UPDATE2: Wirtschaftskrise trifft MAN im 2. Quartal hart

30.07.2009
(NEU: Weitere Details, Spartenausblick, aktueller Aktienkurs)

(NEU: Weitere Details, Spartenausblick, aktueller Aktienkurs)

Von Nico Schmidt

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die schwache Nachfrage hat dem Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller MAN auch im zweiten Quartal schwer zu schaffen gemacht. Sowohl operativ als auch netto verbuchte der DAX-Konzern im Zeitraum zwischen April und Juni einen Gewinneinbruch. Auf eine Besserung der Lage wagt Vorstandsvorsitzender Håkan Samuelsson aktuell nicht zu hoffen. "Die Auftragseingänge sind niedrig und eine Trendwende derzeit nicht in Sicht", erklärte der Manager am Donnerstag. Im Gegenteil: Neben dem schwer gebeutelten Kerngeschäft mit Nutzfahrzeugen lastet die Wirtschaftsflaute nun auch zusehends stärker auf den anderen Geschäftsbereichen.

Im zweiten Quartal schrumpfte das operative Ergebnis auf Konzernebene um 73% auf 144 (Vorjahr 526) Mio EUR, das Nettoergebnis auf 22 (442) Mio EUR. Die Einnahmen brachen um ein Fünftel auf 3,1 (3,89) Mrd EUR ein und der Auftragseingang auf 2,28 (4,11) Mrd EUR. Der Vergleich der Zweitquartalszahlen mit dem Vorjahresergebnis ist allerdings nicht aussagekräftig, da MAN im Berichtszeitraum erstmals das von VW übernommene Geschäft mit schweren Lkw in Brasilien in den eigenen Büchern berücksichtigt hat. Die zugekaufte Sparte trug 35 Mio EUR zum operativen Ergebnis des Gesamtkonzerns bei.

Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten den Umsatz bei 3,06 Mrd EUR, das operative Ergebnis bei 133 Mio EUR und den Nettogewinn bei 92 Mio EUR gesehen. Auf der Ergebnisentwicklung lasteten neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise unter anderem Rückstellungen für Verfahrenskosten in Höhe von rund 50 Mio EUR im Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre.

Besonders schwach entwickelte sich das Kerngeschäft der Münchener mit Lkw und Bussen. In dem Segment, in dem der DAX-Konzern im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel des Umsatzes und die Hälfte des operativen Gewinns erwirtschaftete, standen per Ende Juni sogar rote Zahlen zu Buche. Operativ lag das Minus hier bei 22 (plus 323) Mio EUR. Grund war die eingebrochene Nachfrage, nicht zuletzt in Russland. Insgesamt lagen die Neuaufträge um mehr als die Hälfte unter dem Vorjahreswert.

Auch die als weniger krisenanfällig geltenden Geschäftsbereiche Dieselmotoren und Turbomaschinen bekamen im zweiten Quartal die Wirtschaftskrise deutlich zu spüren: Im Diesel-Segment brachen die Ordereingänge um rund zwei Drittel ein, bei den Turbomaschinen um 40%.

Die MAN SE, die sich in den vergangenen Monaten stabiler entwickelte als die größten Wettbewerber, konnte sich dem anhaltenden Abwärtstrend in der Branche zwischen April und Juni also nicht entziehen. Der Branchenprimus Daimler Trucks hatte für das zweite Quartal am Mittwoch einen neuerlichen Absatzeinbruch sowie tiefrote Zahlen ausgewiesen und einen wenig optimistisch stimmenden Blick auf den Rest des Jahres gegeben. Auch der zweitgrößte Lkw-Hersteller Volvo und Konkurrent Scania gaben in der vergangenen Woche einen herben Verlust für den Berichtszeitraum bekannt.

Für die Zukunft malte MAN ein düsteres Bild: "Gesamtwirtschaftlich scheint der Abschwung gestoppt zu sein. Dennoch bleibt das Geschäftsergebnis unter höherem Druck und wir rechnen kurzfristig nicht mit einer Verbesserung", sagte Vorstandsvorsitzender Samuelsson. Auch der Dieselmotorenbereich sei nun von den Investitionskürzungen betroffen. "Der Auftragsbestand bei Diesel Turbo und RENK wird uns 2009 noch stützen". Für 2010 sei aber nicht von einer Verbesserung der Lage auszugehen.

Samuelsson rechnet früheren Angaben zufolge für das Gesamtjahr 2009 mit weniger vollen Auftragsbücher, niedrigeren Einnahmen und sinkenden Gewinnen. Einen Verlust im Kerngeschäft mit Nutzfahrzeugen schließt er nicht aus, sollten die Verkaufszahlen weiter einbrechen.

Im wichtigsten Segment rechnet MAN damit, dass das "Ergebnis trotz weiterer Kostensenkungsmaßnahmen im zweiten Halbjahr unter erheblichem Druck" stehen wird. Nicht zuletzt aufgrund des fast zum Erliegen gekommenen Russland-Geschäfts erwartet der DAX-Konzern auf Gesamtjahressicht eine Halbierung des europäischen Nutzfahrzeugmarktes. Verhalten optimistisch zeigen sich die Münchener für die Entwicklung der ehemaligen VW-Brasilien-Sparte.

Im Dieselmotorenbereich prognostiziert MAN für 2009 einen signifikanten Rückgang bei den Neuaufträgen sowie Umsätze unter Vorjahresniveau. Das operative Ergebnis in diesem Segment dürfte aus wegen der sinkenden Kapazitätsauslastung im zweiten Halbjahr schrumpfen. Bei den Turbomotoren wird auf Gesamtjahressicht trotz der Krise und rückläufiger Auftragseingänge eine leichte Einnahmensteigerung sowie ein operativer Gewinn auf dem Vorjahresniveau erwartet.

Am Markt werden die MAN-Zahlen als gemischt bezeichnet. Das operative Ergebnis sei gut, so ein Händler: "Normalerweise sollte das den Kurs stützen". Der vorsichtige Blick in die Zukunft könnte nach seiner Einschätzung aber auf der MAN-Aktie lasten. Im frühen Handel gerät das Papier dementsprechend unter Druck und notiert um 9.31 Uhr mit 4,2% bei 46,90 EUR.

Webseite: www.man.de -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; automotive.de@dowjones.com DJG/ncs/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite