UPDATE2: Qimonda senkt Kosten nach erneutem Quartalsverlust

22.04.2008
(NEU: Aussagen CFO Majerus, Hintergrund) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Aussagen CFO Majerus, Hintergrund) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Qimonda AG hat im zweiten Quartal 2007/08 belastet von einem anhaltend schwachen Marktumfeld erneut rote Zahlen geschrieben und will ihre Kosten nun weiter reduzieren. Im Berichtszeitraum verbuchte der Chiphersteller bei einem Umsatz von 412 (Vorjahr 984) Mio EUR ein EBIT von minus 468 (plus 85) Mio EUR und ein Konzernergebnis von minus 482 (plus 57) Mio EUR, wie die Infineon-Tochter am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte.

Mit den vorgelegten Zahlen weist Qimonda das vierte Quartal in Folge einen Verlust aus. Im Vorquartal, dem ersten Quartal des laufenden Qimonda-Geschäftsjahres, hatte der Münchner Speicherchiphersteller allerdings mit minus 598 Mio EUR einen noch höheren Verlust geschrieben.

Die Brutto-Cashposition zum Ende des zweiten Quartals gab Qimonda mit 768 Mio EUR nach 746 Mio EUR im Vorquartal an. Die Netto-Cash-Position reduzierte sich auf 216 Mio EUR nach 374 Mio EUR im Vorquartal.

Nach Einschätzung von Finanzvorstand Michael Majerus verfügt Qimonda damit über eine weiterhin "solide Cash-Position". Im Gespräch mit Dow Jones Newswires verwies Majerus darauf, dass Qimonda einer der wenigen Speicherchiphersteller weltweit ist, der überhaupt über eine positive Cash-Position verfügt. In der Netto-Cash-Position sind Erlöse über 170 Mio EUR aus der Begebung einer Wandelanleihe sowie ein befristetes Darlehen in Höhe von 40 Mio EUR enthalten.

Qimonda will nun weitere Schritte einleiten, um die Finanzstruktur zu optimieren. So habe Qimonda im April eine Sale-and-Lease-Back-Transaktion über 43,5 Mio USD abgeschlossen. Sein Unternehmen arbeite zudem an weiteren Maßnahmen, so Majerus, ohne diese jedoch näher auszuführen.

Majerus verwies vor dem Hintergrund der Finanzstruktur auch auf den im Vergleich zum Vorquartal deutlich gesunkenen Mittelabfluss. Im zweiten Quartal 2007/08 habe sich der Mittelabfluss aus dem operativen Geschäft auf 110 Mio EUR reduziert, von 158 Mio EUR im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Der Grund seien hauptsächlich Optimierungen des Betriebskapitals.

Qimonda strebt zudem nun jährliche Einsparungen von 180 Mio EUR im Vergleich zur aktuellen Kostenstruktur an. Die Einsparungen sollen sich aus einer Reduzierung des Personals um weltweit 10% und einer Senkung der laufenden Kosten ergeben.

Hier rechnet Qimonda damit, dass die Maßnahmen zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2007/08 Ende September abgeschlossen werden und dann im kommenden Geschäftsjahr voll zum tragen kommen.

Wie hoch die damit verbundenen Restrukturierungskosten ausfallen werden, steht ebenso noch nicht fest wie die in Deutschland betroffenen Arbeitsplätze, sagte Majerus weiter und verwies auf anstehenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat.

Teil des Kostensenkungsprogramm ist auch die Reduzierung der Entwicklungsaktivitäten im Bereich nicht-flüchtiger Speicherchips auf die Grundlagenforschung. Eine entsprechende Entwicklungskooperation mit Macronix wird beendet. Bereits bei der Vorlage der Erstquartalszahlen hatte der Speicherchiphersteller angekündigt, seine Investitionen im laufenden Geschäftsjahr um 250 Mio EUR auf 400 Mio bis 500 Mio EUR zu senken.

Diese Kürzungen sollen Majerus zufolge nicht zu Lasten der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gehen. So liege Qimonda im Plan, ihre Produktivitätsziele zu erreichen. Das Unternehmen habe sich inzwischen fast vollständig von seiner 200mm-Fertigung getrennt. Majerus verwies zudem auf das Potenzial der neuen Buried Wordline-Technologie. Hier hat Qimonda kürzlich eine Lizenz- und Fertigungsvereinbarung für die 65 nm Buried Wordline-Technologie unterzeichnet.

Qimonda will das erste Produkt, einen 1-Gbit-DDR2-Speicherchip auf Basis der 65 nm Buried Wordline-Technologie, im September 2008 einzuführen. Damit sieht sich Qimonda als einzigen Chiphersteller mit einer konkreten Roadmap für ein Produkt der nächsten Chipgeneration.

Qimonda geht ferner nun davon aus, dass die Bit-Produktion im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs aufgrund der Reduzierung der Kapazitätskorridore bei Fertigungspartnern mit einer hohen einstelligen Rate fällt. Im Geschäftsjahr 2007/08 strebe das Unternehmen eine Steigerung der Bit-Produktion um 20% bis 30% an. Bisherige Prognosen seien dagegen von einer Steigerung um 30% bis 40% ausgegangen.

Die Infineon Technologies AG hält derzeit 77,5% an Qimonda, die seit August 2006 an der New York Stock Exchange (NYSE) notiert ist. Am Montagabend hatte Infineon jedoch mitgeteilt, dass das Unternehmen den Verkauf und die Dekonsolidierung ihrer Tochter vorbereitet. Als Folge sieht Infineon für sich einen Abschreibungsbedarf von 1 Mrd EUR.

Dieser Wert wird bei Infineon im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs das Ergebnis der nicht fortgeführten Aktivitäten belasten. Die bisherige Prognose zur EBIT-Entwicklung von Infineon ohne Qimonda für das zweite Quartal und das gesamte Geschäftsjahr bleiben jedoch unverändert.

Webseite: http://www.qimonda.com - Von Alexander Becker , Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com. (Claudia Nehrbaß hat an dem Artikel mitgewirkt.) DJG/abe/jhe

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