die Staatsschulden abbauen zu können. Mit Marfin hatte es in diesem Zusammenhang Streit gegeben. Die Beteiligungsgesellschaft hatte ihren OTE-Anteil ursprünglich weiter ausbauen wollen. OTE hat eine Marktkapitalisierung von rund 14 Mrd USD.

Jetzt übernimmt die Telekom von Marfin ihre etwa 98 Mio OTE-Aktien zum Preis von jeweils 26 EUR. Anschließend strebt die Telekom bei OTE die Mehrheit an, so dass das Unternehmen ab 2009 vollständig in der eigenen Bilanz konsolidiert werden kann, wie Vorstandsvorsitzender René Obermann ankündigte. Den eigenen Aktionären versprach der Manager eine positive Ergebnisentwicklung nach der OTE-Übernahme. Auch werde der Zukauf zum Cash-Flow des Konzerns beitragen.

Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick sagte, der Bonner Konzern wolle OTE zwar kontrollieren, aber nicht vollständig übernehmen. "Es ist nicht unsere Absicht, eine Tenderofferte für alle Anteilseigner zu starten", sagte Eick.

Die griechische Regierung nannte den Einstieg der Telekom bei OTE eine positive Entwicklung. Finanz- und Verkehrsministerium erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme, die Transaktion vertrage sich mit der "Strategie der Regierung für OTE". Für den Fall, dass eine Einigung mit der griechischen Regierung nicht gelinge, finde die komplette OTE-Transaktion nicht statt, sagte Finanzvorstand Eick. Eine Strafe müsse die Telekom dann nicht zahlen.

OTE ist sowohl im Festnetz- als auch im Mobilfunkgeschäft vertreten. Ihre Mobilfunktochter Cosmote ist auch in anderen Ländern Südosteuropas tätig - in Albanien, Mazedonien, Bulgarien und Rumänien. Die Konzernmutter OTE hält ferner die Mehrheit bei Romtelecom, dem früheren Festnetzmonopilisten in Rumänien.

Die Deutsche Telekom ist ihrerseits in Osteuropa vertreten. Direkt oder indirekt kontrolliert der Konzern Telekomanbieter in Ungarn, Kroatien, Bulgarien, Montenegro und Mazedonien.

Analysten der Proton Bank sehen in dem Preis von 26 EUR, den die Telekom je OTE-Aktie zahlt, einen erheblichen Aufschlag gegenüber den Bewertungen von vergleichbaren Telekomgesellschaften. OTE werde nach ihren Berechnungen mit dem 7,2-fachen der Quote aus Unternehmenswert und EBITDA und dem 16,9-fachen des Gewinns je Aktie bewertet.

Das seien 34% bzw 44% Aufschlag verglichen mit der Peer-Group in Europa, urteilt die Proton Bank. Die OTE-Aktie war am Freitag mit 19,14 EUR aus dem Handel gegangen. HSBC Pantelakis Securities nannte den Zukauf eine positive Entwicklung für die Deutsche Telekom.

Im Frankfurter Handel lautete die erste Einschätzung, der Einstieg bei OTE sei "nicht billig. Er verwies darauf, dass eine Ratingagentur bereits in der vergangenen Woche auf die hohe Verschuldung des Konzerns hingewiesen habe. Die Übernahme mache das nicht besser.

"Sowohl finanziell als auch strategisch für richtig" hält dagegen LBBW-Analyst Andreas Heinold das Vorhaben. Die Telekom könne auf diese Weise ihre Aktivitäten in Osteuropa vervollständigen. Angesichts des Wachstums der OTE-Gruppe hält Heinold auch den Preis nicht für zu teuer.

Die Telekom-Aktie kann sich am Montag nicht dem Abwärtstrend des sehr schwachen Marktes entziehen. Gegen 11.54 Uhr liegt das Papier mit 11,06 EUR etwa 3,2% im Minus. Damit fällt der Verlust nur wenig geringer aus als der des Frankfurter Leitindex DAX insgesamt.

Webseiten: http://www.deutschetelekom.de/ http://www.marfininvestmentgroup.gr/ http://www.ote.gr/ -Von Olaf Ridder und Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com (Alkman Granitsas und Ayse Ferliel haben zu diesem Bericht beigetragen) DJG/DJN/rio/jhe

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