Warum Überspannungsschutz absolut notwendig ist

28.11.2006

Von Hans-Jürgen Humbert

Nur nominal liefert unser Stromnetz 230 Volt. Durch Schwankungen bei der Auslastung kann die Spannung auch ohne weiteres kurzzeitig auf Werte unter 200 Volt absinken oder aber auf Werte über 250 Volt ansteigen. Das stört die angeschlossenen Geräte in der Regel wenig, da die Netzteile für diese Schwankungen ausgelegt sind. Schwieriger zu überstehen sind dagegen Spannungsspitzen aus dem Netz. Diese sind zwar nur kurz, sie liegen im tausendstel Sekundenbereich, schicken aber ungeschützte Geräte sofort in den Elektronikhimmel. Jedes elektronische Gerät besitzt deshalb so genannte Filter im Netzeingang. Dieser bestehen aus zwei Spulen, einem oder zwei Kondensatoren und einem Varistor. Das ist ein elektronisches Bauelement, das hohe Spannungen intern in Wärme umwandelt, ohne dabei selbst beschädigt zu werden. Kurzzeitige Spannungsspitzen von bis zu 5.000 Volt werden dabei sicher abgeleitet.

All diese Schutzmaßnahmen nützen jedoch gar nichts gegen einen Blitzeinschlag. Dabei muss der Blitz nicht einmal in die Netz- oder Antennenleitung einschlagen. Der Stromanstieg erfolgt nämlich so schnell, dass bereits ein Blitzeinschlag in die Dachrinne in meterweit entfernten Leitungen durch Induktion sehr hohe Spannungen generiert. Die können ohne weiteres Werte von mehreren hundert Volt erreichen und länger andauern, so dass ein Varistor dabei verschmort. Die ankommende Energie fließt nun ins Gerät und kann dort beträchtlichen Schaden anrichten. Durch die induktive Übertragung der Blitzenergie reicht es auch nicht, bei Gewitter nur den Netzstecker zu ziehen. Jede Leitung, egal ob Antenne, Scart oder sonstige Kabel, sofern sie nur lang genug ist, kann durch Induktion selbst zur Stromquelle werden.

Einzige Hilfe bieten die Blitzschutzsteckdosen, die auch für weitere Kabel Schutzmechanismen anbieten. Richtigen Schutz bieten solche Steckdosen aber nur, wenn sie auch einen guten Kontakt mit dem Schutzleiter in der Netzinstallation besitzen. Schließlich muss die Blitzenergie zur Erde hin abgeleitet werden, und das geht nur über den Schutzleiter.

Gerade in älteren Häusern ist der aber oft nicht an allen Steckdosen im Haus vorhanden. In diesem Fall haben Blitzschutzsteckdosen mehr einen symbolischen Charakter.

Auf Qualität achten

Der interne Aufbau einer Blitzschutzsteckdose ist gerade bei preiswerten Modellen recht simpel: Ein Kondensator und ein Überspannungsableiter sollen die Blitzenergie an den Schutzleiter übertragen. Ohne recht teure Induktivitäten, auf die viele Hersteller von preiswerten Schutzanlagen gerne verzichten, steigt die Spannung im "geschützten" Gerät so schnell an, dass der Überspannungsableiter gar nicht erst "zündet" und die Energie an ihm vorbei ins teure Equipment fließt. Bessere Geräte sind teurer, bieten aber auch sicheren Schutz. Eines kann aber auch die beste Blitzschutzdose nicht verhindern. Bei einem direkten Blitzeinschlag werden sowohl Schutzgerät als auch die angeschlossenen Geräten mit großer Wahrscheinlichkeit zerstört werden.

Das nächste Mal lesen Sie:

Blitzschutz richtig realisiert

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