Im Webshop

Warum ERP unerlässlich ist

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Viele Online-Händler starten klein, sobald ihr E-Commerce-Geschäft eine bestimmte Größe überschreitet, wird ein ERP-System unerlässlich.

Auf dem Shopware Community Day Ende Mai 2016 wurde eine Zahl genannt, der erstmal wenig Beachtung geschenkt wurde: 60 Prozent der Shopware-Kunden setzen noch kein ERP-System ein!

Konkret bedeutet dies, das sechs von zehn Online-Händler, die Shopware als Basis ihres Webshops nutzen, keine ERP-Software einsetzen. Das heißt, diese Händler setzen Excel als Buchhaltungs-Tool ein und nutzen Word zum Schreiben von Rechnungen und Mahnungen.

Bei Webshops, die mit Konkurrenzprodukte von Shopware arbeiten, dürfte der Anteil der ERP-losen Online-Händler sogar höher liegen. Dabei sind die mit einer Online-Bestellung im Webshop verknüpften Prozesse weitaus vielfältiger und komplexer als ein "normaler" Einkauf im stationären Point of Sales (PoS).

Vielfältige ERP-Prozesse im Webshop

Zuerst gilt es herauszufinden, ob der vom Kunden gewünschte Artikel überhaupt auf Lager ist. Der Online-Käufer möchte dann auch erfahren, wann das gewünschte Produkt an ihn ausgeliefert wird. Oft wünscht sich der Kunden sogar seinen Haus-Logistiker, sei es DPD, Hermes, oder DHL. Manchmal möchte der Käufer den online bestellten Artikel auch am PoS abholen, etwa in der Filiale seines Vertrauens ("Click & Collect").

Stephan Engels, IT Center Engels: "Artikel aus dem Zentrallager automatisch zu den einzelnen Fanshops"
Stephan Engels, IT Center Engels: "Artikel aus dem Zentrallager automatisch zu den einzelnen Fanshops"
Foto: ChannelPartner

Selbstredend rechnet der Kunde fest damit, dass der von ihm bestellte Artikel zu dem fest vereinbarten Preis verkauft wird - auch dafür sollte der Online-Händler Sorge tragen. Preis ist das eine, eine genaue Produktbeschreibung, samt aller Features und gegebenenfalls Zubehör gehören selbstverständlich dazu.

Wohl der häufigste Grund, einen Online-Einkauf abzubrechen, ist die vor Kunden gewünschte aber in dem speziellen Webshop fehlende Zahlungsart. Es ist wohlbekannt, dass Kunden den Kauf per Rechnung bevorzugen, während Händler die Zahlung per Kreditkarte, oder noch besser per Vorauskasse, präferieren.

Das heißt, der Händler muss einen Lieferschein und eine Rechnung erstellen, in seinem wie immer gearteten System die Bestellung verbuchen und sein Lager elektronisch auf den aktuellen Stand versetzen. Theoretisch geht das Ganze auch mit Word & Excel, aber sobald das Bestellvolumen ein bestimmtes Niveau überschreitet, benötigte der Online-Händler professionelle ERP-Software.

ERP in der Shop-Software inbegriffen: Shopware mit Pickware

In der gerade neu herausgekommen Version 5.2 seines Webshop-Systems "Shopware" hat der gleichnamige Hersteller eine Basisversion des Warenwirtschaftssystems "Pickware" integriert. Damit sind vorher erwähnten Basis-Prozesse im E-Commerce abbildbar: Verbuchen der Bestellung, Lieferantenauswahl, Lagerverwaltung, Protokoll aller Warenbewegungen, Stornos und Retouren-Abwicklung, sogar eine Anbindung an ein stationäres PoS ist möglich - über eine Internet-fähige mobile Kasse - inklusive Barcode-Scanner, Bondrucker und EC-Terminal.

Was Pickware fehlt, ist ein Finanzhaltungs-Modul. Hier verweist der Hersteller der Warenwirtschaftssoftware auf die Datev-Anbindung. Wer aber ein komplettes ERP-Paket mit seinem Webshop koppeln möchte, dem seien andere ERP-Systeme empfohlen, etwa die auf die Bedürfnisse von Online-Händlern zugeschnittene "Büroware" des deutschen ERP-Herstellers Softengine.

Auf dem diesjährigen Shopware Community Day hat Softengine mit seinem Vertriebspartner IT Center Engels anhand eines Praxis-Beispiels demonstriert, was eine leistungsfähige ERP-Software in einem Webshop leisten kann.

Büroware mit Shopware bei Fortuna Düsseldorf

Dabei handelte es sich um den Fanshop des Zweitliga-Fußballclubs Fortuna Düsseldorf. Der Traditionsverein setzt seit fünf Jahre auf die Webshop-Software "Shopware" und das ERP-System "Büroware" von Softengine. Mit dieser Kombination hat Fortuna Düsseldorf den eigenen Fanshop sowohl online als auch in den stationären Filialen und den mobilen Verkaufsständen im Stadion "Esprit Arena" massiv ausgebaut.

Von der Bestellung, über Erfassung im ERP-System, über die Auswahl des Versenders, Zuorndung der Tracking ID an den Kunden, Erstellung des Paketbeleg, der Rechnung und des Lieferscheins, Verbuchung im ERP-System, Entnahme aus dem Lager, dort Erfassung mittels MDE, Verpackung, Lieferung, Belegübergabe an die FiBu: All diese Prozesse müssen detailliert im ERP-System festgehalten werden.
Von der Bestellung, über Erfassung im ERP-System, über die Auswahl des Versenders, Zuorndung der Tracking ID an den Kunden, Erstellung des Paketbeleg, der Rechnung und des Lieferscheins, Verbuchung im ERP-System, Entnahme aus dem Lager, dort Erfassung mittels MDE, Verpackung, Lieferung, Belegübergabe an die FiBu: All diese Prozesse müssen detailliert im ERP-System festgehalten werden.
Foto: Softengine

Auch ein neues drei Mal so großes Lager wurde eröffnet - und dieses hat auch "Einblick" in den Warenbestand in den Filialen und kann selbständig die Filialleiter über bald fehlenden Artikel verständigen und den Auslieferungsvorgang anstoßen.

Die Verknüpfung mit dem CRM-System ist derzeit in Arbeit, um den 25.000 Fortuna Düsseldorf-Mitgliedern in Zukunft spezielle Angebote (Eintrittstickets und Fanartikel) unterbreiten zu können.

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