UPDATE2: Lkw-Hersteller legen Krise zu den Akten

21.09.2010
(NEU: mehr Pachta-Reyhofen, Renschler)

(NEU: mehr Pachta-Reyhofen, Renschler)

Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES

HANNOVER(Dow Jones)--Ein Jahr nach der schwersten Krise der Branche strotzen die Lkw-Hersteller wieder vor Optimismus. "Der Aufschwung ist da", jubelte Daimlers Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler am Dienstag zu Beginn der Nutzfahrzeugmesse in Hannover. Von Januar bis August hatte der weltgrößte Lkw-Hersteller ein Drittel mehr Lastwagen verkauft als im Vorjahr. "Für uns ist die Krise der Nutzfahrzeugmärkte überstanden", pflichtete ihm sein Kollege bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, Wolfgang Schreiber, bei. Der Münchener Nutzfahrzeug- und Maschinenbauer MAN peilt sogar wieder Rekordverkaufszahlen an.

Dank des anhaltenden Booms in Brasilien und der Erholung des Geschäfts in Europa will MAN bis Jahresende 115.000 bis 120.000 Lkw und Busse verkaufen, wie Finanzvorstand Frank Lutz sagte. "Das ist ein absoluter Rekord." Auch Volkswagen ist zuversichtlich, den Spitzenwert von 447.000 ausgelieferten Transportern und Pritschenwagen wie Caddy, Crafter und Co aus dem Jahr 2008 zu überbieten, wie Schreiber sagte.

Nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Herbst 2008 kamen die Lkw-Verkäufe teilweise zum Erliegen. Für die Hersteller ging damit eine fünfjährige Boomphase abrupt zu Ende. Die Lkw stapelten sich auf den Höfen. Kurzarbeit, Entlassungen und rote Zahlen waren großteils die Folge. Mit der anziehenden Konjunktur wird nun wieder mehr gehandelt und mehr transportiert, was den Lkw-Absatz beflügelt.

Angesichts immer strengerer Umweltauflagen für Brummis vor allem in Europa und den USA sind Nachhaltigkeit und Effizienz zentrale Themen der diesjährigen Messe. Dabei seien Ökonomie und Ökologie kein Gegensatz, betont Pachta-Reyhofen. Schließlich komme jeder gesparte Liter Kraftstoff sowohl dem Spediteur als auch der Umwelt zu Gute.

Große Sprünge seien jedoch nur mit radikalen Lösungen zu machen, sagte Pachta-Reyhofen. Der nach Volvo drittgrößte Lkw-Hersteller zeigt daher eine Studie eines stromlinienförmigen Lkw mit buckeliger Fahrerkabine, Seitenverkleidungen und abgeflachtem Hinterteil. Alleine mit diesem für lange Transporte konzipierten Gefährt lasse sich der Luftwiderstand so weit verringern, dass der Lkw ein Viertel weniger Sprit verbraucht, erklärt der MAN-Chef.

Bei Spediteuren mit einer große Flotte kommen da schnell beträchtliche Summen zusammen. Bevor solch ein windschnittiger Lkw allerdings tatsächlich gebaut werden kann, muss der Gesetzgeber dies ermöglichen. Derzeit ist bei 18,75 Metern Länge für einen Lastwagen Schluss. Um die gleiche Menge zu transportieren, müsste MANs neuer Lkw 20 Meter lang sein.

Für den zunehmenden Innenstadtverkehr präsentieren Lkw-Hersteller wie Daimler komplett abgasfreie Transporter mit Brennstoffzellen oder Elektroantrieb, etwa für Postdienstleister, Gastronomie-Lieferanten oder Handwerker. Die Schwaben haben auch einen Elektro-Lkw mitgebracht, der praktisch geräuschlos und ohne Abgase fährt. Noch ist der Canter E-Cell mit einer Reichweite von rund 120 Kilometern jedoch nur eine Studie.

Auch bei den Stadtbussen gibt es noch viel Potenzial, sind sich die Ingenieure einig. Würde etwa die Bremsenergie in einem Generator gespeichert, könnte der Bus mit der Energie elektrisch anfahren, erklärt Pachta-Reyhofen. Damit ließe sich bis zu 30% Sprit sparen.

Webseiten: www.man.de www.daimler.com www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de -Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 112, katharina.becker@dowjones.com DJG/kat/jhe

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