UPDATE2: ProSiebenSat.1 wird profitabler

22.08.2007
(NEU: Aussagen aus der Telefonkonferenz, weitere Analystenstimmen,

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aktualisierter Aktienkurs)

Von Archibald Preuschat

Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Mehr Werbung und eine geringere Zinslast haben den Gewinn der ProSiebenSat.1 Media AG im ersten Halbjahr steigen lassen. Das Ergebnis nach Steuern und Minderheitsanteilen legte um 12% auf 128 Mio EUR zu. Die Senderkette konnte die operative Kennziffer EBITDA in den ersten sechs Monaten um 7% auf 241 Mio EUR steigern. Demgegenüber legte der Umsatz unterproportional um knapp 4% auf 1,05 Mrd EUR zu.

Das überproportionale Wachstum beim Nettoergebnis ist in erster Linie einem deutlich verbesserten Finanzergebnis infolge einer verringerten Zinslast geschuldet. Musste die Senderkette im ersten Halbjahr 2006 noch 22 Mio EUR an Zinsen und ähnlichen Aufwendungen zahlte, verringerte sich dieser Betrag auf 10 Mio EUR in den zurückliegenden sechs Monaten.

Der Umsatzanstieg wurde zwar von beiden Geschäftsbereichen, Free-TV und Diversifikation getragen, fiel aber unterproportional aus. So steigerte ProSiebenSat.1 den Außenumsatz im Segment Free-TV im ersten Halbjahr um 3% auf 934 Mio EUR, der Bereich sonstige Diversifikation legte um 22% auf 71 Mio EUR zu. Dahinter verbergen sich insbesondere Aktivitäten wie Pay-TV und Video-on-Demand sowie Online-Aktivitäten. Der Außenumsatz des Mitmachsenders 9live ging dagegen um 1% auf 47,5 Mio EUR zurück.

Für das Gesamtjahr erwartet die ProSiebenSat.1 Media AG unverändert, dass der deutsche TV-Werbemarkt netto um 2% bis 3% zulegen wird. In diesem Rahmen sollen auch die Werbeeinnahmen der deutschen Sender von ProSiebenSat.1 zulegen. Mit dieser Aussage rückte Vorstandsvorsitzender Guillaume de Posch von höher gesteckten Erwartungen ab.

Vor drei Monaten, bei Vorlage des Erstquartalsberichtes, hatte die Senderkette in Deutschland noch eine leicht überproportionale Steigerung der Werbeumsätze in Deutschland in Aussicht gestellt, dies aber abhängig von der Entwicklung der Zuschauermarktanteile gemacht.

Diese lagen bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen in den ersten sechs Monaten um 0,1 Prozentpunkt unter dem Vorjahresniveau bei 29,1%. Weiterhin schwach präsentierte sich Sat.1, dessen Marktanteil mit 10,5% um einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreshalbjahr lag. Das wirkte sich auch auf den Umsatz von Sat.1 aus, der auf 415,5 Mio von 425,2 Mio EUR zurückging. ProSieben und Kabel eins legten bei den Marktanteilen zu.

Finanzvorstand Lothar Lanz stellte in der Telefonkonferenz aber klar, dass der Gesamtumsatz in Deutschland, der auch Diversifikation, also beispielsweise video-on demand und Pay-TV- sowie Online-Aktivitäten umfasst, um 3,5% bis 4,5% über den 2,1 Mrd EUR des Vorjahres liegen soll.

Am Markt beeindruckte der abgesenkte Ausblick auf den deutschen Werbemarkt nicht. Entscheidender ist nach Ansicht von Sonia Rabussier, Analystin bei Sal. Oppenheim, die gewachsene Profitabilität, die über den Erwartungen lag. Für das zweite Quartal meldete die Senderkette eine EBITDA-Marge von 28,8% nach 28,1% im Vorjahreszeitraum. Rabussier überprüft derzeit ihre "Reduce"-Bewertung für die Aktie und sieht den fairen Wert des Papiers bei 25 EUR.

Die Analysten der Citgroup haben nach dem Zwischenbericht ihre Einstufung auf "Hold" von "Sell" erhöht und das Kursziel bei 24,80 EUR bestätigt. Angesichts des flachen Umsatzwachstums im TV-Geschäft sei die Kostenkontrolle der Senderkette der Schlüssel gewesen, schreiben sie.

Im Tagesverlauf legte die im MDAX gelistete Aktie des Medienunternehmens deutlich zu und notierte um 15 Uhr bei 24,50 EUR und damit 7,6% im Plus.

Durch den 3,3 Mrd teuren Zukauf der paneuropäischen Senderkette SBS Broadcasting ist ProSiebenSat.1 künftig deutlich weniger von der Entwicklung des heimischen Werbemarktes und den erzielten Zuschauermarktanteilen abhängig. Die erstmalige Konsolidierung von SBS ab Juli wird zu einer deutlichen Steigerung von Umsatz und Ergebnis führen. Mittelfristig hat sich die ProSiebenSat.1 Group zum Ziel gesetzt, den Anschluss an die Margen der Top-5-Medienkonzerne in Europa zu erreichen und ihre EBITDA-Marge auf 25% bis 30% zu steigern.

Dazu sollen die erwarteten Kosten- und Umsatzsynergien aus der Integration beitragen. Die Synergien in Höhe von 80 Mio bis 90 Mio EUR sollen von 2010 an erstmals vollständig wirksam werden.

Im ersten Halbjahr haben ProSiebenSat.1 und SBS Broadcasting zusammen mit 1,58 Mrd EUR 5,1% mehr erlöst und ein um 13,5% höheres EBITDA von 360,3 Mio EUR erzielt. Die SBS Broadcasting Group hat in den ersten sechs Monaten des Jahres ihre Umsätze in allen Regionen gesteigert. Die Erlöse stiegen um 8,3% auf 525 Mio EUR, das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA legte um 30% auf knapp 120 Mio EUR zu.

Nach dem Zukauf von SBS Broadcasting Ende Juni hat ProSiebenSat.1 den Bereich "Group Content" geschaffen. Die Abteilung "Group Content Acquisitions" ist für den gruppenweiten Erwerb von Lizenzen und Programmrechten verantwortlich. Die Abteilung "Group Content Production" ist für die gruppenweite Koordination von Eigen- und Auftragsproduktionen verantwortlich. Mit dieser Maßnahme gehen zahlreiche personelle Veränderungen einher, in deren Zuge auch hochrangige Manager von SBS Broadcasting in die neue Struktur der TV-Gruppe integriert werden.

ProSiebenSat.1 kündigte am Mittwoch weiterhin den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der Ratgeberplattform "wer-weiss-was" an, mit der die Online-Aktivitäten des Medienhauses gestärkt werden sollen.

Zuletzt war das Unternehmen insbesondere von Politikern für die Streichung von Nachrichtensendungen bei Sat.1 gescholten worden. Am Mittwoch kündigte de Posch Investitionen im zweistelligen Mio-EUR-Bereich in N24 an. Der Kanal soll zu Europas modernstem Nachrichtensender ausgebaut werden. Geld soll in neue Technologie aber auch einen Neubau in Berlin fließen. Insgesamt will ProSiebenSat.1 in diesem Jahr 1,6 Mrd EUR in das Programm der jetzt pan-europäischen Senderkette stecken, rund die Hälfte des Umsatzes.

Webseite: http://www.prosiebensat.1.com

-Von Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 138 72 18,

archibald.preuschat@dowjones.com

(Julia Mengewein in Frankfurt hat an diesem Artikel mitgewirkt.)

DJG/apr/jhe

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