UPDATE3: MAN lässt Krise hinter sich und will wieder wachsen

29.07.2010
(Zusammenfassende Berichterstattung) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

(Zusammenfassende Berichterstattung) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Nutzfahrzeug- und Motorenbauer MAN erwartet nach dem Ende der Krise und einer deutlichen Geschäftserholung im ersten Halbjahr auch im Gesamtjahr wieder Wachstum. Der DAX-Konzern peilt für 2010 einen deutlichen Anstieg bei Auftragseingang, Absatz und Umsatz an und will zugleich profitabler werden. Trotz der überraschend starken Halbjahreszahlen verliert die Aktie der Münchener am Donnerstag deutlich und gehört zu den Schlusslichtern im deutschen Leitindex.

Von Januar bis Juni legte der Umsatz von MAN dank der merklichen Nachfragebelebung um 19% auf 6,7 Mrd EUR zu, der DAX-Konzern konnte neue Aufträge im Wert von 7,27 (Vorjahr: 4,57) Mrd EUR in die Bücher nehmen. Operativ verdiente MAN 404 (244) Mio EUR und netto unverändert 201 Mio EUR.

Das Wachstum bei den Bestellungen, die ein wichtiger Indikator für die zukünftige Geschäftsentwicklung sind, und bei den Gewinnkennziffern beschleunigte sich im zweiten Quartal sogar noch deutlich: So legte der Auftragseingang zwischen April und Juni um fast zwei Drittel auf 3,75 Mrd EUR zu. Das operative Ergebnis verdoppelte sich mit 276 (144) Mio EUR annähernd.

Positiv auf die Ertragslage wirkten sich dabei Lizenzerträge aus der Kooperation mit dem chinesischen Partner Sinotruk in Höhe von 40 Mio EUR aus. Die im Vorjahr verbuchten 125 Mio EUR Gewinn aus dem Verkauf eines Mehrheitsanteils an Ferrostaal fehlten allerdings.

MAN profitierte in den vergangenen Monaten vor allem von der weiterhin starken Entwicklung des von Großaktionär Volkswagen übernommenen Lateinamerikageschäfts, in dem sich Auftragseingänge und Umsatz alleine im zweiten Quartal mehr als vedoppelten und der Gewinn sich fast verdreifachte. In Brasilien boomt die Lkw-Nachfrage, unter anderem dank Steuervergünstigungen und einer Subventionierung der Finanzierung.

Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen zeigte sich zuversichtlich, dass es in Brasilien weiter aufwärts gehen wird: MAN Latin America werde ein stabiler Ergebnisträger bleiben, erklärte der Manager. Zur Begründung verwies er nicht nur auf die unlängst bis Ende 2010 verlängerte staatliche Förderung sondern auch auf das hohe Durchschnittsalter der bestehenden Nutzfahrzeugflotten, durch die ein Ersatzbedarf absehbar sei.

Auch das im vergangenen Jahr kriselnde europäische Nutzfahrzeuggeschäft erholte sich zuletzt, so dass MAN in dem Geschäftsbereich im zweiten Quartal wie angekündigt mit einem Gewinn von 71 Mio EUR erstmals seit einem Jahr wieder schwarze Zahlen schrieb. Nach Aussage von Pachta-Reyhofen belebten sich jüngst auch Problemmärkte, beispielsweise Russland. Die Erholung des krisengebeutelten Segments kommt nicht überraschend, schließlich steigen die Nutzfahrzeugzulassungen in Europa seit März stetig, nachdem sie im Zuge der Wirtschaftskrise fast zwei Jahre lang auf Talfahrt waren.

Dank des anhaltenden Booms in Brasilien und der Erholung des Geschäfts in Europa peilt MAN für 2010 ein Einnahmenplus von mehr als 10% an und will die Umsatzrendite auf dem Niveau des ersten Halbjahres bei 6% halten, nachdem bislang nur ein nicht spezifizierter Gewinnanstieg in Aussicht gestellt worden war. Im Gesamtjahr 2009 hatte die Marge bei 4,2% gelegen.

Die Bestellungen sollen in diesem Jahr alleine im Segment Commercial Vehicles, das sowohl das europäische als auch das lateinamerikanische Nutzfahrzeuggeschäft umfasst, um mehr als ein Fünftel zulegen. Auf Gesamtjahressicht will MAN mit 100.000 Lkw deutlich mehr absetzen als noch im vorangegangenen Krisenjahr. 2009 hatten die Münchener in Europa nur rund 40.500 und in Lateinamerika etwa 35.800 Fahrzeuge an die Kunden bringen können. Im nächsten Jahr solle die Verkaufszahlen noch einmal kräftig steigen, erklärte Pachta-Reyhofen.

Der Manager sagte, MAN habe sich in den vergangenen Monaten gut entwickelt: "Die zaghaften Erholungssignale vom Jahresbeginn wurden bestätigt und verstärkt". Es sei allerdings in vielen Bereichen noch ein weiter Weg zurück zur hohen Auslastung der vergangenen Jahre. Sollten die vorgegebenen Jahresziele erfüllt werden, würde MAN tatsächlich noch weit hinter den Rekordwerten von 2008 zurückbleiben: In dem Boomjahr hatte das Unternehmen eine Umsatzrendite von 11,6% erreicht.

Mit den vorgelegten Zahlen schnitt MAN zwar besser ab als erwartet. Die Aktie verliert am Donnerstag trotzdem an Boden: Während der DAX leichter tendiert, notiert das Papier am späten Nachmittag knapp unter 70-EUR-Marke bei 69,85 EUR und damit rund 4,3% unter dem Vortagesschluss. Der Ausblick sei nicht stark genug, um das Papier Aktie über das Jahreshoch zu hieven, meinte ein Händler. Die MAN-Aktie hat 2010 bisher nahezu die Hälfte an Wert hinzugewonnen.

Im vergangenen Jahr hatte MAN schwer unter der Wirtschaftskrise gelitten. Anders als einige der größten Konkurrenten verdienten die Münchener aber im operativen Geschäft Geld - zwar rund drei Viertel weniger als im Rekordjahr 2008, immerhin aber immer noch etwa eine halbe Milliarde Euro. Netto war der Lkw-Hersteller aufgrund von Abschreibungen und Kosten im Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre jedoch in die roten Zahlen gerutscht.

Bereits zum Jahresauftakt verzeichnete der DAX-Konzern allerdings erste Erholungszeichen. Die größten europäischen MAN-Konkurrenten Daimler, Scania und Volvo veröffentlichten ihre starken Halbjahreszahlen bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht und befeuerten die Hoffnung, dass sich der Aufwärtstrend in der Branche beschleunigt fortsetzt.

Webseite: www.man.de - Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, + 49 (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/kla

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