UPDATE2: MAN blickt wenig zuversichtlich in die Zukunft

19.02.2009
(NEU: Details, Aussagen Samuelsson von der Bilanzpressekonferenz, Aktienkurs) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Details, Aussagen Samuelsson von der Bilanzpressekonferenz, Aktienkurs) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Nach einem 47-prozentigen Rückgang beim Nettogewinn im vierten Quartal rechnet der Nutzfahrzeug- und Maschinenbauer MAN auch 2009 mit einer weiteren Abschwächung im Kerngeschäft mit Lkw und Bussen. Im Schlussquartal verbuchte die MAN AG einen Einbruch bei den Bestellungen von 56% und sieht deshalb "deutlich niedrigere Werte" bei Einnahmen und Rendite im Nutzfahrzeuggeschäft. Auf der Bilanzpressekonferenz kündigte der im Leitindex DAX notierte Konzern am Donnerstag an, mit einem verschärften Sparkurs auf die Krise zu reagieren.

Das Geschäft mit Lkw und Bussen ist der wichtigste Bereich des Münchener Unternehmens: 2008 generierte MAN rund zwei Drittel der konzernweiten Umsätze in der Nutzfahrzeugsparte und mehr als 50% des operativen Ergebnisses. Allerdings verlief deren Geschäft bereits in den vergangenen Monaten schleppend. 2008 sank der Auftragseingang um 28%, bei schweren Lkw sogar um nahezu die Hälfte. Im Schlussquartal lag das Minus sogar bei rund 70%. Die Zahl der bestellten Lkw schrumpfte 2008 um 42% auf 68.872.

Der deutliche gefallene Nutzfahrzeugabsatz machte sich nicht nur bei der Auftragslage sondern auch bei den Finanzkennzahlen bemerkbar. Dank einer guten Entwicklung in den Geschäftsbereichen Dieselmotoren und Turbomaschinen verbuchte der Konzern für 2008 aber dennoch Wachstum bei Umsatz und Gewinn.

Bei einem Umsatzplus von 6% auf 14,9 Mrd EUR stieg das operative Ergebnis um 11% auf 1,73 (Vorjahr: 1,55) Mrd EUR, während das Nettoergebnis auf 1,25 (1,23) Mrd EUR zulegte. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Mittel mit einem Umsatz von 14,84 Mrd EUR, einem operativen Gewinn von 1,42 Mrd EUR und einem Nettogewinn von 1,28 Mio EUR gerechnet.

Im Schlussquartal 2008 verzeichnete MAN Einnahmen von 3,96 (4,74) Mrd EUR sowie ein operatives Ergebnis von 358 (549) EUR und schnitt damit etwas besser ab als erwartet. Lediglich das Nettoergebnis von 177 (331) Mio EUR blieb hinter den Konsensschätzungen der Analysten zurück.

Für 2009 rechnet MAN auf Konzernebene mit rückläufigen Neuaufträgen und Einnahmen. Der Ausblick sei nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet, hieß es von Unternehmensseite. Mit weiteren Maßnahmen besonders im Nutzfahrzeuggeschäft will MAN den erwarteten Umsatzrückgang abfedern.

Schon im Dezember hatte Samuelsson die Anleger auf eine länger anhaltende Wirtschaftskrise eingestimmt, aber versprochen, der Konzern werde schnell darauf reagieren. Um die angepeilte Mindestrendite trotz des erwarteten Umsatzrückgangs zu schaffen, sollen die Kosten in der Lkw-Produktion um 30% gesenkt werden. Unter anderem kündigte MAN zu diesem Zweck Produktionsunterbrechungen an und reduzierte die Zahl der Zeitarbeiter bis zum Jahresende um 38%.

Samuelsson sagte auf der Bilanzpressekonferenz in München, dass für das erste Halbjahr 2009 mit einem weiter schrumpfenden Lkw-Markt zu rechnen sei. Der Rückgang könnte dabei bei bis zu 50% liegen, Signale für eine Besserung seien nicht in Sicht. "2009 wird ein sehr schwieriges Jahr. (...) Wir müssen uns so konsequent und schnell wie möglich an die neue Marktsituation anpassen".

Den eingeschlagenen Sparkurs will MAN daher weiter verschärfen: Parallel zu den bereits implementierten Maßnahmen wird das Unternehmen Leih- und befristete Arbeitsverhältnisse in der Lkw- und Motorenproduktion nicht verlängern und Zeitkonten abschmelzen. Außerdem werden die Investitionen "deutlich" reduziert.

Nach Aussage von Samuelsson sind in der zweiten Jahreshälfte zudem weitere Produktionskürzungen wahrscheinlich, um einen allzu hohen Hofbestand zu verhindern. Den Bestand an Nutzfahrzeugen will MAN wegen der schwachen Nachfrage um 3.000 auf rund 8.000 zurückfahren. Auch eine Ausweitung der Kurzarbeit ist laut dem Manager denkbar, betriebsbedingte Kündigungen oder Entlassungen würden hingegen aktuell nicht erwogen. Insgesamt sollen durch diese Maßnahmen die Kosten im laufenden Geschäftsjahr um 500 Mio EUR sinken.

Anders als im Nutzfahrzeugbereich erwartet MAN in den Segmenten Dieselmotoren und Turbomaschinen stabile Entwicklungen. Bei den Dieselmotoren plant der Konzern mit "in etwa konstanten Umsätzen bei gleichbleibend guter Ergebnisqualität", bei Turbomaschinen eine Steigerung bei Umsatz und Gewinn.

Langfristig äußerte sich der Vorstandsvorsitzende Håkan Samuelsson zuversichtlich. "Wir verfügen neben dem Nutzfahrzeuggeschäft mit dem Maschinenbau über stabilisierende, ausgleichende Aktivitäten. Als Unternehmen mit geringer Verschuldung und starker Eigenkapitalausstattung ist MAN auch auf schwierige Zeiten gut vorbereitet."

Auch die Übernahme von VW Trucks & Bus in Brasilien soll aus der Misere helfen, MAN hofft, aus der Transaktion Synergien von 50 Mio bis 70 Mio EUR pro Jahr heben zu können.

Marktbeobachter zeigten sich von den Viertquartalszahlen enttäuscht. Der Auftragseingang habe die Erwartungen verfehlt, sagten die Analysten Heino Ruland von Ruland Research und Robert Heberger von Merck Finck übereinstimmend. Die MAN-Aktie notiert nach anfänglichen Handelsverlusten am frühen Mittag trotzdem mit rund 5% im Plus. "Der Kurs war im Vorfeld der Zahlen stark gefallen", so ein Händler. Daher komme es nun zu Rückkäufen. "Der Markt hat in den negativen Erwartungen wohl insgeheim überzogen", begründet ein weiterer Händler die Zugewinne.

Webseite: http://www.man.eu/ -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, nico.schmidt@dowjones.com (Christoph Rauwald hat zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/ncs/roa Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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