UPDATE2: Sachsen bietet finanzielle Hilfe für Qimonda an

16.12.2008
(NEU: Reaktion von Infineon.)

(NEU: Reaktion von Infineon.)

Von Philipp Grontzki

DOW JONES NEWSWIRES

DRESDEN/MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Freistaat Sachsen hat seine Bereitschaft erklärt, dem finanziell angeschlagenen Speicherchiphersteller Qimonda AG mit einem Darlehen von 150 Mio EUR zu helfen. Dies sei aber an die Erwartung geknüpft, dass sich die Qimonda-Mutter Infineon Technologies AG ebenfalls mit einem Betrag in dieser Höhe an einer Lösung beteilige, teilte der Freistaat am Dienstag mit. Infineon, die 77,5% an Qimonda hält, lehnte dies ab.

Die Forderung an Infineon, einen "unkonditionierten dauerhaften Beitrag in Höhe von 150 Mio EUR in bar" zu leisten, übersteige "bei weitem" die Möglichkeiten, wie man sie in den Verhandlungen mit dem Freistaat frühzeitig und deutlich zum Ausdruck gebracht habe, teilte das Unternehmen in Reaktion auf die Erklärung Sachsens mit. Qimonda beschäftigte Ende September rund 3.200 Personen in Dresden.

Sachsen begründete am frühen Nachmittag die in Aussicht gestellte Finanzhilfe mit dem Glauben an die Chancen der so genannten Buried-Wordline-Technologie bei Qimonda. "Sachsen möchte dem Unternehmen die Chance eröffnen, mit dieser neuen Technologie am Weltmarkt wieder konkurrenzfähig zu werden", erklärte Ministerpräsident Stanislaw Tillich. "Mit der Bereitstellung des Darlehens soll das Unternehmen die notwendige Liquidität erhalten, die für die breite Einführung dieser modernen Technologie nötig ist."

Qimonda hatte die Buried-Wordline-Technik Ende Februar vorgestellt. Speicherchips, die basierend auf dieser Technologie hergestellt werden, sind anders gebaut als die bisherigen Qimonda-Chips mit Trench-Technik, und ermöglichen kleinere Strukturbreiten für die Speicherhalbleiter. Zudem soll der Stromverbrauch dieser Chips deutlich unter dem von Chips mit herkömmlicher Technik liegen.

Infineon hatte Qimonda im August 2006 an die New Yorker Börse gebracht, um sich auf die Produktion von Logikchips für Automobil-, Industrie- sowie Telekommunikationsunternehmen zu konzentrieren und zuletzt erklärt, weiterhin bemüht zu sein, die verbleibende Qimonda-Beteiligung zu verkaufen. Infineon-Vorstandssprecher Peter Bauer sagte erst Anfang Dezember, dass es weiterhin Interessenten gebe.

Die Infineon-Tochter schreibt in Folge eines anhaltend schwachen Preisniveaus bei Speicherchips seit mehreren Quartalen deutliche Verluste. Qimonda hat im Oktober ein Restrukturierungsprogramm aufgelegt, in dessen Rahmen rund 3.000 Stellen, davon 950 in Dresden, gestrichen werden sollen.

"Wir bedauern außerordentlich, dass unsere Vorschläge vom Freistaat Sachsen nicht berücksichtigt worden sind", erklärte Infineon-Vorstandssprecher Bauer am Dienstag. "Infineon hat trotz der äußerst angespannten Marktlage einen Kredit angeboten in Verbindung mit dem Verkauf eines substantiellen Aktienpaketes an den Freistaat." Infineon sei weiterhin zu Gesprächen mit der Regierung von Sachsen bereit, so das Unternehmen.

Qimonda hatte Anfang Dezember davor gewarnt, dass bei dem Unternehmen im schlimmsten Fall im ersten Kalenderquartal 2009 Liquiditätsengpässe entstehen könnten. Zugleich verschob Qimonda damals die Vorlage der Jahresbilanz 2007/08 auf Mitte dieses Monats mit der Begründung, mit verschiedenen strategischen Investoren und Finanzinvestoren aktuell Gespräche zu führen, und dass die Möglichkeit bestehe, in den kommenden Wochen eine entsprechende Transaktion mitteilen zu können.

Webseiten: http://www.infineon.com http://www.qimonda.com -Von Philipp Grontzki, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 107, philipp.grontzki@dowjones.com DJG/phg/ncs Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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