UPDATE2: Deutsche Telekom vor beispiellosem Streik

04.05.2007
(NEU: Weitere Details von ver.di)

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Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

KÖLN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG steht im Konflikt um ihren Personalumbau vor dem ersten großen Streik ihrer Geschichte. Die Gewerkschaft ver.di rief am Freitag wie erwartet zur Urabstimmung auf. Ihr Verhandungsführer Lothar Schröder sagte nach dem Beschluss der Großen Tarifkommission in Köln, er rechne kommende Woche mit dem Votum für einen flächendeckenden Arbeitskampf. Der Protest richtet sich gegen die geplante Ausgliederung von rund 50.000 Servicemitarbeitern, die in Subunternehmen für weniger Geld länger arbeiten sollen.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte ver.di mit zahlreichen Warnstreiks Druck gemacht, an denen sich mehr als 60.000 Beschäftigte beteiligten. Nun erklärte die Tarifkommission die Verhandlungen mit der Telekom offiziell für gescheitert. Ab Montag soll in den Betrieben über einen Arbeitskampf abgestimmt werden. Das Ergebnis wird nächsten Donnerstag verkündet. Er rechne damit, dass die notwendige Dreiviertelmehrheit für einen Streik zu Stande komme, sagte Schröder.

"Die Zeichen bei der Deutschen Telekom stehen auf Sturm", so der Gewerkschafter. Der ehemalige Staatsmonopolist stehe vor einer Auseinandersetzung beispiellosen Ausmaßes. Den Beschäftigten bleibe keine andere Wahl, als sich auf diese Weise gegen die Ausgliederung zu wehren. Die Mitarbeiter seien wütend, weil sie die "Zechen zahlen sollen für Fehler aus der Vergangenheit", sagte Schröder.

Ein Streik könne nach der Urabstimmung sehr schnell stattfinden, erläuterte der ver.di-Funktionär. Die Gewerkschaft sei auch in der Lage, den Arbeitskampf lange durchzuhalten: "Wir haben was im Kreuz", sagte Schröder. Auch seitens der Telekom-Kunden herrsche großes Verständnis. Sie müssten jedoch mit vorübergehenden Beeinträchtigungen im Service rechnen.

Beteiligen an dem Ausstand können sich die von der Ausgliederung betroffenen Angestellten bei den inländischen Call-Centern und Technikbereichen der Festnetzsparte. Die Beamten, die rund die Hälfte der insgesamt 50.000 auszugründenden Mitarbeiter stellen, dürfen im Allgemeinen nicht streiken. Ver.di will sie aber trotzdem zur Beteiligung an der Urabstimmung aufrufen, um ein breites Stimmungsbild zu bekommen. Außerdem werde man die Staatsdiener im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu "Solidaritätsaktionen" bewegen, sagte Schröder.

Die Telekom-Führung braucht nach seinen Worten eine "Zeit der Besinnung" und den Druck durch einen Arbeitskampf, um sie zu einer Änderung ihrer Position zu bewegen. Nach den Vorstellungen der Geschäftsleitung sollen die Beschäftigten in den geplanten T-Service-Gesellschaften 9% weniger Gehalt bekommen, jedoch pro Woche künftig 38 Stunden und damit vier Stunden länger arbeiten als bisher. Im Gegenzug hat die Telekom angeboten, bis 2010 auf einen Verkauf der neuen Einheiten zu verzichten, den Kündigungsschutz um drei Jahre bis 2011 zu verlängern und 3.000 neue Mitarbeiter in den Bereichen einzustellen.

Der Bonner Konzern, der im Inlandsgeschäft unter hohem Kundenschwund leidet, will mit den Maßnahmen die Produktivität erhöhen, die Personalkosten senken und den Service verbessern. Ein Unternehmenssprecher äußerte Bedauern über die Eskalation der Auseinandersetzung mit ver.di. Jedoch sei die "Tür nicht zu". Er bekräftigte, dass man sich rechtliche Schritte gegen einen Streik vorbehalte und die zum 1. Juli geplante Ausgliederung auch ohne Zustimmung der Gewerkschaft durchsetzen werde.

Schröder warnte die Telekom vor einem Alleingang: "Der Versuch, es ohne die Beschäftigten zu machen, ist zum Scheitern verurteilt." Den möglichen Einsatz juristischer Mittel wertete er als "Geplänkel, um die Menschen zu verunsichern". Deutliche Rückendeckung sieht ver.di in einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts, das vorige Woche vergleichbare Streiks bei der IG Metall für rechtmäßig erklärt hatte: "Eine kräftigere juristische Unterstützung gibt es nicht", betonte Schröder.

Webseiten: http://www.telekom.de, www.verdi.de

-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

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