UPDATE2: Telekom wappnet sich für großen Streik

10.05.2007
(NEU: weitere Details, Analysten, Aktienkurs)

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Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG wappnet sich für den ersten großen Streik ihrer Geschichte, der ihr Inlandsgeschäft weiter unter Druck setzen dürfte. Es sei mit Beeinträchtigungen bei den Kunden zu rechnen, erklärte der Bonner Konzern am Donnerstag bei Vorlage der Erstquartalszahlen. Beim Start ins Jahr verlor die Telekom im inländischen Festnetz verstärkt Kunden, was trotz insgesamt höherer Umsätze und einer positiven Entwicklung im Mobilfunk wie erwartet zu einem klaren Ergebnisrückgang führte. Die Ziele fürs Gesamtjahr wurden aber bekräftigt.

Der Vorstandsvorsitzende Rene Obermann betonte, die Zahlen zeigten, dass die Telekom in Deutschland weiter unter erheblichem Wettbewerbsdruck stehe. "In diesem Land herrscht ein gnadenloser Preiskampf", beklagte er. Zu den eingeleiteten "Reformschritten" gebe es daher keine Alternative: "Nur so können wir langfristig die Eigenständigkeit der Deutschen Telekom und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze im Unternehmen erreichen", mahnte der Konzernlenker.

An die Gewerkschaft ver.di appellierte er, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Ein Streik nützt niemandem", warnte Obermann mit Blick auf die anstehende Bekanntgabe der Ergebnisse der dreitätigen Urabstimmung unter den rund 50.000 Mitarbeitern der Festnetzsparte, die der Konzern in Subunternehmen ausgliedern will. Sie sollen dort weniger verdienen und länger arbeiten. Der Vorstand betonte noch einmal, dass er den bevorstehenden Arbeitskampf nicht gewollt und mit konkreten Angeboten alles getan habe, um ihm zu vermeiden. Nun bereite man sich darauf vor, die Auswirkungen so klein wie möglich zu halten.

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen betonte das Management, man habe keinen Anlass, deswegen Abstriche an der Ergebnisprognose für dieses Jahr zu machen. Die Telekom geht weiter davon aus, aus einem etwas höheren Umsatz ein leicht unter Vorjahr liegendes Betriebsergebnis von rund 19 Mrd EUR zu erwirtschaften. In den vergangenen Monaten hatte die Telekom ihre Prognose vor allem wegen der negativen Inlandsentwicklung zwei Mal zurücknehmen müssen.

Auch im ersten Quartal waren die Erlöse auf dem Heimatmarkt um 5% und das operative Ergebnis 19% rückläufig. Dem steht eine zweistellige Zunahme im Ausland gegenüber, von wo inzwischen die Hälfte des Konzernumsatzes kommt. Dieser legte zwischen Januar und März insgesamt um 4% auf knapp 15,5 Mrd EUR zu, während das um Sonderereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um fast 6% auf 4,7 Mrd EUR sank. Damit lag die Telekom im Rahmen der Markterwartungen. Überraschend stark fiel jedoch der Reingewinn zurück - er rutschte, auch wegen höherer Firmenwert-Abschreibungen - um 58% auf 459 Mio EUR ab.

Im angespannten inländischen Festnetz ging der Verlust an normalen Telefonleitungen beschleunigt weiter: 588.000 Kunden kehrten der Telekom den Rücken. Auf der anderen Seite kamen im wichtigen Breitbandgeschäft in Deutschland rund 570.000 DSL-Nutzer hinzu, die das Unternehmen selbst gewann - das bislang stärkste Quartalswachstum. Das Resale-Geschäft, also der Weiterverkauf von DSL-Leitungen durch andere Anbieter, büßte demgegenüber weiter an Dynamik ein.

Einziger Schrittmacher war erneut der Mobilfunk - in diesem deutlich größten Konzernbereich legten Umsatz und Betriebsgewinn um rund 11% zu. Dabei behielt das US-Geschäft mit 980.000 neuen Kunden seine Rolle als Wachstumsmotor der Telekom. In Deutschland stach der hohe Zuwachs an Vertragskunden hervor - mit gut 250.000 fast drei Mal soviel wie zwölf Monate zuvor. Das Geschäftskundensegment, die kleinste der drei Sparten, erzielte aus leicht höheren Erlösen ein wesentlich geringeres Ergebnis. Allerdings wies T-Systems einen hohen Auftragseingang auf.

Für das Großkundengeschäft dieser Konzernsäule hat die Telekom mit der Suche nach einem Partner begonnen. Es seien erste Gespräche mit potenziellen Investoren geführt worden, berichtete Obermann. Auf der anderen Seite vermeldete er den Verkauf der französischen Webtochter Club Internet an Neuf Cegetel für angeblich rund eine halbe Mrd EUR. Daneben komme das Sparprogramm voran. Von den für diesen Jahr geplanten Kostensenkung um 2 Mrd EUR sei bereits mehr als die Hälfte gesichert.

Die Börse zeigte sich von den Nachrichten aus Bonn unbeeindruckt: Der Kurs der T-Aktie bewegte sich nicht von der Stelle. Analysten sagten, die Zahlen entsprächen den Erwartungen. Ulrich Trabert vom Bankhaus Metzler hob hervor, dass das Management realistisch an die Zukunft herangehe und auf Schönreden verzichte.

Webseiten: http://www.telekom3.de

http://www.verdi.de

-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

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