UPDATE2: Siemens gibt optimistischen Ausblick für Energiegeschäft

01.07.2008
(NEU: Weitere Aussagen Management, Hintergrund, Aktienkurs) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Weitere Aussagen Management, Hintergrund, Aktienkurs) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG will in den kommenden Jahren mit dem Energy-Sektor stärker als der Markt wachsen. Der weltweite Markt werde dabei bis 2010 um rund 9% pro Jahr zulegen, sagte Sektor-CEO Wolfgang Dehen am Dienstag während des Capital Market Days des Energy-Sektors in München. Auch die CEOs der einzelnen Divisionen des Sektors äußerten sich vor Anlegern und Analysten optimistisch über die mittelfristigen Wachstumsperspektiven.

Dehen bekräftigte die Margenziele seines Sektors. Demnach wird im Geschäftsjahr 2009/10 eine operative Marge von 11% bis 15% angepeilt. Der Energy-Sektor ist mit einem Umsatz von zuletzt rund 20 Mrd EUR der zweitgrößte Geschäftsbereich von Siemens. Siemens hat sein Kerngeschäft seit Jahresbeginn 2008 in die drei Sektoren Industry, Energy und Healthcare aufgegliedert.

Nach dem Jahr 2010 soll Siemens im Energietechnikgeschäft "die Industrie-Benchmark" sowohl bei der Umsatz- als auch Ergebnisentwicklung werden, so Dehen weiter. Siemens konkurriert auf dem Markt für Energietechnik unter anderem mit ABB, Alstom und General Electric. Der positive Langfristtrend sei nach wie vor intakt, so Dehen mit Blick auf die generellen Perspektiven der Energietechnikbranche.

Die Analysten der UniCredit sehen in den vom Energy-Management getätigten Aussagen keine Überraschungen und finanziellen Einblicke, die ihre fundamentale Sicht ändern würden. So habe Sektor-CEO Dehen darauf verwiesen, dass das Geschäft nach wie vor gut laufe und in den vergangenen Wochen ein "großes Momentum" gezeigt habe.

Mit rund 40 Mrd EUR verfüge Siemens hier über einen "starken Auftragsbestand", der so hoch wie noch nie in der Unternehmensgeschichte sei, so die Analysten. "Unser Eindruck ist, dass sowohl Siemens als auch der Energy-Bereich auf gutem Wege sind, die gesteckten Ziele zu erfüllen." Sie bewerten Siemens mit einem "Buy-Rating" und einem Kursziel von 105 EUR.

Siemens profitiere im Energiebereich von mehreren günstigen Markttrends. So verweist Dehen unter anderem auf die hohen Energiekosten und die zugleich steigende Nachfrage nach Energie sowie die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Ebenfalls positiv werde sich die alternde Infrastruktur bei Kraftwerken wie Stromnetzen und die steigende Komplexität von Energiesystemen auf das Siemens-Geschäft auswirken.

Die einzelnen Divisionen des Energy-Sektors haben laut Dehen bereits eine marktführende Position. Während Power Transmission weltweit Marktführer sei, bekleide Siemens mit den Divisionen Oil & Gas, Fossil Power Generation, Power Distribution und Service Rotating Equipment jeweils eine Nummer-Zwei-Position.

Der CEO der Sparte Fossil Power, Michael Süss, verwies darauf, dass die grundlegende Margensituation in seinem Bereich nach wie vor "gut" sei. Siemens hatte Mitte März wegen Problemen bei der Umsetzung von Großprojekten eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr ausgegeben.

Laut UniCredit-Analysten bekräftigten sowohl Joe Kaeser wie auch Dehen am Vorabend, dass künftig jeder Bereich seine Ziele zu erfüllen habe. Laut Dehen müssen alle Neuaufträge diese Maßnahmen einhalten. Im kommenden Geschäftsjahr werde Siemens Kraftwerks-Projekte im Volumen von rund 3 Mrd EUR abliefern, die dabei in Folge der Projektüberprüfung und Sonderbelastungen aber keine Marge liefern würden.

