Cloud Service Provider

Was AWS, Microsoft & Co. in Deutschland vorhaben

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.
Amerikanische Cloud Service Provider investieren gerade kräftig in den Standort Deutschland und stampfen neue Data Center aus dem Boden. Alles im Sinne des datenschutzbewussten, gleichwohl zahlungskräftigen deutschen Anwenders. Der wiederum muss den Marktdurchblick behalten.

Cloud Computing ist in Deutschland zweifellos auf dem Vormarsch. Die Marktforscher der Experton Group gehen davon aus, dass 2014 der Umsatz mit Cloud-Computing-Produkten bei 6,6 Milliarden Euro liegt. Die Hälfte davon entfällt auf Cloud-Services. Für 2015 erwartet Experton einen Umsatz von mehr als 9 Milliarden Euro.

Die Marktforschungsgesellschaft Experton Group taxiert den Markt für Cloud-Computing-Produkte in Deutschland auf 6,6 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte davon entfällt auf Cloud-Services.
Die Marktforschungsgesellschaft Experton Group taxiert den Markt für Cloud-Computing-Produkte in Deutschland auf 6,6 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte davon entfällt auf Cloud-Services.
Foto: Experton Group

Doch speziell Cloud-Dienste, die durch Cloud Service Provider aus dem Ausland bereitgestellt werden, werden hier zu Lande von Anwendern kritisch betrachtet. Der Grund ist die Sorge um den Schutz unternehmenskritischer Daten vor dem Zugriff ausländischer Behörden, insbesondere solcher in den USA. Dies ist - neben einer größeren Nähe zum lukrativen deutschen Markt - einer der Gründe, weshalb Anbieter von Public-Cloud-Services aus den USA begonnen haben, Rechenzentren in Deutschland zu errichten.

Microsoft: Zwischen Entwicklern und Anwendern

Auch Microsoft zählt zu den Public-Cloud-Anbietern, die angeblich ein Data Center in Deutschland eröffnen wollen, so wie dies in jüngster Zeit Oracle und Amazon Web Services getan haben. Allerdings gibt es noch keine Aussage dazu von dem Unternehmen. Die Public-Cloud-Computing-Strategie von Microsoft ruht derzeit im Wesentlichen auf zwei Säulen: Microsoft Azure, einer Plattform die ursprünglich als Basis für Platform-as-a-Service-Angebote auf Grundlage von .NET ausgelegt war, und Office 365. Nach Anlaufproblemen hat sich Azure in der Version 2.0 mittlerweile zu einem "Renner" entwickelt.

Eine wichtige Rolle wird künftig bei Microsoft das Thema "Mobility" spielen. Das spiegelt sich auch in der Cloud-Strategie wider. So bietet das Unternehmen mit Azure Mobile Services ein Bindeglied zwischen mobilen Systemen sowie Daten und Anwendungen in der Microsoft-Cloud.
Eine wichtige Rolle wird künftig bei Microsoft das Thema "Mobility" spielen. Das spiegelt sich auch in der Cloud-Strategie wider. So bietet das Unternehmen mit Azure Mobile Services ein Bindeglied zwischen mobilen Systemen sowie Daten und Anwendungen in der Microsoft-Cloud.
Foto: Microsoft

Ebenso wie der große Konkurrent AWS verfügt Microsoft über ein nahezu lückenloses Angebot. Azure bietet mittlerweile ein "Vollsortiment" von Infrastructure-as-a-Service- und Platform-as-a-Service-Diensten (IaaS, PaaS). Es umfasst unterschiedliche Betriebssystemplattformen, inklusive Linux, Datenbanken aller führenden Anbieter (Oracle, MongoDB, SQL-Versionen) sowie SAP-Anwendungen.

Mit Bing zu Analytics

Hinzu kommen Directory-Services sowie seit dem Frühjahr 2014 ein Cloud-basiertes Identity-Management und Mobile Device Management (MDM) mit der "Enterprise Mobility Suite". Die Beratungsgesellschaft Crisp Research geht zudem davon aus, dass künftig die Suchmaschinen-Technik Bing eine zentrale Rolle im Cloud-Portfolio von Microsoft spielen wird. Sie könnte ähnlich wie IBMs Watson und Google als Teil von Cloud-basierten Collaboration- und Analytics-Anwendungen (Big Data) zum Zuge kommen. Crisp Research schätzt, dass Microsoft 2016 rund 18 Milliarden Dollar seines Umsatzes mit Cloud-Produkten erzielen wird, an die 80 Milliarden mit anderen Angeboten.

"Als führender Anbieter im Public-Cloud-IaaS-Markt kann sich Microsoft mit seiner Azure-Plattform zunehmend profilieren. Die IaaS-Services sind übersichtlich strukturiert, und das Azure-Portal bietet eine große Transparenz sowie ein gutes Handling für Planungs- und Bestellprozesse", sagt Frank Heuer, Senior Advisor bei der Experton Group, die unter anderem den Cloud Vendor Benchmark herausbringt.

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