UPDATE2: ThyssenKrupp droht Konflikt mit Arbeitnehmern

24.04.2009
(NEU: Komplett neu, mit Betriebsrat, mehr Hintergrund)

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Von Martin Rapp

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Stahlkonzern ThyssenKrupp will laut Betriebsrat das Unternehmen weitreichender umbauen als bisher angekündigt und droht, damit in Konflikt mit den Arbeitnehmern zu geraten. Deren Vertretern sei am Donnerstag ein verändertes Restrukturierungskonzept als das zuletzt im Aufsichtsrat beschlossene von der Unternehmensführung vorgestellt worden, teilte der Konzernbetriebsrat am Freitag mit.

Nach Angaben von Thomas Schlenz, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der ThyssenKrupp AG, gegenüber Dow Jones Newswires will das Unternehmen die geplanten zwei Konzernsparten eher "virtuell" organisieren. Alle Geschäfte würden dann vom Zentralvorstand geführt. Die Sparten hätten somit keine Eigenständigkeit, was die Grundlage der Vereinbarung vom 27. März gewesen sei.

Damals hatten sich Kapitalseite und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat grundlegend auf den Umbau des in Duisburg und Essen ansässigen Konzerns geeinigt. Demnach sollten die bisher fünf Sparten zu zwei zusammengeführt werden und einige hundert Stellen in der Verwaltung eingespart werden. Die Arbeitnehmervertreter hatten bereits im Vorfeld ihre Zustimmung von dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen abhängig gemacht. Auch der bestehende Tarifvertrag und die Vereinbarungen zur Mitbestimmung sollten beibehalten werden, hatte die Belegschaft gefordert.

Bei der damaligen Einigung habe man sich auf ein Eckpunktepapier verständigt, wonach im Zuge der Neuaufstellung "betriebsbedingte Kündigungen nicht erfolgen werden", sagte Schlenz. Der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz hatte nach dem Treffen des Aufsichtsrats jedoch ein solches Vorgehen nicht ausgeschlossen. Auch das über die wegfallenden Verwaltungsstellen hinaus gehende Streichen von Arbeitsplätzen wollte Schulz damals nicht ausschließen.

Dass nun das Umbaukonzept ohne Absprache verändert wurde, werten die Arbeitnehmervertreter als Wortbruch. "Die Konzernspitze rückt von dem ab, was sie erst vor vier Wochen mit uns vereinbart hat", sagte Schlenz. Dies widerspreche auch der bisher geübten Kultur der Mitbestimmung. Ein Sprecher der IG Metall bezeichnete das Vorgehen des Unternehmens als "Eskalation".

Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollen dem neuen Konzept nun am 13. Mai, wenn der Aufsichtsrat das nächste Mal zusammentritt, nicht zustimmen. Sie zweifeln Schlenz zufolge auch den Erfolg einer derart zentralisierten Struktur hinsichtlich der breiten Geschäftstätigkeit des Konzerns an. Der Betriebsrat fordert ein erfolgsversprechendes und schlüssiges Konzept sowie weiter den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Der Gewerkschaftssprecher kündigte Beratungen in den Gremien über das weitere Vorgehen an. Dabei würden alle Möglichkeiten ausgelotet, sagte er.

Ein Sprecher von ThyssenKrupp lehnte einen Kommentar zum Vorgehen des Betriebsrats ab. "Wir werden uns nicht vor dem 13. Mai, wenn der Aufsichtsrat das Konzept zum Umbau beschließt, zu den Restrukturierungsplänen äußern", sagte er.

Die weltweite Stahlbranche und damit auch ThyssenKrupp sind hart vom wirtschaftlichen Abschwung getroffen. Der drastische Nachfrageeinbruch hat die Hersteller veranlasst, die Produktion deutlich zurückzufahren, die Arbeitszeit zu verkürzen und Investitionen zu verschieben oder ganz zu streichen. Auch zum Abbau von Stellen ist es bereits gekommen.

ThyssenKrupp will mit der Neuausrichtung bis zu 500 Mio EUR im Jahr sparen. Die Hälfte dabei soll bei Personalkosten anfallen. In Medienberichten war über Stellenstreichungen im Umfang von bis zu 3.000 spekuliert worden. Der Konzern geht von einem Verlust in seinem zweiten Quartal aus und sieht einen bereinigten Vorsteuergewinn im Geschäftsjahr 2008/09 (30. September) nur, wenn sich die konjunkturelle Situation im zweiten Halbjahr entspannt.

Webseite: http://www.thyssenkrupp.de -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725 104; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/cbr Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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