UPDATE2: Dollar-Schwäche und Restrukturierungskosten bremsen EADS

30.07.2008

(NEU: Aussagen CEO und CFO bei Telefonkonferenz, Analysten)

Von Natali Schwab

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der schwache US-Dollar sowie Restrukturierungskosten für den Großraumflieger A380 haben das Ergebnis der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) im ersten Halbjahr belastet. Zwar verbesserte der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern mit Sitz in Amsterdam seine Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr deutlich, er blieb jedoch hinter den Erwartungen von Marktbeobachtern zurück. Die Prognosen für das laufende Jahr wurden bestätigt.

Das EBIT vor Goodwill-Wertminderungen und außerordentlichen Posten belief sich im ersten Halbjahr auf 1,16 (0,358) Mrd EUR, wie EADS am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten jedoch mit einem stärkeren Anstieg auf knapp 1,5 Mrd EUR gerechnet.

Im Vorjahreszeitraum war das EBIT bereits durch Rückstellungen für das Restrukturierungsprogramm Power8 und Kosten im Zusammenhang mit dem industriellen Programmstart der A350 belastet gewesen. Erneute Aufwendungen von 715 Mio EUR im Zusammenhang mit der im Mai abgeschlossenen Überprüfung des A380-Programms hätten eine starke operative Leistung und erzielte Power8-Einsparungen bei Airbus jedoch teilweise aufgezehrt, berichtete EADS. Mit weiteren finanziellen Belastungen durch den A380-Jumbo werde nicht gerechnet, sagte CEO Louis Gallois bei einer Telefonkonferenz.

Der schwache US-Dollar führte zu einer Anpassung der so genannten Drohverluste und zu einer Belastung des EBIT von 700 Mio EUR. Die Verschlechterung des Sicherungskurses sei von einem vorübergehenden Überhang fällig gewordener Wechselkurssicherungsgeschäfte kompensiert worden. Profitiert habe das Konzern-EBIT von unterdurchschnittlichen F&E-Aufwendungen. Dieser positive Effekt werde sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte umkehren, warnte EADS.

Entsprechend der EBIT-Entwicklung habe sich das Konzernergebnis von EADS auf 403 (71) Mio EUR erhöht. Dies entspreche einem Gewinn je Aktie von 0,50 (0,09) EUR. Analysten hatten hier mit 661 Mio EUR bzw 0,80 EUR je Aktie mit deutlich mehr gerechnet.

Um dem schwachen Kurs des US-Dollars weiter entgegenzuwirken und gleichzeitig die zukünftige Profitabilität zu sichern, weitet EADS die Aktivitäten zur Wechselkurssicherung deutlich aus. Das Unternehmen habe bereits damit begonnen, sein Instrumentarium durch den Kauf von US-Dollar-Optionen zu erweitern. Bis Ende Juni habe EADS Optionen im Wert von 7 Mrd USD gekauft, die zwischen 2010 und 2012 fällig werden, sagte CFO Hans Peter Ring.

Für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte der Konzern seine Prognose auf Grundlage eines Wechselkurses von 1,45 USD/EUR am Ende des Jahres 2008. Es werde weiterhin mit einem EBIT von 1,8 (0,052) Mrd EUR gerechnet. Die starke grundlegende Performance aller Geschäftsbereiche im ersten Halbjahr hinweg enthält den weiteren Angaben zufolge "Potential darüber hinaus". Dennoch erfordere die Entwicklung des A400M-Programms eine vorsichtige Betrachtung. Der Vorstand rechnet derzeit mit dem Erstflug im Herbst diesen Jahres.

EADS geht zudem weiterhin von einer Ergebnisbelastung aus, wenn sich der US-Dollar-Schlusskurs zum Jahresende 2008 schlechter zeigen sollte als angenommen. Dann müssten einige Bilanzpositionen bei Airbus neu bewertet werden, einschließlich die Rückstellungen für Drohverluste.

Die Umsatzprognose von mehr als 40 (39,123) Mrd EUR blieb unverändert. Dagegen erhöhte EADS die Erwartungen für die Flugzeugbestellungen auf 850 (1.341). Bislang waren 700 Orders in Aussicht gestellt worden.

Die konzernweiten Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz kommen voran. Das Restrukturierungsprogramm Power8 liege vor dem Zeitplan, berichtete der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern weiter. Es habe im ersten Halbjahr 2008 einen EBIT-Beitrag von rund 400 Mio EUR erbracht. Für das Gesamtjahr 2008 wird aus Power8 ein EBIT-Beitrag zwischen 600 Mio bis 800 Mio EUR erwartet.

Die Strategie der Veräußerung von Standorten werde weiter verfolgt, die Bildung der neuen Flugzeugkomponentenfirmen in Deutschland und Frankreich komme voran. Die Veräußerung des Standorts Laupheim an Diehl/Thales stehe vor dem Abschluss; die Verhandlungen über das Werk im britischen Filton würden fortgesetzt. Zudem sei noch vor Jahresende mit einer Entscheidung des Pentagons über den Milliarden-Auftrag für die US-Air-Force zu rechnen, sagte CEO Louis Gallois.

Zusätzlich zum Power8-Programm startet EADS das konzernweite Programm Power8 Plus. Damit sollen die gegenwärtigen Initiativen über das Jahr 2010 hinaus ausgeweitet werden. Das Ziel von Power8 Plus sei es, die gegenwärtig stark vom Euro dominierte Kostenstruktur internationaler zu gestalten und konzernweit von 2011 bis 2012 einen weiteren jährlichen EBIT-Beitrag von 1 Mrd EUR zu erreichen. Die entsprechenden Maßnahmen würden dem Europäischen Betriebsrat im Herbst vorgestellt.

Die im MDAX gelisteten Titel notieren im späten Mittagshandel mit minus 3,8% bei 12,18 EUR, nachdem sie zum Handelsbeginn bereits um 1,3% verloren hatten. Marktbeobachter werteten die Zahlen dennoch positiv.

Die Analysten der LBBW bezeichneten das operative Ergebnis des zweiten Quartals angesichts des Einmalaufwands als "solide". Die wichtigste EADS-Sparte, Airbus, verfüge auf bereinigter Basis über eine herausragende Ertragsstärke, fügte CM-CIC-Analyst Harald Liberge-Dondoux hinzu. Die Ergebnisse der übrigen EADS-Sparten hätten ihn ebenfalls beeindruckt, sagte er.

Webseite: http://www.eads.com - Von Natali Schwab, Dow Jones Newswires; +49 (0)69-29725 111, unternehmen.de@dowjones.com (Frances Palgrave hat zu diesem Bericht beigetragen) DJG/nas/pal/kla

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