Energieverbrauch im RZ

Wie Profis das Data Center kühlen

Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Mehr Platz im RZ dank Wasserkühlung

Ein ähnliches Konzept, basierend auf Technologie von Rittal, nutzt Leitz, ein Stuttgarter Hersteller von Werkzeugmaschinen für die Holzbearbeitung. Das Unternehmen mit 3500 Mitarbeitern entschloss sich aus Kapazitätsgründen für die Einrichtung eines neuen, zweiten Data Center. "Da sollte es auf jeden Fall neue Technik sein", berichtet Roland Berndt, der als Administrator für die Implementierung des Kühlsystems zuständig war. Also entschied man sich wie üblich für die Server-Virtualisierung und - weniger üblich - für Liquid Cooling Packets von Rittal. Diese Packages stehen jeweils zwischen zwei Serverschränken, die sie auf der Vorderseite mit 25 Grad warmer Luft versorgen. Die Abluft, die auf der Rückseite aus dem Server-Rack abgesaugt wird, hat 42 Grad Celsius. Die Abwärme will Leitz später über eine Adsorptionskühlung nutzen. Der Energieverbrauch hat sich gegenüber dem ersten Rechenzentrum um 80 Prozent verringert. Alle kritischen Systeme - etwa 50 bis 60 Server und 10 TByte Speicher, wurden mittlerweile in das neue RZ migriert. Um das alte Rechenzentrum ebenfalls entsprechend umzurüsten, ist momentan kein Geld da. Doch geplant ist das auf jeden Fall. Über die Investitionskosten möchte Berndt nicht reden.

"Der Wasserkühlung im Rack oder in einem Teil des Rechenzentrums gehört die Zukunft", meint Christian Zilch, Vorstand des Beratungsunternehmens Experton Group. Die Zeit des hemmungslosen Hochtaktens von Prozessoren mit entsprechender Hitzeerzeugung sei zwar vorbei, dafür schreite die Miniaturisierung und damit die Verdichtung im Rack weiter voran. Es bleibe also die Notwendigkeit, Wärme abzuführen. Für neue Kühlkonzepte mit Wasserkühlung oder Wärmetauschern sieht er einige Hindernisse: "Maßnahmen lassen sich nur über Amortisierung verkaufen", weiß er. "Wärmetauscher und Anschlüsse kosten aber einiges, zudem steht die Wärme aus dem Rechenzentrum eher im Sommer zur Verfügung statt im Winter." Dagegen freilich können altbekannte, aber selten praktisch genutzte Technologien wie die Adsorptionskühlung helfen, bei der Wärme in Kälte umgewandelt wird. Doch hier stehen Industrie und Anwender noch ganz am Anfang.

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