CA-Chef Scheil im Interview

"Viele IT-Jobs wird es nicht mehr geben"

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Das Versprechen: riesiges Wachstum

Scheil: Zunächst mal: Auch die Steckdosen müssen gemanagt werden. Auch die Stromerzeuger müssen gemanagt werden. Wir spielen bei den Managed-Service-Providern schon eine sehr starke Rolle. Die Infrastrukturen sind hochkomplex, auch da braucht es Innovationen. Cloud-Management verspricht riesiges Wachstum.

CW: Warum bieten Sie die Cloud nicht selbst an, wenn Sie sie doch so gut managen können? Sie hätten einen massiven Wettbewerbsvorteil.

Scheil: Machen wir auch teilweise schon dadurch, dass wir unsere eigenen Rechenzentren haben im On-Demand-Management-Bereich. Aber wenn ich ehrlich bin: Das wird kein Kerngeschäft von CA werden. Das Investment wäre zu groß für uns. Der Zug ist noch nicht abgefahren, aber es sitzen schon andere Zugführer drin. Können wir uns wirklich aufstellen gegen T-Systems oder IBM? Als Kunde würde ich zu einem reifen Anbieter wie IBM, HP oder T-Systems gehen, nicht zu einem Newcomer in diesem Segment.

Was Innovationen angeht, da fühlen wir uns gut aufgestellt. Wir haben beispielsweise eine Lösung für das Management und die Analyse des Stromverbrauchs im Unternehmen. Das geht von der IT aus, schlägt sich aber massiv im Business-Bereich nieder. Nehmen Sie die Firma Tesco, einen der größten Lebensmittelkonzerne weltweit. Jedes Gerät, das dort Energie verbraucht und eine IP-Adresse hat, kann zentral gesteuert werden. Ob das die Kühlschränke in den Niederlassungen sind, ob das die Lastwagen sind, die wir per GPS organisieren, um ihre CO2-Ausstöße zu verringern.

In England gibt es bereits ein Carbon-Reduction-Commitment, das 5000 Unternehmen im nächsten Jahr erfüllen müssen. Die meisten versuchen das händisch zu regeln, mit Excel-Tabellen etc. Es gibt aber IT-basierende Systeme, die da weiterhelfen. Das Ganze muss auch auf der Finanzseite gemanagt werden. Da bieten wir unsere Eco-Software an, basierend auf Produkten, die wir teilweise schon haben. Eine Tesco muss sich überlegen, ob sie Solarschirme aufspannen will oder vielleicht die ganze Truck-Flotte austauschen, um Kohlendioxid-Emissionen zu senken. Mit unseren Produkten können wir Entscheidungshilfen geben.

Compliance-Themen gibt es im rechtlichen, im Marketing-, im Produktentwicklungsbereich. Dort kommen wir mit unseren Produkten in den Business-Bereich hinein. Das gilt auch für Logistik oder für das Medical-Device-Management in den Krankenhäusern.

Der soziale Druck ist da

CW: Compliance und Kosten sind ihren Ausführungen zufolge die beiden Treiber, die den IT-Markt in Bewegung halten.

Scheil: Das wird sich noch verstärken, wenn Gesetze mehr Nachhaltigkeit verlangen werden. Für uns IT-Unternehmen sind das wunderbare Chancen. Eco-Software hat ein Riesenpotenzial, und jeder kann sich mit dem Anliegen dahinter identifizieren, anders als etwa mit Netzwerk-Virtualisierung, die zwar uns, aber nicht die Menschen abseits der IT interessiert. Es gibt sozialen Druck, da etwas zu machen.

CW: Zehrt CA heute noch von der historischen Verbreitung seiner Produkte, die vor allem durch die zahlreichen Übernahmen in den 90er Jahren zurückzuführen ist?

Scheil: Wir sind nicht mehr mit der alten CA zu vergleichen, die schnell Softwarehäuser zusammenkaufte, so ihre Kundenbasis vergrößerte und dann die Produkte nicht mehr weiterentwickelte. Wir kaufen zu, wenn es strategisch Sinn gibt und wir Lücken in unserem Portfolio schließen können. Das sehen Sie etwa bei der NetQos, die wir gerade übernommen haben, um uns im Netzwerk-Management zu verstärken. Wir investieren aber auch 700 Millionen Dollar jährlich in Forschung und Entwicklung. Beispielsweise haben wir Eigenentwicklungen in Bereichen wie Data-Center-Automation, Service-Management oder Eco-Software, also Nachhaltigkeitslösungen, auf den Markt gebracht.

CW: Wie will CA mit seinen Data-Center-Lösungen gegen eine IBM bestehen?

Scheil: Da hilft uns zum einen die Qualität unserer Produkte weiter, etwa im Bereich Netzwerk-Management, wo wir auch von Analysten gute Bewertungen erhalten. Hinzu kommt: Viele Firmen wollen sich nicht ausschließlich auf einen Partner verlassen, vor allem dann, wenn dessen Portfolio qualitativ nicht voll ausbalanciert ist.

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