UPDATE2: Wirtschaftsflaute hat MAN weiter fest im Griff

29.10.2009
(NEU: durchgehend neu)

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Von Nico Schmidt

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Wirtschaftskrise hat den Lkw- und Motorenbauer MAN weiter fest im Griff. Im dritten Quartal gaben der Auftragseingang, die Einnahmen und die zentralen Ergebniskennziffern erneut deutlich nach. Auch für 2010 erwartet der Münchener DAX-Konzern keine wesentliche Geschäftsbelebung. Sorgenkind ist und bleibt das Kerngeschäft mit schweren Lkw und Bussen.

In dem Segment, in dem MAN 2008 rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes und mehr als die Hälfte des operativen Gewinns erwirtschaftete, hemmen die schwierige konjunkturelle Situation und erschwerte Finanzierungsbedingungen weiter die Nachfrage. Das Ergebnis: In der Summe brachen in den ersten neun Monaten des Jahres die Neuaufträge um mehr als die Hälfte ein und es stehen Verluste von fast 60 Mio EUR zu Buche. Rund zwei Drittel davon fielen im dritten Quartal aufgrund von höheren Risikokosten im Zusammenhang mit dem Finanzierungsgeschäft an.

"Auch wenn unsere Kunden noch eine geringe Investitionsbereitschaft zeigen, ist eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau beim Absatz von Nutzfahrzeugen festzustellen. Die frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung zeigen Wirkung und tragen mit dem guten Auftragsbestand bei Dieselmotoren und Turbomaschinen dazu bei, die Durststrecke zu meistern", sagte Vorstandsvorsitzender Håkan Samuelsson.

Eine schnelle Besserung der Lage ist aber nicht zu erwarten: Für den besonders krisengebeutelten Nutzfahrzeugbereich rechnen die Münchener mit einer "Fortsetzung des Geschäfts auf dem bisherigen Niveau". Samuelsson erklärte, die künftige Entwicklung des Segments sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen.

Auch auf Konzernebene hinterließ die Wirtschafts- und Nachfrageflaute tiefe Spuren in den Büchern der Münchener: Die Neuaufträge gaben um 14% auf 2,66 Mrd EUR ein, der Umsatz um ebenfalls 14% auf 3,10 Mrd EUR. Operativ verdiente MAN nur noch 134 (422) Mio EUR und unter dem Strich gerade mal 6 (302) Mio EUR.

Nach Dritten lag der Nettogewinn bei 4 (298) Mio EUR, wobei eine teilweise Abschreibung des Kaufpreises der von VW übernommenen brasilianischen Nutzfahrzeugsparte in Höhe von 40 Mio EUR die Ergebniskennzahlen belastete. Analysten hatten die Neubestellungen bei 2,44 Mrd EUR, den Umsatz bei 2,9 Mrd EUR, das operative Ergebnis bei 104 Mio EUR und den Nettogewinn bei 34 Mio EUR gesehen.

Trotz der Schwierigkeiten hielt sich die MAN SE im Zeitraum Juli bis September anders als einige Wettbewerber in den schwarzen Zahlen. So schlug beispielsweise Volvo am vergangenen Freitag zwar optimistischere Töne für die nähere Zukunft an und sprach von einer Stabilisierung der Nachfrage. Im dritten Quartal verbuchten die Schweden aber einen Nettoverlust von umgerechnet gut einer Viertel Mrd EUR. Damit schrieb Volvo das vierte Quartal in Folge rote Zahlen. Branchenprimus Daimler wies vergangene Woche für das Lkw-Geschäft einen operativen Verlust von 127 Mio EUR aus.

MAN gilt wegen der breiteren Aufstellung mit den Bereichen Turbomaschinen und Dieselmotoren als widerstandsfähiger gegen negative Konjunktureinflüsse als die Konkurrenz.

Ertragsbringer für MAN war auch im dritten Quartal das im vergangenen Dezember von Volkswagen übernommene Lateinamerika-Geschäft (MAN Latin America), das 453 Mio EUR zu den Einnahmen des Gesamtkonzerns und 42 Mio EUR zum operativen Gewinn beitrug. Auch künftig soll die Sparte "ein stabiler Ergebnisträger" sein.

Beim Konzern-Ausblick wurde MAN erneut nicht sonderlich konkret. Das Schlussquartal werde ähnlich den drei Vorquartalen verlaufen, schätzte Samuelsson. Bisher hatte der Vorstandsvorsitzende als Ziel schwarze Zahlen ausgegeben, sich aber nicht genauer geäußert.

Die Wirkungen der Konjunkturkrise würden sich in den folgenden Quartalen zwar auch im Diesel- und Turbomotorenbereich bemerkbar machen. Aufgrund des hohen Auftragsbestands sei man aber davon überzeugt, die Zielrenditen von 8,5% zu erreichen, hieß es am Donnertag zu den Zukunftsaussichten. Der wohl positiven Entwicklung bei MAN Latin America werde zudem eine schwache Entwicklung im Nutzfahrzeuggeschäft gegenüberstehen.

Unter dem Strich erwartet Samuelsson daher auch im kommenden Jahr keine nennenswerte Geschäftsbelebung: 2010 werde sich wohl auf dem Niveau dieses Jahres entwickeln. Alles in allem hält MAN Umsatz und Ergebnisse auf dem Niveau von 2009 für theoretisch erreichbar.

Das Sparprogramm in der Nutzfahrzeugsparte läuft nach Unternehmensangaben besser als erwartet. Laut Samuelsson werden 2009 rund 700 Mio EUR eingespart. Das ursprüngliche Ziel waren lediglich 500 Mio EUR.

Trotz der weiter schwierigen Situation will MAN seine Stammbelegschaft nicht antasten: "Wir haben keine Pläne für einen weitergehenden Personalabbau", sagte Samuelsson. Allerdings werde erwogen, die Kurzarbeit bis in den Herbst kommenden Jahres auszuweiten. Die Gespräche mit den Arbeitnehmern laufen.

Analysten beurteilen die Quartalszahlen angesichts der Konjunkturschwäche als solide. Die MAN-Aktie gewinnt bis 12.51 Uhr 2,2% auf 55,85 EUR.

Webseite: www.man.eu -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 114; automotive.de@dowjones.com DJG/ncs/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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