UPDATE2: Qimonda-Schwäche drückt Infineon tiefer in Verlustzone

27.07.2007
(NEU: Aussagen CEO und CFO, Marktreaktion, Händlereinschätzung)

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Von Alexander Becker

Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Infineon Technologies AG ist belastet von einem schwachen Qimonda-Geschäft im dritten Quartal 2006/07 auf Konzernebene tiefer in die Verlustzone gerutscht. Ohne die Speicherchiptochter, also im Logikchipgeschäft, verbesserte der DAX-Konzern insgesamt Umsatz und Ergebnis sowohl im Vergleich zum Vorjahr wie auch zum Vorquartal. Hier erwartet der Chiphersteller weitere Verbesserungen. Infineon bekräftigt ihre Pläne, sich langfristig von Qimonda trennen zu wollen und gab der Aktie damit am Vormittag weiteren Auftrieb.

Auf Konzernebene verfehlte Infineon in Folge der bereits am Dienstag vorgelegten schwachen Qimonda-Zahlen die Ergebnisprognosen der Analysten deutlich. Diese hatten bei einem Umsatz von insgesamt 1,803 Mrd EUR ein EBIT von minus 164 und ein Konzernergebnis von minus 146 Mio EUR erwartet. Infineon wies nun einen Umsatz von lediglich 1,751 Mrd EUR, ein EBIT von minus 280 Mio EUR sowie einen Konzernfehlbetrag von 197 Mio EUR aus.

Qimonda hatte am Dienstag vor allem mit einem deutlich höher als erwarteten Verlust die Analystenerwartungen enttäuscht. Bei einem im Vergleich zum Vorjahr um 24% niedrigeren Umsatz von 740 Mio EUR wies Qimonda ein EBIT von minus 323 (Vj 100) Mio EUR aus. Qimonda hatte die schwachen Zahlen vor allem mit dem deutlichen Preisrückgang bei DRAM-Chips im Berichtszeitraum begründet. Infineon hält rund 86% an dem an der NYSE gelisteten Speicherchiphersteller und konsolidiert Qimonda voll.

In einer Telefonkonferenz zu den Drittquartalszahlen bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart, sich von Qimonda trennen zu wollen. So sei nach wie vor geplant, mittelfristig bei Qimonda nur noch einen Minderheitsanteil zu halten und langfristig ganz auszusteigen. "Wir sondieren derzeit aktiv Optionen für ein Anteilsverkäufe".

Ein Verkauf habe derzeit "Priorität" ergänzte Finanzvorstand Rüdiger Günther. Entsprechend würden "alle Optionen" für einen Verkauf geprüft. Nähere Angaben dazu wollte das Management auch auf Nachfrage nicht machen.

Am Markt kamen die Aussagen aber gut an. Der Aufswärtstrend am Freitag setzte sich weiter fort und verhalfen Infineon auf den Spitzenplatz unter den Gewinnern im DAX. Händler verweisen auf die "positiven" Aussagen zur gepülanten Trennung von der Beteiligung an Qimonda. In der Spitze legte das Papier um rund 5% zu. Um 11.18 Uhr notierten Infineon-Aktien in einem knapp behaupteten Gesamtmarkt noch 3,6% im Plus bei 12,64 EUR.

Ohne Qimonda lag der Umsatz von Infineon bei 1.011 (Vj 978) Mio EUR und das EBIT bei 13 (Vj minus 28) Mio EUR. Nach Einschätzung eines Analysten fielen die Zahlen im Rahmen der Erwartungen aus. Die Zahlen seien geprägt von den schwachen Qimonda-Zahlen, so der Experte, der namentlich nicht genannt werden wollte. Im Kerngeschäft sei die Entwicklung dagegen als leicht positiv einzuschätzen. Das EBIT ex Qimonda bezeichnete der Analyst als gut.

Insbesondere das AIM-Geschäft habe eher positiv überrascht, die Com-Sparte liege "in line". Den Ausblick bezeichnet der Teilnehmer als "recht stark". Insgesamt bleibe festzuhalten, dass die Entscheidung zur Ausgliederung von Qimonda richtig gewesen sei.

Im laufenden vierten Quartal rechnet Infineon für die Segmente ohne Qimonda mit einem weiterem Umsatzwachstum. Dieses resultiere "hauptsächlich aus dem Segment Kommunikationslösungen" und "zu einem geringeren Teil" aus dem Segment Automotive, Industrial & Multimarket (AIM). Das Unternehmen gehe davon aus, dass das EBIT "stark steigen" und sich die EBIT-Marge verbessern wird. Für das vierte Quartal erwartet das Unternehmen keine nennenswerten Netto-Sonderaufwendungen.

Angesichts der Unternehmenssteuerreform 2008, die voraussichtlich im vierten Quartal des Geschäftsjahrs 2007 in Kraft treten werde, rechnet Infineon mit möglichen zusätzlichen Steueraufwendungen. So werde Infineon die Position der latenten Steuern für seine Aktivitäten in Deutschland in seiner Bilanz neu bewerten müssen.

Die daraus resultierende Abwertung der latenten Steuern "hätte im vierten Geschäftsquartal zusätzliche Steueraufwendungen zur Folge". Finanzvorstand Günther rechnet hier mit Aufwendungen im zweistelligen Mio-EUR-Bereich.

Ziebart bekräftigte in der Telefonkonferenz das mittelfristige Ergebnisziel, nach dem im Geschäftsjahr 2008/09 ohne Qimonda eine EBIT-Marge von 10% erwirtschaftet werden soll. Im abgelaufenen dritten Quartal lag diese Kennziffer gerade einmal bei 1,3%.

Im Geschäft mit drahtlosen Kommunikationslösungen stiegen die Lieferungen von Mobiltelefonplattformen laut Infineon wie erwartet stark an. Dieses resultiere sowohl aus dem fortgesetzten Hochlauf der Produktion bei bisherigen Kunden als auch aus dem Beginn des Hochlaufs bei neuen Kunden.

Die drahtlose Kommunikation war in den vergangenen Quartalen defizitär und vor allem für die Verluste der Com-Sparte verantwortlich. Hier bekräftigte Infineon frühere Angaben, nach denen im Segment drahtlose Kommunikation im vierten Quartal des Kalenderjahres 2007 der Breakeven erreicht werden soll.

Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2006/07 senkte Infineon den Com-Fehlbetrag etwas stärker als erwartet auf minus 34 Mio von minus 61 Mio EUR im Vorjahreszeitraum und minus 53 Mio EUR im Vorquartal. Beim Umsatz verfehlte das Com-Segment aber mit 259 Mio EUR die Erwartungen der Analysten. Diese hatten bei einem Umsatz von 269 Mio mit einem EBIT-Felbetrag von 35 Mio EUR gerechnet.

In der Sparte AIM steigerte Infinoen den Gewinn über den Erwartungen der Analysten. Das EBIT legte auf 81 Mio von 70 Mio EUR im Vorjahr und 66 Mio EUR im Vorquartal zu. Im EBIT des dritten Quartals 2006/07 ist dabei ein Gewinn von 17 Mio EUR im Zusammenhang mit dem Verkauf des POF-Geschäfts enthalten. Infineon hatte das POF-Geschäft Anfang April an die Avago Technologies verkauft, dabei aber keinen Verkaufspreis genannt.

Webseite: http://www.infineon.de

- Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 - 5521 4030

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