Künftiger Wachstumstreiber soll vor allem das Geschäft mit Gasturbinen sein. So würden gasbefeuerte Kraftwerke mehr als 40% des zukünftigen Marktes ausmachen, sagte Divisions-CEO Süss. Entsprechend liege auch das Hauptaugenmerk seines Bereichs auf diesem Markt.

Der CEO der Division Oil & Gas, Frank Stieler, kündigte vor den Analysten an, dass sich sein Bereich im laufenden Geschäftsjahr von einem Teil des Geschäfts trennen werde. Nähere Ausführungen dazu machte der Manager nicht, sagte aber, dass diese Desinvestition im Schlussquartal des laufenden Geschäftsjahrs 2007/08 ergebniswirksam werde.

Siemens hatte im Januar angekündigt, sich vom Ventilatorengeschäft zu trennen, welches das Unternehmen nicht zu den Kernaktivitäten des Energy-Sektors zählt. Für die Ventilatoren-Tochter Turbo GmbH gebe es derzeit eine hohe Zahl von Interessenten, so ein Siemens-Sprecher. Derzeit liefen Verhandlungen.

Eine aggressive Wachstumsstrategie will Siemens offenbar im Bereich Renewables verfolgen. Hier soll das Geschäft von derzeit weltweit Platz sechs bis zum Jahr 2012 unter die Top drei der Branche geführt werden. Der Konzern will schneller als der Markt wachsen und die Präsenz weltweit ausbauen.

Anhaltend starkes Wachstum erwartet Siemens auf dem Markt für Off-Shore-Windkraft. Hier sei Siemens Weltmarktführer und sehe ein "grenzenloses" Wachstumspotenzial, sagte der Leiter der Division Renewable Energy, Rene Umlauft. Alleine in Europa gebe es noch Standorte mit einer potenziellen Installationsleistung von rund 70 Megawatt. Siemens habe derzeit im Off-Shore-Bereich einen Auftragsbestand von etwa 1 Gigawatt.

Dabei will das Unternehmen bei Erneuerbaren Energien sein Produktportfolio ausweiten. Siemens konzentriert sich in dem Bereich vornehmlich auf den Windkraftmarkt. Anfang April hatte Umlauft in einem Interview mit Dow Jones Newswires angekündigt, sich noch in diesem Jahr über das Windenergiegeschäft hinaus mehr auf erneuerbare Energien konzentrieren zu wollen.

Erste Entscheidungen über neue Investitionen in den Bereichen Solar-, Biomasse- und geothermische Energie wollte das Unternehmen den damaligen Angaben zufolge in der zweiten Jahreshälfte treffen.

Nicht nur in der Stromerzeugung, auch in der Stromübertragung und -verteilung gibt es nach Einschätzung von Siemens eine unverändert hohe Nachfrage. Auch hier würden der Bedarf an neuen Anlagen ebenso wie der Ersatz älterer Anlagen die Nachfrage antreiben.

In der Division Power Transmission etwa geht Siemens angesichts der günstigen Marktbedingungen davon aus, im Geschäftsjahr 2009/10 mit der operativen Marge am oberen Ende der Zielmargenspanne zu liegen, so Division-CEO Udo Niehage. Bis 2010 peilt Power Transmission eine Marge von 10% bis 14% an. Der Umsatz soll dabei bis 2010 um jährlich mehr als 10% wachsen.

Ralf Christian, CEO der Division Power Distribution, sieht zudem nach wie vor keine Anzeichen für eine Abschwächung der aktuell starken Nachfrage bis zum Jahr 2010. Während Siemens bei Power Transmission mit einem Marktwachstum von jährlich 7,5% ausgeht, soll der Markt von Power Distribution um 6% pro Jahr zulegen.

Die Siemens-Aktie notiert am Dienstagnachmittag in einem sehr schwachen Marktumfeld 0,6% im Minus bei 70,09 EUR.

Webseite: http://www.siemens.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/jhe/kla/nas

Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite