Von Großhadern nach San Francisco

25.03.2004
Mit 100 Quadratmetern war der Cebit-Stand von Mindjet so groß wie nie zuvor. Aber auch die Verkäufe der Software liefen 2003 besonders gut. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Ein schwerer Schicksalsschlag führte letztendlich zur Gründung der Firma Mindjet (www.mindjet.de). Ende 1989 erkrankte Mike Jetter an Leukämie. Nachdem etliche Behandlungsversuche, auch eine Knochemark- und Stammzellentransplantation, fehlschlugen und es nach vier Jahren zu einem dramatischen Rückschlag kam, beschloss Mike Jetter, noch etwas selbst Erschaffenes zu hinterlassen.

Da er sich bereits seit längerem mit der Idee des Mindmappings befasste, einer Methode zum Sammeln, Ordnen und Darstellen von Ideen, lag es für ihn nahe, dieses Verfahren in Software zu gießen. Noch auf der Leukämiestation des Klinikums München-Großhadern begann Jetter mit den Programmierungsarbeiten. Gleich im darauf folgenden Jahr (1994) gab er die Version 1.0 von "Mindmanager" frei. Das Geschäft lief von Anfang an gut, immer mehr professionelle Anwender interessierten sich dafür. Schon bald bekam Jetter Kontakt zu mehreren Dutzend von Wiederverkäufern - und das weltweit.

Nach weiteren zwei Jahren reifte schließlich die Idee heran, den Firmensitz in die USA zu legen - in die Bay Area bei San Francisco. Zu diesem Zeitpunkt stieg auch Mikes Frau Bettina in das Unternehmen ein. Nachdem die bürokratischen Hürden überwunden waren, zog das Ehepaar nach Kalifornien um und gründete dort die Mindjet LLC. 2001 schließlich fusionierte die Firma mit dem besten Mindmanager-Wiederverkäufer Marketsoft zur Mindjet GmbH. Deren Firmensitz, gleichzeitig die Europa-Zentrale, befindet sich in Alzenau bei Frankfurt.

Mehr Umsatz, Gewinne und ein neues Produkt

2003 war ein sehr erfolgreiches Jahr für Mindjet. Gegenüber 2002 stiegen die Umsätze um 30 Prozent auf 11,5 Millionen Dollar an, und zum ersten Mal wies das Unternehmen in den USA einen Profit aus. Dies war für Mike und Bettina Jetter besonders erfreulich, da sie ursprünglich die Firma aus eigenen Mitteln betrieben. 2001 nahm das Ehepaar zum ersten Mal Venture-Kapital auf. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 90 Mitarbeiter, davon 45 in den USA und 38 in Deutschland. Der Rest verteilt sich auf Großbritannien und Skandinavien.

Für dieses Jahr sind die Planungen zwar ebenfalls optimistisch, aber etwas vorsichtiger: "Wir rechnen mit Umsätzen von bis zu 14 Millionen Dollar", so Bettina Jetter, CEO bei Mindjet. Seine Hoffnung schöpft das Ehepaar aus der neu herausgekommenen Mindmanger-Version X5 (siehe auch ComputerPartner 05/04, Seite 42). Diese Software kann nun noch besser mit externen Datenquellen, wie Datenbanken oder CRM-Systemen, kommunizieren als die Vorgänger. Möglich macht dies die konsequente Ausrichtung auf XML als Austauschdatenformat.

Künftige Versionen des Mindmanagers werden sich stärker auf Firmenkunden konzentrieren. Gedacht ist an eine serverbasierte Lösung, mit der Gruppen gemeinsam Mindmapping betreiben könnten.

Meinung des Redakteurs

Mindjet ist eine Erfolgsstory, die ihresgleichen sucht. Mehr aus Zufall gegründet, entwickelt sich die Company zu einem bedeutenden Nischenplayer im Markt für Projektplanungssoftware. Die Konzentration auf die Projektvorbereitungsphase lässt das Unternehmen nicht in gefährliche Konkurrenz zu Microsoft treten.

Buchbesprechung

Ihre Erfahrungen mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung, damit aber auch gleichzeitig die Geschichte der Entstehung von Mindjet schildern die Firmengründer Mike und Bettina Jetter in dem lesenswerten Buch "The Cancer Code" (www.cancercode.de).

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