UPDATE2: Edelstahl drückt ThyssenKrupp-Quartalsergebnis

13.02.2008
(NEU: Weitere Details und Reaktionen) Von Andreas Heitker DOW JONES NEWSWIRES

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HAMBURG (Dow Jones)--Die ThyssenKrupp AG hat im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres 2007/08 zwar einen Umsatz auf Vorjahresniveau, wie angekündigt aber einen deutlichen Gewinneinbruch verzeichnet. Wie der Konzern am Mittwoch mitteilte, betrug das Vorsteuerergebnis von Oktober bis Dezember nur noch 646 Mio EUR nach 1,06 Mrd EUR im Vorjahr. Vor Sondereffekten habe das Vorsteuerergebnis 715 Mio EUR betragen.

Der Gewinneinbruch kam nicht mehr unerwartet, weil ThyssenKrupp bereits auf der Hauptversammlung im Januar angekündigt hatte, dass das Vorsteuerergebnis auf etwa 700 Mio EUR gesunken sei. Grund für diese Entwicklung war das deutlich schwächere Edelstahlgeschäft, das sich deutlich in den Segmenten Stainless und Services niedergeschlagen hatte. Stainless verbuchte im ersten Quartal sogar einen Vorsteuerverlust von 45 Mio EUR nach einem Plus von 325 Mio im Vorjahr. Die Dienstleistungssparte erzielte nur noch ein Ergebnis von 132 (Vorjahr 192) Mio EUR.

Der Ruhrkonzern kündigte aber an, dass Stainless bereits im laufenden zweiten Quartal wieder schwarze Zahlen schreiben werde. Es gebe Anzeichen für eine positive Gewinnentwicklung in der Sparte in diesem Quartal, hieß es in einer Präsentation für Analysten. Während der Umsatz und der Auftragseingang im ersten Quartal mit 12,3 Mrd beziehungsweise 13,3 Mrd EUR in etwa auf Vorjahresniveau blieben, fiel erwartungsgemäß auch das Nettoergebnis deutlich schlechter aus. Mit nur noch 435 (661) Mio EUR erzielte ThyssenKrupp aber dennoch einen leicht höheren Überschuss als die von den Analysten im Vorfeld durchschnittlich geschätzten 424 Mio EUR.

Der ThyssenKrupp-Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz bekräftigte trotz der Ergebnis-Entwicklung die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr und auch noch einmal die Mittel- und Langfristplanungen des Konzerns. 2007/08 will der Konzern einen Umsatz von 53 Mrd EUR und ein Vorsteuerergebnis vor Sondereffekten von über 3 Mrd EUR erreichen. Im vergangenen Jahr hatte das Ergebnis 3,33 Mrd EUR betragen, bereinigt um die Kartellstrafe im Aufzugsgeschäft sogar 3,80 Mrd EUR.

"Für 2008 erwarten wir für unser Segment Steel erneut ein gutes Stahljahr", erklärte Schulz am Mittwoch. Dafür hätten sich jüngst die Anzeichen aus dem Markt weiter verdichtet. Im ersten Quartal hatte das Flachstahl-Geschäft noch mit einem Gewinn vor Steuern von 353 Mio EUR unter dem Vorjahresniveau von 399 Mio abgeschlossen. Besser schnitten lediglich die Aufzugssparte Elevator mit 119 (97) Mio EUR und der Bereich Technologies mit 179 (148) Mio EUR ab.

Schulz verwies darauf, dass allein die Technologies-Tochter über einen Auftragsbestand von 16 Mrd EUR verfügt. Dieser reiche "bei hoher Ergebnisqualität" bis weit in die Folgejahre, erklärte er. Für die Aufzugssparte prognostizierte er zudem für das Geschäft wegen des hohen Dienstleistungsanteils weiter "eine solide Ergebnisentwicklung". Das unter Druck geratene Segment Services profitiert nach Angaben von Schulz von steigenden Preisen und einer guten Nachfrage. Und auch im Bereich Stainless erwartet ThyssenKrupp weiterhin eine lebhafte Nachfrage bei sich verbessernden Preisen. Für das Geschäftsjahr 2008/09 rechnet der Konzern weiter mit einem anhaltenden Umsatzwachstum, sollte es nicht zu einem "unvorsehbaren Konjunkturabschwung kommen, der auf das Geschäft drückt". Das Umsatzwachstum werde sich dann auf das Ergebnis auswirken, kündigte ThyssenKrupp an.

Bis 2010 soll den Unternehmensplanungen zufolge dann ein Umsatz von 60 Mrd EUR und ein Ergebnis vor Steuern und vor wesentlichen Sondereffekten von 4 Mrd EUR erreicht werden, wie das DAX-Unternehmen noch einmal bekräftigte. Langfristig, das heißt bis 2012, will der Konzern dann einen Umsatz von 65 Mrd EUR und ein Ergebnis von 4,5 Mrd bis 5,0 Mrd EUR erzielen. An der Börse zeigten sich Marktteilnehmer in ersten Reaktionen enttäuscht über den Quartalsausweis des DAX-Unternehmens. Der Kurs der Aktie gab bis zum Mittag um 3,6% auf 33,75 EUR nach und war bis dahin Tagesverlierer im DAX. Nach der Erholungsrally der vergangenen Tage könnten nun Gewinnmitnahmen einsetzen, vermuteten Marktteilnehmer.

Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verwiesen darauf, dass ThyssenKrupp den Gewinnrückgang ja bereits auf der Hauptversammlung angekündigt hatte. Zudem sei im Edelstahlgeschäft auch eine deutliche Verbesserung des Umfeldes zu spüren, so dass im weiteren Jahresverlauf eine Erholung zu erwarten sei.

Die Beobachter der UniCredit erklärten, der stabile Auftragseingang sei ein positives Zeichen. Allerdings werde ThyssenKrupp in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen tätigen müssen. Für zusätzlichen Druck auf den Kurs sorge die anhaltende Restrukturierung in einigen Sparten.

Webseite: http://www.thyssenkrupp.de -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/cbr

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