Notebooksbilliger-Chef Arnd von Wedemeyer

Wearables, Internet of Things und Heimautomatisierung im Portfolio



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

"Ich sehe keine Änderung in der Handelslandschaft"

In München, Düsseldorf und Hannover-Sarstedt betreibt Notebooksbilliger.de auch stationäre Stores
In München, Düsseldorf und Hannover-Sarstedt betreibt Notebooksbilliger.de auch stationäre Stores
Foto: Notebooksbilliger

Zählen zu den neuen von Notebooksbilliger.de priorisierten Bereichen auch Wearables und andere vernetzte Geräte? Hier ließ sich in den vergangenen zwölf Monaten ein deutlich gestiegenes Anbieterinteresse verzeichnen...

Wedemeyer: Das Internet of Things ist für uns nicht so neu. Heimautomatisierung ist etwas, das wir bereits seit zwei bis drei Jahren anbieten. Aber in der Tat fängt einiges in dem Bereich nun an, spannend zu werden.

Lassen sich solche neuen Produktkategorien einfach mit den bestehenden Strategien verkaufen? Es gibt Stimmen, die es für möglich halten, dass beim Handel mit Wearables und vernetzten Lösungen dereinst Mobilfunk-Betreiber und Plattform-Anbieter wie Apple vorne liegen könnten.

Wedemeyer: Es reden zwar viele von neuen Strategien und einige haben dafür auch Ideen. Doch es handelt sich hier noch um einen stark fragmentierten Markt. In vielen Fällen ist bei den Geräten die User Experience noch nicht da, wo sie sein müsste. Ich selbst bin ein Technik-Freak, aber es gibt im Bereich vernetzter Geräte noch nicht so viel, was ich auch meinen Eltern oder Bekannten empfehlen würde. Es gibt gute Lösungen, aber diese sind oft noch sehr teuer und bringen einen hohen Installationsaufwand mit sich.

Dennoch entwickelt sich dieser Bereich in eine gute Richtung. 2014 wuchs er aus unserer Sicht signifikant. Aber ich sehe weder eine Änderung in der Handelslandschaft, noch eine Marke, die hier vor dem großen Durchbruch steht. Herstellershops haben eine Berechtigung bei einer sehr starken Marke. Oder wenn es für den Kunden ein vermeintlicher Statusvorteil ist. Objektiv spricht allerdings viel mehr dafür, bei einem breit aufgestellten Händler zu kaufen, als bei einem Hersteller. Insofern bin ich bei diesem Thema sehr entspannt.

Media-Saturn hat angekündigt, solche neuen Produktbereiche mit Übernahmen und Beteiligungen vorantreiben zu wollen. Conrad setzt auf die Zusammenarbeit mit Hardware-Entwicklern. Kommt auch für Sie ein Investment in geeignete Startups in Frage?

Wedemeyer: Persönlich schaue ich mir Startups schon hin und wieder an. Aber speziell im reinen E-Commerce-Bereich habe ich den Eindruck, dass es in Deutschland zwar recht viele "Entrepreneure", aber nur wenig gute Unternehmer gibt. Oft gehen Startups mit einem hohen Budget in ein verhältnismäßig großes Risiko. Und die angesetzten Unternehmensbewertungen sind mir auch ein ziemliches Rätsel. Im E-Commerce-Bereich habe ich mir deshalb seit einem halben Jahr keine Startups mehr angeschaut.

"Der Elektronikhandel ist bodenständiger"

Das klingt so, als ob Sie Notebooksbilliger.de noch lange erhalten bleiben. Die Führung des von Ihnen gegründeten Unternehmens ist Ihnen also auch noch 14 Jahre nach dem Start des Onlineshops nicht langweilig?

Wedemeyer: Wenn man mehr als 20 Jahre in dem Geschäft tätig ist, kommt man natürlich schon gelegentlich an einen gewissen Punkt. Aber bei Notebooksbilliger.de konnte ich dann immer an einer Stelle etwas anderes anstoßen und eine neue Herausforderung suchen. Ich wüsste nichts Besseres, was ich machen könnte.

Wenn jemand zu mir käme und eine Super-Idee hätte, was man neues machen könnte, würde mich das vielleicht schon reizen. Aber das würde nicht bedeuten, dass ich Notebooksbilliger den Rücken kehren würde, sondern dass ich meine Stellung dort vielleicht anders organisieren würde. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich nichts Diesbezügliches - und ich möchte auch nicht anfangen, prophetisch zu werden.

Das klingt sehr bodenständig. Im Vergleich dazu: sogar Media-Saturn will mit der Electronics Online Group nun eine Art "Startup im Konzern" etablieren...

Wedemeyer: Ich finde es toll, wenn die Kollegen sich mit solchen Nebenschauplätzen befassen. Es gibt doch fast kein Family Office oder keinen Konzern mehr, der noch nicht einen Inkubator gegründet hätte und dann wieder eingestellt hat. Wenn gute Ideen so breit gestreut wären, würde das sicherlich viel leichter laufen. Aber in der Realität gibt es vor allem Copycats, die Ideen x-fach kopieren, alle mit jeder Menge Kapital ausgestattet sind und voller sogenannter "Entrepreneure" stecken, die letztlich angestellte Manager mit geringer Berufserfahrung sind ohne eigenes echtes Risiko.

Aber macht es nicht Sinn, wenn Electronics-Online-Group-Chef Martin Sinner den innovativen Otto-Shop About You lobt und ankündigt, ähnlich gelagerte Elektronikshop-Formate entwickeln zu wollen, um beispielsweise weibliche Käufer stärker anzusprechen?

Wedemeyer: Im Modebereich gibt es eine größere Varianz, sowohl bei den Beschaffungswegen als auch bei den Marken. Elektronik ist demgegenüber viel bodenständiger. Dem tragen auch die Shop-Lösungen der großen Elektronikversender Rechnung. Das heißt nicht, dass wir uns nicht weiterentwickelt haben. Wir haben unseren Blog in den Shop integriert und beschäftigen inzwischen mehr Redakteure als die meisten Technik-Blogs. Aber wir machen das, weil es dem Informationsbedürfnis der Nutzer Rechnung trägt. Bei Mode verstehe ich, dass der Handel nach neuen Online-Modellen sucht. About You ist dafür ein schönes Beispiel - aber nicht mehr.

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