UPDATE2: Telekom tritt 2008 beim Gewinn auf der Stelle

08.11.2007
(Neu: Analysten, Details) Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires

(Neu: Analysten, Details) Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires

BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG schafft voraussichtlich auch nächstes Jahr kein Gewinnwachstum. Wie der größte europäische Telefonkonzern am Donnerstag mitteilte, muss er mehr in den Ausbau von Technik und Angeboten investieren und erwartet daher nur ein stagnierendes Betriebsergebnis.

Jedoch überraschte die Telekom mit einem Gewinnanstieg auch im dritten Quartal dank weiter sinkender Kosten. Außerdem flossen ihr so viele Barmittel zu, dass sie die Cash-Flow-Prognose für 2007 anhob. Die Börse honorierte die Nachrichten mit einem Kursplus.

Im kommenden Jahr steht die Telekom vor wachsenden Ausgaben für ihr UMTS-Mobilfunknetz in den USA, der wichtigsten Wachstumsregion des Konzerns. Außerdem müsse man für Breitbandangebote wie das Internet-Fernsehen in Deutschland tiefer in die Tasche greifen, kündigte der Vorstandsvorsitzende Rene Obermann an. Auch dieses Feld gehört zu den Bereichen, in die das DAX-Unternehmen große Hoffnungen setzt.

Die Aufrüstungen führen dazu, dass das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 2008 wohl nur auf dem Niveau dieses Jahres liegen wird, wie Obermann ankündigte. Für 2007 bekräftigte er die Prognose. Demnach soll der Betriebsgewinn nur noch rund 19 Mrd EUR erreichen. Im vorigen Jahr war er bereits auf 19,4 Mrd gesunken. Zuletzt hatte die Telekom das bereinigte EBITDA 2005 steigern können.

Allerdings deutete Obermann an, dass der Ertrag in diesem Jahr auch höher ausfallen könnte - man wolle die Prognose "mindestens treffen", sagte er vor der Presse. Zuletzt hatte das DAX-Unternehmen vor allem wegen des zunehmenden Wettbewerbs in Deutschland seine Ziele zwei Mal zurückgenommen.

Der Konkurrenzkampf prägte auch das dritte Quartal, das gleichwohl weitere Aufhellungen zeigte. So fuhr die Telekom wie bereits in der Frühjahrsperiode ein leicht höheres Betriebsergebnis von 5,1 Mrd EUR ein, während das Gros der Analysten mit einem abermaligen Rückgang gerechnet hatte. Hier habe sich das Sparprogramm bemerkbar gemacht, das bereits zu 1,4 Mrd geringeren Kosten geführt habe, sagte Obermann, der demnächst ein Jahr im Amt ist.

Auf Neunmonatsbasis musste die Telekom gleichwohl einen einprozentigen Rückgang beim bereinigten EBITDA hinnehmen. Ungeachtet dessen kam deutlich mehr Geld in die Kasse: Der freie Cash-Flow lag bis September bereits bei 5,8 Mrd EUR und damit nahe am Zwölf-Monats-Ziel. Angesichts dessen hob die Telekom ihre Prognose an und erwartet dieses Jahr nun rund 6,5 Mrd EUR. In dieser Größenordnung soll sich der Mittelzufluss auch 2008 bewegen. Die Aktionäre können daher weiter mit einer "attraktiven" Dividende rechnen, die für 2006 bei 0,72 EUR pro Aktie lag.

Unter dem Strich gab es beim Neunmonatsüberschuss freilich einen Einbruch von gut zwei Dritteln. Hier spielten allerdings mehrere Sonderfaktoren hinein. Bereinigt lag der Rückgang bei gut einem Viertel, was unter anderem auf die Finanzierung von Zukäufen zurückzuführen ist. Im dritten Quartal erzielte die Telekom ohne außerordentliche Effekte sogar ein um 7% höheres Nettoergebnis von 1,1 Mrd EUR.

Dem lag ein Umsatzplus von 1,4% auf 15,7 Mrd EUR zu Grunde. Seit Januar sind die Erlöse um fast 3% auf 46,7 Mrd gestiegen. Wachstumsmotor war erneut das Auslandsgeschäft, das jetzt für gut die Hälfte der Erlöse steht. Hier wiederum erwies sich wiederum der Mobilfunk als die treibende Kraft - insbesondere in den USA, wo fast 860.000 Kunden hinzukamen. Weltweit hat T-Mobile jetzt fast 114 Millionen Handy-Nutzer. In Deutschland steht das Geschäft jedoch weiter unter Druck.

Große Erwartungen setzt die Telekom hier in das i-Phone von Apple, das jetzt auf den Markt kommt. Er rechne angesichts der erheblichen Voranmeldungen mit einer starken Nachfrage, sagte Obermann.

Das seit kurzem verbilligt angebotene Internet-Fernsehen hat der Telekom bisher rund 50.000 Nutzer beschert. Bis Jahresende sollen es nach den bisherigen Plänen bis zu 200.000 werden.

Mit solchen Kombiangeboten aus breitbandigem Fernsehen, Internet und Telefon will die Telekom dem anhaltenden Umsatzverfall im inländischen Festnetzgeschäft begegnen. Das dritte Quartal brachte erneut einen Rückgang von 9%. Das bereinigte Betriebsergebnis ging jedoch mit 11% weniger stark zurück als in den beiden Vorquartalen.

Auch lag der Verlust bei den normalen Telefonanschlüssen erstmals unter der Marke von einer halben Million. Dem stehen 480.000 Neuzugänge bei den zukunftsträchtigen Breitbandanschlüssen gegenüber. Mit einer Vermarktungsquote von 48% liege man über dem Zielkorridor, unterstrich Obermann.

Die Geschäftskundensparte T-Systems verzeichnete zwischen Juli und September abermalige Rückgänge bei Umsatz und Gewinn. Zu der Partnersuche für den Bereich Systemintegration hatte Obermann keine Neuigkeiten parat: Man führe hier Gespräche mit verschiedenen potenziellen Interessanten, sagte er lediglich.

Zugleich gab er die Veräußerung einer T-Systems-Tochter, des Rundfunkdienstleister Media&Broadcast, an einen französischen Wettbewerber bekannt. Sie stand auf der Verkaufsliste der Telekom, die jetzt weitgehend abgearbeitet ist.

An der Börse kamen die Nachrichten aus Bonn gut an. Der Kurs der T-Aktie lag am Mittag 2,3% im Plus bei rund 14,40, womit das Papier zu den wenigen Gewinnern im leicht rückläufigen DAX gehörte. Von Analystenseite erfuhr die Telekom ebenfalls Lob. So nannte die WestLB die Zahlen unerwartet stark und hob ihr Kursziel um 1 EUR auf 14,50 EUR an.

Webseite: http://www.telekom3.de -Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213, TMT.de@dowjones.com DJG/stm/jhe

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