Ein weiterer Touchpoint im Omni Channel

Wie die Smartwatch die Customer Journey verändert

Oliver Graf war bis September 2017 Managing Director DACH des international tätigen Unternehmens Ve Interactive, führender Anbieter einer Plattform zur Steigerung der Conversion Rates bei Abbrüchen von Webshops. Graf verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen internationale Medien und Finanzen und ist in der europäischen E-Commerce Szene hervorragend vernetzt, wo er u.A. als Speaker und Panelteilnehmer anzutreffen ist, zuletzt auf der Performance Marketing Insights.
Webshop-Betreiber haben eine weitere Option, mit dem Kunden in Kontakt zu treten, wodurch allerdings auch neue Marketingstrategien erforderlich werden. Doch wie verändert die Smartwatch die Customer Journey und wie kann der E-Commerce darauf reagieren?

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Apple Watch in die Läden kam. Das digitale Gadget hat letztlich dafür gesorgt, dass der Wearable-Markt einen enormen Aufschwung erfuhr und die smarten Uhren endgültig massentauglich wurden. 2015 gingen insgesamt 30 Millionen Stück über den Ladentisch - bis 2017 sollen es laut Gartner sogar 66,7 Millionen sein. Dies hat nicht nur einen erheblichen Einfluss auf die mobile Kommunikation, sondern auch auf den E-Commerce.

Omni-Channel: Viele Wege führen nach Rom

Die Smartwatch ersetzt das Mobiltelefon nicht – vielmehr ist sie ein zusätzliches Gerät, das uns mit dem Web verbindet. Dies ermöglicht dem Nutzer unter anderem eine noch viel weitreichendere, geräteübergreifende Customer Journey im E-Commerce. Bekommt der Nutzer etwa auf seiner Smartwatch eine Push-Benachrichtigung über ein interessantes Hotelangebot, kann er mit einem Klick nahtlos zum Handy switchen und sich dort näher informieren.

Auf dem Tablet oder Laptop kann dann schließlich auf dem großen Bildschirm die Buchung abgeschlossen werden. Die Bestätigung schaut er sich als erstes wieder auf der Smartwatch an. Diese stellt also einen weiteren Touchpoint in der Customer Journey dar – clever integriert kann sie eine klare Abgrenzung für Online-Shops von der Konkurrenz darstellen.

In der Kürze liegt die Würze

Für eine funktionierende Integration der Smartwatch ins Marketing sind jedoch eigens entwickelte Apps notwendig. Denn im Gegensatz zum Smartphone-Display ist der Screen einer Smartwatch recht klein. Daher muss sowohl die Darstellung als auch die Funktionalität auf ein Minimum begrenzt werden.
Im Vergleich zu Apps für andere mobile Geräte mit größeren Bildschirmen haben Smartwatch-Apps einen deutlich abgespeckten Funktionsumfang:

Das mobile Facebook verfügt im Gegensatz zur Desktop-Variante beispielsweise nur über 60 Prozent der Funktionen – eine App für die Smartwatch dürfte es sogar nur auf 20 Prozent bringen, eben um die Customer Journey auf das jeweilige Endgerät auszurichten. Wem das jedoch gelingt und wer seinen Nutzern den Shopping-Prozess auf der Smartwatch mittels weniger „Touches“ vereinfacht, ist der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus. Die Customer Journey muss in diesem Fall also eher ein Kurztrip sein.

Digitale Uhr - die persönliche Smartwatch

Wie auch schon via Smartphone, ermöglicht es die digitale Uhr, spezifische Nutzerdaten zu sammeln, um individualisierte Nachrichten an den User zu senden. Dauer des Shoppingverhaltens, Warenwerte oder präferierte Artikel werden direkt an den Verkäufer gesendet, worauf dieser mit persönlichen Push-Benachrichtigungen reagieren kann.

Im Unterschied zum Handy ist die Uhr immer am Mann oder an der Frau und liefert so noch aufschlussreichere Daten, die vor allem zum Geo-Targeting genutzt werden können. Bluetooth-Schnittstellen ermöglichen es, auf ortsspezifische Angebote aufmerksam zu machen. Beim Bummel durch die Stadt können Händler via App zum Beispiel einen Rabatt direkt beim Betreten des Ladens auf die Smartwatch schicken. Hier wird eine Benachrichtigung schneller wahrgenommen, als auf dem Handy – das häufig in den Tiefen der Tasche versunken ist.

Der Händler hat der Kundin beim Betreten der Drogerie das Produkt als Sonderangebot auf ihre Smartwatch geschickt hat.
Der Händler hat der Kundin beim Betreten der Drogerie das Produkt als Sonderangebot auf ihre Smartwatch geschickt hat.
Foto: Tyler Olson - shutterstock.com

Werbung auf der Smartwatch

Alle Welt spricht derzeit von mobiler Werbung. Doch angesichts der stetig steigenden Wearables-Verkaufszahlen sind professionelle Marketer bereits daran, die Möglichkeiten gezielter personalisierter Werbung auf der Smartwatch zu eruieren.

So können Webshops sowohl Neu- als auch Bestandskunden ansprechen. Die Nutzerdaten geben insbesondere Aufschluss darüber, zu welcher Zeit das Ausspielen der Werbung in Form von Ads am effektivsten ist. Smartwatch-Besitzer sind für Marketer eine sehr interessante Zielgruppe, da sie besonders technikaffin und weit vernetzt sind. Dem User die gewünschte Information zielsicher zu präsentieren, funktioniert so wortwörtlich im Handumdrehen.

Smartwatches stellen schon jetzt ein enorm großes Marketingpotenzial dar. Entscheider sollten individuell überlegen, wo die Smartwatch als zusätzlicher Touchpoint in ihre bestehende Customer Journey integriert werden kann. Bei sinnvoller Ergänzung stellt die Smartwatch eine weitere Option dar, um die Conversions zu steigern. (rw)

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