Volkswagen-BR sieht noch erhebliche Reserven bei Produktivität

18.06.2007
Von Michael Brendel

Von Michael Brendel

Dow Jones Newswires

WOLFSBURG (Dow Jones)--Der Volkswagen-Konzern hat noch erhebliches Potential zur Verbesserung seiner Produktivität. "Ich sehe durchaus die Möglichkeit, die Produktivität bei den nächsten Fahrzeuggenerationen um bis zu 50% zu steigern", sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh am Donnerstagabend in Wolfsburg. Seine Aussagen hatten eine Sperrfrist bis zum Montag. Einen genaueren Zeitpunkt für das Erreichen eines solchen Ziels nannte er nicht.

Voraussetzung für diese deutliche Steigerung seien entsprechende Vorgaben des Konzernvorstands. Diese müssten es erlauben, "dass die Autos in der Forschung und Entwicklung so konstruiert und entwickelt werden können, dass sie bei höchster Qualität leicht und schnell zu bauen sind", sagte Osterloh. "Wir müssen die Produktion einfacher gestalten, aber gleichzeitig die Vielfalt der Modelle und Varianten für den Kunden erhalten", fügte er hinzu.

Bereits von 2004 bis 2006 hatte die Produktivität des größten europäischen Automobilherstellers laut Osterloh um 23% zugelegt. Im laufenden Jahr sollen nach den Worten des Personalvorstands Horst Neumann voraussichtlich 27 Fahrzeuge je Mitarbeiter am Standort Wolfsburg gebaut werden nach 24 im Vorjahr. Einen Teil der höheren Effizienz ist allerdings auch dem letztjährigen Tarifabschluss geschuldet, der die Lohnkosten deutlich reduzierte.

In diesem Zusammenhang ist auch - wie bekannt - die Produktion eines weiteren, dritten Modells im Stammwerk Wolfsburg vorgesehen. Bis November wird es darüber eine Entscheidung geben, kündigte Osterloh an. Im November trifft sich traditionell der Aufsichtsrat, um über die langfristige Investitionsplanung zu befinden. "Klar ist, dass es sich um ein Fahrzeug auf der PQ 35-Plattform, also auf der Plattform unseres Golf handeln wird", so Osterloh.

Bislang wird in dem Werk der Golf sowie das Derivat Golf Plus gefertigt. Bei dem neuen Modell handelt es sich um eine Fahrzeug mit einem Volumen von 40.000 bis 45.000 Fahrzeugen. Damit würde das Werk eine Jahreskapazität von 480.000 Fahrzeugen erreichen und 1.100 Arbeitsplätze gesichert werden.

Trotz der deutlichen Verbesserungen in der jüngeren Vergangenheit hat sich laut Osterloh die Lage aber "noch nicht völlig entschärft". Dazu bedürfe es "der gemeinsamen Anstrengung von Management und Belegschaft".

Mit einer kurzfristigen Entscheidung über das Vorankommen bezüglich der angestrebten Nutzfahrzeugallianz mit der MAN AG und der Scania AB ist dem Betriebsrat zufolge nicht zu rechnen. "Bis zum Zustandekommen der Allianz wird es noch etwas dauern", sagte Osterloh. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte werde das Thema wieder konkreter.

Der Münchener Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern war mit der Übernahme des schwedischen Konkurrenten am Widerstand der Großaktionäre Volkswagen und Investor AB gescheitert. Sowohl VW als auch die Investmentgesellschaft der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg hatten die Offerte über 10,3 Mrd EUR nach monatelangem Ringen zurückgewiesen.

Während des Tauziehens um Scania drehte VW den Spieß um und beteiligte sich ihrerseits an MAN. Mittlerweile ist VW mit knapp unter 30% bzw 36,4% jeweils größter Einzelaktionär des Münchener bzw des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers. Seit der Rücknahme der Übernahmeofferte liegen die Gespräche der drei Parteien auf Eis.

Osterloh betonte in diesem Zusammenhang dass es für die Arbeitnehmervertreter "nicht in erster Linie wichtig ist, dass es zu einem Zusammenschluss der drei Unternehmen kommt". Entscheidend sei, dass die Synergien beispielsweise in den Bereichen Motoren und Elektronik genutzt werden. Diese seien auch beim Flottenmanagement und dem Rückkauf von gebrauchten Fahrzeugen zu heben. "Nur dann werden alle drei Hersteller langfristig am Markt bestehen können", sagte er.

Webseite: http://www.volkswagenag.com

http://www.man.de

-Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115,

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