Per Near Field Communication, kurz NFC

Wenn der Kunde mit dem Smartphone zur Kasse kommt



Patrick Nassall ist seit 2013 für die Haufe-Gruppe tätig. Aktuell betreut er als Online Marketing Manager im lexoffice Team die Konzeption und Umsetzung von Markteintrittsstrategien für SaaS-Produkte. Sein Fokus liegt dabei auf der Mobile Payment-Lösung Lexware pay.

Bevor er zu dem Freiburger Unternehmen kam, unterstützte er als Produktmanager und Teamleiter die Hamburger Wer liefert was? GmbH

Patrick Nassall hat Betriebswirtschaft an der Dualen Hochschule Lörrach sowie Business Administration an der Open University Great Britain studiert und einen MBA an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster abgeschlossen.

Rechnet sich NFC auch für KMUs?

Viele KMUs zögern mit der Installation von NFC-Lesegeräten, denn sie befürchten, für jedes Geldinstitut unterschiedliche Hardware zu benötigen. Dies stimmt zum Teil. Zwar ist der Übertragungsstandard NFC bei allen Verfahren gleich, doch benötigt jede Methode eine eigene Terminalsoftware und einen eigenen Vertrag. Insgesamt sollen die Gebühren der Banken dabei deutlich unter den Transaktionskosten einer konventionellen Kreditkartenzahlung liegen.

Die derzeit verfügbaren NFC-Terminals gibt es entweder als eine bereits in EC-Terminals integrierte Variante oder als separate Geräte, die sich dann einfach mit den jeweils bereits vorhandenen klassischen EC-Kartenterminals verbinden lassen. Die Kosten für die Geräte liegen derzeit bei rund 150 Euro für die separate und 300 bis 500 Euro für die integrierte Variante. Deshalb sind die die Anfangsinvestitionen, um bargeldlose Zahlungen entgegennehmen zu können, grundsätzlich zu beachten.

Unabhängig von NFC-Funktionen lohnt sich ein klassisches EC-Terminal sowieso erst, wenn durchschnittlich eintausend Euro pro Monat darüber abgerechnet werden. Dies liegt vor allem an den hohen monatlichen Grundgebühren, Mindestumsätzen und Mietkosten für das Terminal - viel Geld für Kleinunternehmer und Existenzgründer. Für KMUs sind deshalb eher die alternativen mPOS-Lösungen interessant. Dabei werden Kartenzahlungen mit dem händlereigenen Smartphone oder Tablet entgegengenommen. Die Infrastruktur steht also bereits zur Verfügung.

Das senkt die Betriebskosten deutlich, denn monatliche Grundgebühren entfallen in der Regel vollständig. Und trotzdem kann der Kundenservice damit ganz einfach verbessert und Zahlungseingänge sofort verbucht werden - bargeldlose Kunden gehen damit nicht mehr verloren. Auch mPOS-Lösungen werden künftig NCF-fähig sein: So arbeiten eine E-Payment-Anbeiter derzeit mit dem Technologiepartner Wirecard an einer eigenen NFC-Lösung für Kleinunternehmer.

Bargeldlose Zahlung spart viele Kosten

Großunternehmern, aber auch KMUs bietet die bargeldlose Zahlung noch weitere Vorteile: Laut der Studie Mobile in Retail ist immerhin jeder fünfte Händler der Meinung, durch mobile Bezahllösungen lasse sich der Abverkauf steigern. Und mehr als 50 Prozent der Händler sind überzeugt, durch Mobile ihr Image verbessern beziehungsweise pflegen zu können.

Für die überwiegende Mehrheit der Handelsunternehmen ist mobile Commerce gegenwärtig oder zukünftig von hoher strategischer Relevanz. Einen Anteil mobiler Zahlungen von mehr als 30 Prozent an allen Transaktionen betrachtet der überwiegende Teil des Handels allerdings als unrealistisch. Die Anbieter der mobile Wallets sowie die Zahlungsnetzbetreiber prognostizieren hingegen die Verdrängung von Bargeld und eine erfolgreiche Digitalisierung aller bisher kartenbasierten Zahlungssysteme.

Ein starkes Argument für das Bezahlen mit Smartphone in diesem Zusammenhang bietet die Verschmelzung unterschiedlicher Aktionen am POS, zum Beispiel Payment, Couponing und Loyalty, sowie andere Arten der Kundenansprache und des Marketings, die dabei möglich sind. Apple pay wird ab iOS 9 hierfür eine Reihe von Möglichkeiten bieten.

Damit sich das kontaktlose Bezahlen in Deutschland verbreitet, muss vor allem die Infrastruktur an den Kassenterminals ausgebaut werden. Aktuell gibt es in Deutschland erst rund 60.000 Akzeptanzstellen für das kontaktlose Bezahlen per NFC, das entspricht rund acht Prozent aller Kassenterminals. In den kommenden zwei Jahren wird die Anzahl der NFC-fähigen Terminals nach Einschätzung des Bitkom (2015) aber rasch wachsen. Wenn die Kassenterminals flächendeckend umgerüstet sind, kann das Bezahlen per Smartphone in kürzester Zeit einen Durchbruch erleben.

Andere europäische Länder wie Großbritannien, Frankreich und Italien nutzen das Angebot heute schon deutlich stärker als ihre deutschen Nachbarn. In Asien und Afrika ist das Bezahlen mit dem mobilen Telefon - auf unterschiedliche Arten - bereits von der Bevölkerung vollständig akzeptiert. Wenn große Ketten und Anbieter in ganz Europa und weltweit den Trend mitgehen, steigt auch wieder der Druck auf kleinere Anbieter, ebenfalls umzurüsten. Gleichzeitig eröffnet uns NFC dann auch neue, komfortable und smarte Wege, damit wir alle unseren Alltag noch besser managen können. (rw)

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