UPDATE2: ProSiebenSat.1 verdoppelt Einsparziel für 2009

06.08.2009
(NEU: Aussagen von CEO und CFO aus Telefonkonferenz, Aktie) Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Aussagen von CEO und CFO aus Telefonkonferenz, Aktie) Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

UNTERFÖHRING (Dow Jones)--Nach einem überraschend hohen Einsparvolumen zum Ende des zweiten Quartals hat die ProSiebenSat.1 Media AG ihr Sparziel für das laufende Geschäftsjahr verdoppelt. "Ich denke, dass im Idealfall bis zu 200 Mio EUR Einsparung möglich sind", sagte Axel Salzmann, Finanzvorstand der Sendergruppe, am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

Im März hatte sich ProSiebenSat.1 das Ziel gesetzt, die operativen Kosten im laufenden Jahr um 100 Mio EUR zu drücken. Zum Ende des ersten Halbjahrs liegt der Konzern bereits bei Einsparungen von 143,6 Mio EUR, bereinigt um den Verkauf des nordeuropäischen Bezahlsenders CMore.

Die im MDAX notierte Sendergruppe hatte am Morgen ihre Zweitquartalszahlen vorgelegt und dabei ein nahezu konstantes Ergebnis präsentiert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging leicht auf 201,1 (203,7) Mio EUR zurück. Der Umsatz schrumpfte von April bis Juni hingegen auf 694 (801,9) Mio EUR. Bereinigt um den CMore-Verkauf ging der Umsatz noch um 9% oder 68,8 Mio EUR zurück.

Mit den Zweitquartalszahlen konnte ProSiebenSat.1 die Erwartung der Analysten zum Teil übertreffen. Sie hatten zwar mit einem etwas höheren Umsatz von 699 Mio EUR gerechnet, allerdings nur ein bereinigtes EBITDA von 170 Mio EUR erwartet. Beim Ergebnis nach Steuern und Dritten blieb ProSiebenSat.1 mit 45,5 Mio EUR über den erwarteten 42 Mio EUR.

Die Aktie der ProSiebenSat.1 Media AG geriet am frühen Mittag unter Druck. Sie notiert gegen 12.12 Uhr bei 5,15 EUR um 4,1% unter Vortagsschlusskurs. Das Papier tendiert zur Schwäche, nachdem es in den vergangenen sechs Sitzungen um fast 30% haussiert ist. "Kosteneinsparungen sind in einem von sinkenden Werbeerlösen gezeichneten Umfeld klar positiv, lassen sich aber nicht unendlich fortschreiben", kommentierte ein Händler die Zweitquartalszahlen des Medienkonzerns.

Einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr blieb ProSiebenSat.1 am Donnerstag erneut schuldig. Das Umfeld bleibe auch in der zweiten Jahreshälfte schwierig, die Marktvisibilität gering, hieß es lediglich von Thomas Ebeling, seit März Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG. Ende Mai hatte Ebeling im Interview mit dem "Manager Magazin" als Jahresziel einen "kleinen Gewinn" ausgegeben. Gemeint war damit ein "kleiner Nettogewinn", wie ein Sprecher der Sendergruppe später gegenüber Dow Jones Newswires präzisierte.

Ebeling rechnet für den deutschen Werbemarkt im laufenden Jahr mit Rückgängen von 11% bis 16%, wie er in der Telefonkonferenz sagte. Er will nun kleinere Unternehmen als neue Werbekunden gewinnen. Mit einem Beteiligungsmodell sollen Firmen, die sich bislang keine Fernsehwerbung leisten, an ProSiebenSat.1 gebunden werden. Ebeling sieht als Zielgruppe vor allem Unternehmen aus den Bereichen Online oder Lifestyle, die seiner Ansicht nach stark von TV-Werbung profitieren könnten. Sie erhielten dem Modell zufolge Werbezeit, die Sendergruppe im Gegenzug eine Beteiligung am Unternehmen oder eine längerfristige Beteiligung am Umsatz.

Bislang führe der Konzern Gespräche mit rund 10 Firmen, in den nächsten Monaten rechnet Ebeling mit den ersten ein oder zwei Produktionen. Die daraus resultierenden Umsätze seien aber noch nicht in der Basisplanung der Sendergruppe enthalten. "Wenn es uns ein bisschen hilft, Zusatzeinnahmen zu generieren, wären wir zufrieden", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Das Senderportfolio könnte bald um weitere TV-Kanäle wachsen. Dazu sehe man sich den freien TV-Markt und den Pay-TV-Markt in verschiedenen Ländern Europas an. Als Entscheidungszeitraum nannte Ebeling 12 Monate.

Nach dem Verkauf von CMore im vergangenen Jahr sind derzeit laut Ebeling keine weiteren Verkäufe von Unternehmensteilen geplant. "Wir haben kein aktives Divestmentprojekt", sagte er in der Telefonkonferenz. Allerdings seien bei attraktiven Bedingungen Verkäufe von Unternehmensteilen denkbar, die nicht zum Kernbereich des Konzerns zählen. Ebeling nannte beispielhaft Printoperationen und "Onlineseiten, die nicht so attraktiv sind".

Den Rückgang am Werbemarkt hat die Sendergruppe im zweiten Quartal durch Einsparungen weitgehend ausgeglichen. Von April bis Juni hat ProSiebenSat.1 weniger Geld ins Programm investiert, der Werteverzehr des Programmvermögens sank dadurch ohne Berücksichtigung von CMore um 45,1 Mio EUR auf 261,9 Mio EUR. Bereinigt um den CMore-Verkauf lag das bereinigte EBITDA gar um 6,6% oder 12,5 Mio EUR über Vorjahresniveau. Die nordeuropäische Sparte trug im Vorjahresquartal 14,3 Mio EUR zum Konzern-EBITDA bei.

Zudem hat ProSiebenSat.1 ihre Kosten weiter gedrückt, indem TV-Aktivitäten in Berlin geschlossen und nach München verlagert wurden. "Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass wir mit unserem Maßnahmen-Paket rechtzeitig und angemessen auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld reagiert haben", kommentiere Ebeling die Zweitquartalszahlen.

Webseite: www.prosiebensat1.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 69 29725-102, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/bam Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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