UPDATE3: Infineon-Tochter Qimonda stellt Insolvenzantrag

23.01.2009
(NEU: Weitere Reaktionen) Von Philipp Grontzki DOW JONES NEWSWIRES MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Rettung des finanziell angeschlagenen Speicherchipherstellers Qimonda ist vorerst gescheitert. Das Unternehmen stellte nach eigenen Angaben am Freitag beim Amtsgericht München Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens mit dem Ziel, die Gesellschaft im Rahmen der bereits laufenden Restrukturierung zu sanieren. Das Unternehmen steht zu 77,5% in Besitz der Infineon Technologies AG. Das Gericht hat bereits einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

(NEU: Weitere Reaktionen) Von Philipp Grontzki DOW JONES NEWSWIRES MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Rettung des finanziell angeschlagenen Speicherchipherstellers Qimonda ist vorerst gescheitert. Das Unternehmen stellte nach eigenen Angaben am Freitag beim Amtsgericht München Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens mit dem Ziel, die Gesellschaft im Rahmen der bereits laufenden Restrukturierung zu sanieren. Das Unternehmen steht zu 77,5% in Besitz der Infineon Technologies AG. Das Gericht hat bereits einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Hintergrund der Insolvenz sei letztlich der massive Preisverfall in der Industrie in Kombination mit einer dramatischen Verschlechterung beim Zugang zu Finanzierungen auf den Kapitalmärkten, erklärte Qimonda. Ein Finanzierungspaket unter Beteiligung des Freistaates Sachsen, Infineon, der portugiesischen Investitionsbank sowie weiterer Banken habe nicht rechtzeitig abgeschlossen werden können, so das Unternehmen mit Sitz in München.

Von der Insolvenz betroffen sind die Standorte München und Dresden. Insgesamt beschäftigte Qimonda nach eigenen Angaben Ende September 12.200 Mitarbeiter weltweit, davon 1.400 am Standort München und 3.200 in Dresden. Qimonda hat ein auch Werk im portugiesischen Porto.

Die sächsische Regierung werde "alles tun, um einen künftigen Investor zu unterstützen", erklärte Ministerpräsident Stanislaw Tillich am Freitag. "Unser Hilfsangebot steht unverändert".

Der Speicherchiphersteller hatte Anfang Dezember gewarnt, dass ihm im schlimmsten Fall im ersten Kalenderquartal 2009 ein Liquiditätsengpass entstehen könnte. Kurz vor Weihnachten wurde von Sachsen, der portugiesischen Investitionsbank und Infineon ein Finanzierungspaket im Gesamtvolumen von 325 Mio EUR geschnürt. Zusätzlich wurde die Bewilligung einer Bürgschaft des Bundes und Sachsens von insgesamt 280 Mio EUR in den Raum gestellt.

Am Donnerstag hatten mit den Vorgängen vertraute Personen Dow Jones Newswires gesagt, dass die Umsetzung des Rettungspaketes durch eine weitere Finanzierungslücke von 300 Mio EUR bedroht ist. Qimonda räumte am Freitag ein, dass sich zuletzt ein erhöhter Finanzierungsbedarf für das laufende Geschäftsjahr per Ende September ergeben habe.

Infineon hatte ihre Sparte Qimonda im August 2006 an die New Yorker Börse gebracht, um sich auf die Produktion von Logikchips für Automobil-, Industrie- sowie Telekommunikationsunternehmen zu konzentrieren. Der DAX-Konzern hatte angekündigt, sich weiter aus Qimonda zurückziehen zu wollen. Die Tochter schreibt in Folge eines anhaltend schwachen Preisniveaus bei Speicherchips seit mehreren Quartalen deutliche Verluste. Das Unternehmen legte im Oktober ein Restrukturierungsprogramm auf, in dessen Rahmen rund 3.000 Stellen gestrichen werden sollen.

Qimonda ist nun bestrebt, wesentliche Unternehmensteile im Rahmen der Insolvenz zu sanieren. "Das deutsche Insolvenzrecht bietet die Chance, unseren bereits begonnenen Restrukturierungsprozess zu beschleunigen und das Unternehmen wieder auf eine solide Basis zu stellen", erklärte Vorstandsvorsitzender Kin Wah Loh am Freitag.

Infineon erklärte, der Konzern könnte aufgrund des Insolvenzantrags der Tochter bestimmten erheblichen Verbindlichkeiten in Zusammenhang mit dem Qimonda-Geschäft ausgesetzt sein; dies beinhalte etwa laufende Kartellverfahren und die mögliche Rückzahlung von Fördermitteln. Insgesamt rechnet Infineon nach eigenen Angaben insgesamt mit einem Rückstellungsbedarf im niedrigen dreistelligen Mio-EUR-Bereich.

Die Nachricht von der Insolvenz belastete die Infineon-Aktie. Sie verlor am Nachmittag 7% auf 0,67 EUR und war damit größter Verlierer im DAX, der sich derweil mit 2% im Minus zeigte.

Webseiten: http://www.infineon.com

http://www.qimonda.com

-Von Philipp Grontzki, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 107, philipp.grontzki@dowjones.com DJG/phg/jhe

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