UPDATE2: freenet nach schwachem 1.Quartal vor Neuausrichtung

09.05.2008
(NEU: Strategiewechsel, Verkauf Breitbandsparte, Aussagen von Analysten)

(NEU: Strategiewechsel, Verkauf Breitbandsparte, Aussagen von Analysten)

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

HAMBURG (Dow Jones)--Die freenet AG plant nach einem enttäuschend verlaufenen ersten Quartal 2008 eine strategische Neuausrichtung. Durch die debitel-Übernahme komme es zu einer "eindeutigen" Verlagerung des Unternehmensschwerpunktes in Richtung der Mobilfunkaktivitäten, teilte der im TecDAX notierte Telekomkonzern am Freitag bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen mit. Da die Breitbandsparte nun kein Kernbereich mehr sei und der Schuldenabbau hohe Priorität genieße, plant die in Hamburg ansässige freenet den Verkauf des Geschäftsbereiches oder eine strategische Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen.

Umsatz und Ergebnis von freenet lagen im Berichtszeitraum sowohl unter dem Vorjahresniveau als auch den Markterwartungen. Sal. Oppenheim-Analyst Frank Rothauge bewertete die Ergebnisse von freenet unter dem Strich als "wie erwartet bescheiden". Insgesamt sei das Zahlenwerk zudem wieder einmal schwer durchschaubar gewesen. Das Unternehmen leidet unter anderem unter der harten Konkurrenz und "zunehmend preisaggressiven Komplettpaketen" im Geschäft mit schnellen Internetzugängen.

Dass die freenet-Aktie trotz enttäuschender Zahlen entgegen dem Markttrend zulegte, lag nach Einschätzung der Analysten von UniCredit daran, dass Teilnehmer das schwache Abschneiden der DSL-Sparte als Anreiz für das Management interpretierten, den Geschäftsbereich schnell zu verkaufen. Getrieben von der Verkaufsphantasie notierte das Papier gegen 15.00 Uhr in einem sehr schwachen Markt mit 2% im Plus bei 10,41 EUR.

freenet verlor im ersten Quartal alleine gegenüber dem Vorquartal 94.000 DSL-Kunden auf 1,9 Millionen. Nach Einschätzung der UniCredit-Analysten hat freenet in diesem Geschäfstbereich im Vergleich aller Anbietern des deutschen DSL-Markt sogar die schwächste Quartalsentwicklung verzeichnet.

Als Mitgrund für die schwache Entwicklung sieht freenet selbst unter anderem "das latente Zerschlagungsszenario" rund um das Unternehmen. Dieses habe sich negativ auf die Neukundenakquisitionen ausgewirkt und das operative Geschäft belastet, da Vertriebspartner verloren und Ressourcen gebunden worden seien. Ein weiterer Grund seien anhaltende Schwierigkeiten durch Verzögerungen bei der Umschaltung von Breitbandanschlüssen durch die Deutsche Telekom AG gewesen.

Die United Internet AG, die gemeinsam mit Drillisch an einer Übernahme von freenet interessiert war, will aber nichts von einer möglichen Mitschuld an der schwachen Entwicklung des DSL-Geschäfts von freenet wissen. Dieser Vorwurf gehe an den Tatsachen und der Wirklichkeit vorbei, sagte Marcus Schaps, Sprecher des Internetunternehmens, zu Dow Jones Newswires.

"Grundsätzliches Interesse" von United Internet am Kauf der DSL-Sparte von freenet besteht nach seiner Aussage. Es sei gegenwärtig aber eher davon auszugehen, dass dieser Geschäftsbereich des in Montabaur ansässigen Konzerns "organisch wachsen" werde.

Freenet ließ einen konkreten Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr vermissen, auf den Marktteilnehmer nach der angekündigten debitel-Übernahme besonders gespannt warteten. Als Chance für die zukünftige Geschäftsentwicklung seien Synergien und Kosteneinsparungen zu sehen, die sich im Zuge der debitel-Akquisition ergeben könnten, so das Unternehmen. Dabei bezifferte freenet das Synergiepotenzial auf rund 50 Mio EUR. Zudem sei durch die Veräußerung von Geschäftsfeldern oder Tochtergesellschaften wie dem Breit- und Schmalbandgeschäft die Schaffung strategischer Werte möglich.

Allerdings seien infolge der debitel-Transaktion auch neue Risikofaktoren entstanden. So könnten aus der Übernahme Risiken entstehen, die "nachteilige Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage" der Gesellschaft haben könnten, teilte der Konzern mit, ohne die Aussagen dezidierter zu erläutern.

Webseite: http://www.freenet.ag -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 - (0)69 297 25 102; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr/smh

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