Wie langweilig ist die IT-Branche?

08.01.2007

Fujitsu Siemens Computers GmbH Aufsichtsrat Herrn Bernd Bischoff Domagkstraße 28 80807 München

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München, 08.01.2007

Wie langweilig ist die IT-Branche?

Sehr geehrter Herr Bischoff,

in der vergangenen Woche veröffentlichte die Tageszeitung "Die Welt" einen ganzseitigen Artikel unter der Überschrift "Die spannendsten Manager 2007". Der Vorspanntext: "Sie planen Großes, sie spielen mit hohen Einsätzen, und sie müssen harte Entscheidungen treffen: Diese 20 Top-Manager sind dieses Jahr besonders gefordert."

Das Interessante an der Liste ist weniger, wer alles auf ihr steht, sondern in erster Linie, wer nicht auf ihr steht. Wer zum Beispiel wissen will, welche Namen aus der IT-Branche enthalten sind, der findet: nichts! Gut, vielleicht kann man den neuen Telekom-Vormann René Obermann als Chef eines IT-Unternehmens im weiteren Sinne durchgehen lassen ("T-Systems"). Aber kein Microsoft, kein IBM, kein HP, kein Dell, kein Benq, kein Acer, kein Novell, kein Symantec, kein Samsung, kein LG, kein Toshiba, kein Apple, kein Fujitsu Siemens - die IT-Branche findet in dieser Liste schlechterdings nicht statt.

Was bedeutet das? Was bedeutet das für eine Branche, die bereits Ende der 1990er-Jahre ein weltweites Umsatzvolumen von über 650 Milliarden Euro repräsentierte und damit die zweitgrößte Branche im weltweiten Maßstab war, größer als die Automobilindustrie, nur von der Tourismusbranche übertroffen? Ist die IT-Branche so langweilig geworden? Sind die Jobs an der Spitze der IT-Unternehmen so uninteressant geworden?

Nein, bestimmt nicht. Es bedeutet nichts anderes als: Die Branche ist normal geworden. Die Probleme und Herausforderungen der IT-Branche sind dieselben, mit denen auch andere Industriezweige zu kämpfen haben. Normalität in der Wirtschaft bedeutet Professionalität. Auch die Manager in der IT-Branche sind professionell geworden. Schillernde Persönlichkeiten, Glücksritter und Kleinganoven findet man zwar immer noch, aber sie sind selten geworden, und an der Spitze von Unternehmen, die wegen ihrer Größe und volkswirtschaftlichen Bedeutung in der Zeitung stehen, sind sie bereits ausgestorben. Daran ist nichts Schlechtes, im Gegenteil. Es hat lediglich zur Folge, dass die Branche nicht mehr so unterhaltend ist. Aber Entertainment und Vergnügen sind bekanntlich keine Kriterien zur Beurteilung von Wirtschaftsleistungen.

Insofern kann man es durchaus als gutes Zeichen werten, dass die IT-Branche in der "Welt"-Liste der 20 spannendsten Manager des Jahres 2007 nicht vorkommt. Oder was meinen Sie?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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