UPDATE2: HeidelDruck beschließt angekündigte Kapitalerhöhung

13.09.2010
(NEU: Details, Aussagen Telefonkonferenz, Markteinschätzung und Aktienkurs)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vorstand der Heidelberger Druckmaschinen AG hat die angekündigte und von den Aktionären bereits abgesegnete Kapitalerhöhung beschlossen. Durch die Ausgabe von rund 155 Mio neuen, auf den Inhaber lautenden nennwertlosen Stückaktien soll das Grundkapital auf gut 597 Mio EUR fast verdreifacht werden, wie der MDAX-Konzern am Sonntagabend mitteilte. Die Einnahmen wollen die Heidelberger nutzen, um die drückende Schuldenlast zu reduzieren.

Der Bezugspreis für die neuen Aktien beträgt 2,70 EUR und liegt damit deutlich unter dem Schlusskurs der Aktie vom Freitag von 6,20 EUR. Die neuen Anteile werden den Aktionären im Verhältnis von 1:2 zum Bezug angeboten. Eine alte Aktie berechtigt also zum Bezug von zwei neuen. Die Bezugsfrist wird vom 14. September bis zum 27. September laufen, die Bezugsrechte können bis zum 23. September gehandelt werden. Die neuen Aktien sollen dann am 28. des Monats in die bestehende Notierung des MDAX-Konzerns einbezogen werden.

Ein Händler spricht mit Blick auf das Bezugsverhältnis von einem "extremen Verwässerungseffekt". Dafür sei der Bezugspreis sehr niedrig und werde Investoren zumindest optisch nicht allzu sehr abschrecken.

Zum Handelsstart am Montag verliert die Aktie erwartungsgemäß an Boden und notiert gegen 10 Uhr bei 5,95 EUR und damit gut 4% unter dem Schlusskurs vom Freitag.

Der Abschlag des Bezugspreises auf den Schlusskurs betrage rechnerisch rund 30%. Dies sei ein normales Niveau bei einer solchen Transaktion, erklärte Finanzvorstand Dirk Kaliebe am Montagmorgen in einer Telefonkonferenz.

Nach Unternehmensangaben haben sich die Commerzbank und die Deutsche Bank als Globale Koordinatoren sowie BNP Paribas, HSBC Trinkaus & Burkhardt, die LBBW und die WestLB verpflichtet, die neuen Aktien zu zeichnen, zu übernehmen und sie den Aktionären im Rahmen eines mittelbaren Bezugsrechts anzubieten.

Die Hauptversammlung der Heidelberger Druckmaschinen AG hatte die Kapitalerhöhung Ende Juli mit großer Mehrheit abgesegnet. Wie bereits angekündigt, wird der Großaktionär Allianz voll bei der Kapitalerhöhung mitziehen, damit sein 13-prozentiger Anteil nicht verwässert wird. Der Versorger RWE, der aktuell rund 8% an HeidelDruck hält, hat sich dagegen zu einer "Opération Blanche" entschieden, er verkauft also so viele Bezugsrechte, dass er mit dem Erlös daraus die restlichen ihm verbliebenen Bezugsrechte ausüben kann und er dadurch neue Aktien ohne weiteren Kapitaleinsatz erhält.

Finanzvorstand Dirk Kaliebe erklärte: "Mit dieser Kapitalerhöhung stärken wir langfristig die Finanzierungsstruktur des Heidelberg Konzerns". Vorstandschef Bernhard Schreier bezeichnete die Neuemission als "wichtigen Schritt, um Heidelberg wieder auf den Pfad der nachhaltigen Profitabilität zurückzuführen".

Der Bruttoemissionserlös der Kapitalerhöhung soll bei rund 420 Mio EUR liegen. Mit dem frischen Kapital will der Druckmaschinenhersteller die Schuldenlast reduzieren und frühzeitig die Refinanzierung der im Sommer 2012 fällig werdenden Kreditlinien angehen, um die langfristige Finanzierung des Unternehmens sicherzustellen. Außerdem soll die Eigenkapitalbasis gestärkt werden, um eine verbesserte Kreditwürdigkeit zu erreichen. HeidelDruck zielt nach eigenen Angaben auf eine Kapitalstruktur ab, die den Anforderungen an ein Investment-Grade-Rating standhält.

Im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschaftskrise musste das Unternehmen mit Hilfe von Bundes- und Länderbürgschaften ein 1,4 Mrd EUR schweres Kreditpaket schnüren, das bis Mitte 2012 läuft. Die staatlichen Garantien retteten den weltgrößten Druckmaschinenhersteller, der unter anderem aufgrund der immens hohen Finanzierungskosten bereits seit Jahren rote Zahlen schreibt, seinerzeit vor der Insolvenz. Finanzchef Kaliebe erklärte, durch die Kapitalerhöhung sänken die Zinskosten voraussichtlich um rund 40 Mio EUR und lägen damit nur noch gut halb so hoch wie bisher. 2009/10 hatte das Finanzergebnis dem MDAX-Konzern mit einem Minus von gut 127 Mio EUR einen Nettoverlust von beinahe 230 Mio EUR beschert.

Die im Auftaktquartal spürbare Nachfragebelebung hält nach Aussage von Vorstandschef Schreier an: Im bis Ende des Monats laufenden zweiten Quartal werde der Auftragseingang über dem Vorjahresniveau liegen, sagte er. Für den Zeitraum zwischen Juli und September liege man bei den Bestellungen "im Plan". Im Vorjahresquartal hatte HeidelDruck Aufträge im Wert von 534 Mio EUR in die Bücher genommen. Die Zwischenbilanz für das erste Geschäftshalbjahr 2010/11 wird das Unternehmen am 10. November vorlegen.

Erstmals seit drei Jahren soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2010/11 wieder steigen. Bereinigt um die Kosten des teuren Stellenabbaus will der Konzern dank der konjunkturellen Erholung vor Zinsen und Steuern wieder schwarze Zahlen schreiben, nachdem im zurückliegenden Geschäftsjahr noch rund 130 Mio EUR verloren gingen.

Die mittelfristigen Zielsetzungen bestätigt Schreier am Montag: HeidelDruck peilt weiter einen Umsatz von mehr als 3 Mrd EUR und eine Marge vor Zinsen und Steuern von über 5% an.

Webseite: www.heidelberg.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/jhe

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