ver.di: Ausmaß der Telekom-Bespitzelung weitet sich aus

13.11.2008
BERLIN (Dow Jones)--Das Ausmaß der Bespitzelungsaffäre der Deutschen Telekom AG ist deutlich umfangreicher als bislang angenommen. "Wir haben Informationen darüber, dass es nicht bei den Aufsichtsräten des Telekom-Konzerns bei der Bespitzelung blieb", sagte Lothar Schröder, Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, am Donnerstag in Berlin.

BERLIN (Dow Jones)--Das Ausmaß der Bespitzelungsaffäre der Deutschen Telekom AG ist deutlich umfangreicher als bislang angenommen. "Wir haben Informationen darüber, dass es nicht bei den Aufsichtsräten des Telekom-Konzerns bei der Bespitzelung blieb", sagte Lothar Schröder, Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, am Donnerstag in Berlin.

Inzwischen gebe es "deutliche Indizien" dafür, dass auch ver.di-Vorstand Frank Bsirske zu den Bespitzelungsopfern zähle. Betroffen seien auch Manager außerhalb des Telekom-Konzerns wie Rolf Büttner, der bis 2007 Vize-Aufsichtsratchef der Deutschen Post AG und ver.di Vizevorstand war. Büttner soll in den Jahren 2005 und 2006 abgehört worden sein. Darüber habe Telekom-Vorstandsvorsitzender Rene Obermann Büttner in einem Telefonat informiert, sagte Schröder.

Es lägen zudem Informationen vor, dass auch Betriebsräte bespitzelt worden seien und selbst deren Mitarbeiter nicht sicher sein konnten, dass ihre Telefondaten rechtmäßig verwandt wurden. Auch die Telefondaten von Aufsichtsräten der T-Mobile Deutschland seien ausgespäht worden, sagte Schröder.

Die genaue Anzahl der Betroffenen sei gegenwärtig noch nicht zu benennen. Ausgehend von denen, die sich bei ihm gemeldet hätten, gehe er gegenwärtig von 60 bis 70 Menschen aus, sagte Schröder. Damit habe die "Dimension gewaltig zugenommen". Die Telekom hatte bislang von Einzelfällen gesprochen.

Als hinfällig bezeichnete Schröder das ursprüngliche Argumentationsgebilde der Telekom, wonach es im Grunde darum gegangen sei, eine Informationslücke im Aufsichtsrat zu schließen. "Ich selbst bin zu einem Zeitpunkt ausgespäht worden, als ich noch gar nicht Mitglied im Telekom-Aufsichtsrat war", sagte Schröder. Ähnlich gehe es den Betriebsräten.

Nun müsse weitere Aufklärung herbeigeführt und vor allem jene bestraft werden, die für diese Vorgänge verantwortlich seien. "Wir haben es mit kriminieller Energie zu tun, es ist ein Eingriff in die Grundrechte", sagte das ver.di-Vorstandsmitglied.

Dabei vertraue er auf die Staatsanwaltschaft. Von dieser habe er den Eindruck, dass sie außerordentlich entschlossen und konsequent vorgehe. Das gebe ihm Zuversicht, lasse allerdings auch die Befürchtung aufkommen, dass weitere unerfreuliche Informationen zu Tage träten. "Aber ich bin froh, dass wir jetzt einen richtigen Schub in Aufklärung kriegen, dass man Transparenz schafft, und dass die Telekom sich dieser Fragen annimmt", sagte das ver.di-Vorstandsmitglied Schröder.

Webseite: http://www.verdi.de -Von Beate Preuschoff, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4122, beate.preuschoff@dowjones.com DJG/bep/smh

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