UPDATE3: Leoni sucht nach Verlust im 1Q weitere Sparpotenziale

11.05.2009
(NEU: Weitere Details, Aussagen Management, neue Analysteneinschätzungen.)

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Von Nico Schmidt

DOW JONES NEWSWIRES

NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Zulieferer Leoni ist aufgrund der Krise in der Automobilbranche im ersten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht als erwartet. Bei deutlich gesunkenen Einnahmen schrieb der Kabel- und Bordnetzspezialist im Zeitraum zwischen Januar und März sowohl operativ als auch unter dem Strich einen deutlichen Verlust. Auf eine konkrete Prognose verzichtete der MDAX-Konzern erneut. Nun suchen die Nürnberger, die rund 70% der Einnahmen mit Aufträgen aus der kränkelnden Autoindustrie erwirtschaften, nach weiteren Einsparmöglichkeiten.

Infolge der heftigen Absatzeinbrüche in der globalen Autoindustrie gaben die Einnahmen der Leoni AG im Auftaktquartal um mehr als ein Drittel auf 492,4 (Vorjahr: 770,6) Mio EUR nach. Neben dem Geschäft mit der Autoindustrie entwickelte sich auch die Nachfrage in den Bereichen Telekommunikation, Automatisierungstechnik und Maschinenbau besonders schwach. Zuwächse verzeichnete Leoni dagegen mit Kabelprodukten für die Robotik, die Schienenverkehrstechnik sowie die petrochemische und die Solarindustrie

Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel auf minus 45,6 (plus 34,1) Mio EUR und das Nettoergebnis auf minus 49,7 (plus 20) Mio EUR. Damit schnitt der MDAX-Konzern auf der Ergebnisseite deutlich schwächer ab als erwartet.

Die herben Verluste kommen allerdings wenig überraschend: Das Management hatte bereits Mitte April erklärt, der März habe sich ähnlich schwach entwickelt wie die ersten beiden Monate des Jahres 2009. Für Januar und Februar hatte der Kabel- und Bordnetzspezialist bereits auf der Bilanzpressekonferenz im März einen Umsatzrückgang von 40% bekannt gegeben und für das Auftaktquartal einen deutlichen operativen Verlust angekündigt.

Zum Quartalsende spürte Leoni aber eine leichte Verbesserung der Lage: Ende März nahmen einige Kunden, die die Abrufzahlen seit Beginn der Krise laufend reduziert hatten, ihre Jahresvorschau erstmals nicht weiter zurück. Nach den extrem nachfrageschwachen ersten beiden Monaten verlangsamte sich der Abwärtstrend im März daher etwas, und auch die Verluste sanken deutlich.

Auf eine konkrete Prognose für 2009 verzichtete der Autozulieferer aber erneut. "Wie lange die globale Wirtschaftskrise anhalten wird und wie stark sie sich auf die verschiedenen für Leoni wichtigen Märkte auswirkt, lässt sich aus heutiger Sicht nicht vorhersagen", begründete der MDAX-Konzern den fehlenden Ausblick. Da die wichtigsten Abnehmer keine konkreten Planziele vorgäben, könne auch Leoni keine "seriöse Aussage" über die voraussichtliche Geschäftsentwicklung treffen.

Der Kabel- und Bordnetzspezialist rechnet für 2009 aufgrund der Branchenkrise aber weiterhin mit einem deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang. "Für den Fall, dass sich der Umsatzrückgang weiter abschwächt, gehen wir zumindest auf Monatsebene in Verbindung mit den stärker wirkenden Kostensenkungen davon aus, ausgeglichene operative Ergebnisse zu erwirtschaften", hieß es im Zwischenbericht.

Sollte das Umsatzminus auf Gesamtjahressicht bei 20% bis 25% liegen, traut sich Leoni weiter zu, die operative Gewinnschwelle zu erreichen. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden Probst ist ein solches Einnahmenminus aber "schwer zu erreichen". Bereits im März hatte das Management der Leoni AG angekündigt, bei einem Umsatzminus in einem solchen Szenario den operativen "Breakeven" erreichen zu können. Netto dürfte aufgrund eines Zinsaufwands in diesem Fall aber ein Verlust anfallen, hatte es seinerzeit geheißen.

Da vor dem Hintergrund des schwierigen Marktumfelds vor allem die Absicherung der Marktposition und die Verbesserung der Kostenstruktur im Vordergrund steht, prüft der von der Krise in der Autoindustrie gebeutelte Zulieferer weitere Restrukturierungsschritte. Leoni hatte bereits im Herbst 2008 ein umfassendes Sparprogramm eingeleitet und dieses zu Jahresbeginn deutlich ausgeweitet.

Unter anderem wurde die weltweite Belegschaft deutlich reduziert: Arbeiteten Ende September, als das Geschäft noch brummte, rund 53.500 Menschen für den MDAX-Konzern, sank die Mitarbeiterzahl bis Ende März auf nur noch gut 45.000.

Außerdem führten die Nürnberger an fast allen deutschen Standorten Kurzarbeit ein, dampften die Investitionen ein, und wollen auch bei den Sachkosten sparen. Bisher extern vergebene Leistungen werden nun wieder von Leoni selbst erbracht und Akquisitionsprojekte wurden gestoppt. Finanzvorstand Dieter Belle sagte, durch diese Maßnahmen sollen 2009 rund 150 Mio bis 180 Mio EUR eingespart werden.

Das umfassende Sparprogramm wirkt nach Unternehmensangaben seit März "in allen Bereichen zunehmend positiv". Insgesamt seien die Effekte des strikten Sparprogramms aber noch begrenzt gewesen. Auf operativer Ebene belastete die Restrukturierung im Auftaktquartal mit 5 Mio EUR. Nach Aussage von Belle werden die Restrukturierung Leoni in den kommenden Monaten noch teurer zu stehen kommen.

Am Markt werden die Zahlen - vor allem auf Ergebnisseite - als schwach bewertet. Analyst Frank Scholpe von der Nord/LB sprach von einer enttäuschenden Entwicklung der Ergebniskennziffern. Die Tatsache, dass das Management keine konkrete Prognose für 2009 kommunizierte ist aus seiner Sicht dagegen "verständlich". WestLB-Analyst Henning Cosman warnt zudem davor, dass mit einer Ausweitung des Restrukturierungsprogramms wohl auch höhere Kosten verbunden wären.

Die Analysten von Sal. Oppenheim bezeichnen die Tatsache, dass Leoni im ersten Quartal einen deutlichen Mittelabfluss zu verzeichnen hatte, als "wahren Schock". Die Nürnberger wiesen einen freien Cashflow von knapp 108 Mio EUR aus. "Wir wollen nicht mehr Geld ausgeben als wir einnehmen", formulierte Vorstandsvorsitzender Probst das Hauptziel der Leoni AG für 2009, nämlich einen ausgeglichenen freien Cashflow zu erreichen. Bis gegen 12.45 Uhr verliert die Leoni-Aktie in einem sehr schwach tendierenden Gesamtmarkt 2,7% auf 11,48 EUR.

Webseite: http://www.leoni.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 111, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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