Parallels, VMware, Bootcamp

Wie Windows 10 auf dem Mac läuft

Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
OS X statt Windows 10. Aber manchmal muss man doch beides benutzen. So kommt Windows 10 auf den Mac und so läuft es.

Eile ist auch dann geboten, wenn Sie vorwiegend Ihren Mac als solchen nutzen, aber auf einer eigenen Partition oder in einer virtuellen Maschine Windows 7 oder 8 betreiben. Diesen Freitag (29. Juli 2016) läuft die Frist ab, während der Sie das kostenlose Upgrade auf Windows 10 beziehen können. Wie Sie auf Windows 10 upgraden, haben unsere Kollegen der PC-Welt ausführlich beschrieben. Was Sie mit Windows 10 auf dem Mac anfangen können und wo die Unterschiede zwischen der Installation auf einer Boot-Camp-Partition und in einer virtuellen Maschine liegen, lesen Sie im Folgenden:

Nicht wenige Mac-Anwender nutzen Windows auf dem Mac - etwa für das Steuerprogramm Elster. Aber auch manch alter Spieleklassiker oder proprietäres Grafikprogramm macht die Nutzung von Bootcamp und Parallels unumgänglich. Für Nutzer von Windows 7 und Windows 8 ist das Upgrade auf das neue Windows 10 jetzt sogar kostenlos möglich. Das Betriebssystem bietet eine neue Optik und viele interessante Verbeserungen - nicht zuletzt gibt es wieder ein Startmenü und einen komplett neu entwickelten Webbrowser. Wie unsere ersten Erfahrungen mit Windows 10 zeigen, können aber bei der Installation einige Probleme auftreten. Zu unserer Überraschung hatten wir sowohl unter Parallels als auch unter Bootcamp mit verschiedenen Hindernissen zu kämpfen.

Windows 10 macht auch auf dem Mac einen guten Eindruck.
Windows 10 macht auch auf dem Mac einen guten Eindruck.

Drei Methoden: Download als ISO-Datei, Windows Update oder Installation per Media Creation Toolkit

Nutzer eines aktuellen Windows 7 und Windows 8.1 hat Microsoft schon vor einigen Wochen auf das neue System hingewiesen. Über eine Schaltfläche in der Taskleiste konnte man sich das Update „reservieren“. Die Aktualisierung von Windows ist dann per Windows Update möglich. Ähnlich der bereits länger verfügbaren Preview-Version von Windows 10 kann man das neue Windows-System aber als komplette ISO-Datei herunterladen - die man direkt verwenden oder als Boot-DVD brennen kann. Auch ohne gültigen Aktivierungscode kann man dann eine Testversion installieren und sich Windows 10 unverbindlich ansehen. Der Download ist über die Windows-Webseite möglich. Alternativ gibt es ein Installationsprogramm, eigentlich „Media Creation Kit“ genannt.

Dieses startet wahlweise eine Sofort-Installation oder erstellt einen bootfähigen USB-Stick für die Installation auf mehreren Rechnern. Wie bei früheren Windows-Versionen muss man dabei auf die Version achten: So kann eine 32-Bit-Version von Windows 7 oder Windows 8 nur auf eine 32-Bit-Version von Windows 10 aktualisiert werden, was ebenso für die 64-Bit-Versionen gilt. Nur noch zwei Versionen sind verfügbar, die Version Home und die Version Pro.

Installation mit Bootcamp

Windows 10 wird von Apple noch nicht offiziell unterstützt, das System ist aber mit Bootcamp kompatibel. Das Tool behandelt das Installationsmedium übrigens wie eine Version von Windows 8, sowohl ISO-Datei, USB-Stick als auch DVD werden unterstützt. Die Kompatibilität ist aber wie bei Windows 8 auf neuere Macs beschränkt und nur bei neueren Macs kann man über Apples Tool die Installation starten. Ältere Macs wie Mac Minis vor 2011 bleiben ebenso außen vor wie Macbooks Pro vor 2012 oder iMacs vor 2010. Die Hardwareanforderungen von Windows 10 erfüllen eigentlich auch viele ältere Macs, so ist eine CPU mit mindestens 1 GHz und eine Grafikkarten mit Unterstützung von DirectX 9 die zurückhaltende Mindestanforderung. Der benötigte Festplattenspeicher hängt von der Version ab: Die 32-Bit-Version beansprucht mindestens 16 GB Speicherplatz, die 64-Bit-Version 20 GB. Bootcamp-Nutzer müssen übrigens die 64-Bit-Version nutzen, für die 32-Bit-Version gibt es wie bei Windows 7 keine Unterstützung durch Apple. Hinweis: Bei der Installation wird man gefragt, ob man das Betriebssystem als Heimanwender oder in einem Unternehmen verwendet. Grund dafür ist, dass es keine eigenständigen Firmenversionen mehr gibt. Die größte Hürde bleibt bei älteren Macs aber die Bootfähigkeit. Neuere Macs können von der Installations-DVD oder dem USB-Stick mit Windows 10 booten, ältere dagegen nicht. Hat man bereits eine bestehende Windows-7-Installation auf einem älteren Mac, ist aber laut Berichten das Upgrade über das Update-Tool und die Softwareaktualisierung möglich. Apple bietet dann allerdings keine Treiber-Unterstützung, was vor allem für Macbook-Besitzer problematisch ist.

Licht und Schatten: Installation per Virtualisierungssoftware

Viele Mac-Anwender nutzen Windows unter einer virtuellen Umgebung wie Virtual Box, Vmware und Parallels. Virtualisierungssoftware ermöglicht den ungefährlichen Test neuer Systeme. Auch hier ist die kostenlose Aktualisierung auf Windows 10 verfügbar, wir empfehlen vor dem Uprade allerdings ein Backup der virtuellen Umgebung. Problemlos funktioniert die Installation von Windows 10 in der Virtualisierungssoftware Virtual Box 5.0. Der von Microsofts Kit erstellte USB-Stick wird allerdings auf unserem Macbook Pro von 2011 nicht erkannt, wir nutzen deshalb die ISO-Datei für die Installation. Für die Installation von Windows 10 gibt es unter Virtual Box bereits eine Voreinstellung, man muss nur zwischen 32- und 64-Bit-Version auswählen. Nach kurzer Zeit haben wir eine Testumgebung der neuen Windows-Version installiert, (die Bedienung von Virtual Box haben wir bereits vorgestellt). Knapp 9,2 GB an Speicherplatz werden von der virtuellen Umgebung beansprucht. Die Installation der so genannten Guest Additions des Virtualisierers ist ebenfalls erfolgreich. Laut Herstellerforum soll es aber aktuell noch kleinere Probleme geben, etwa mit dem Grafiktreiber von Windows 10. Insgesamt macht Windows unter Virtual Box aber einen guten Eindruck.

Mehr Probleme haben wir mit dem Virtual-Box-Konkurrenten Parallels bzw. dem Microsoft-Installer. Zuerst wollen wir mit Hilfe der von Microsoft bereitgestellten ISO-Datei eine komplett neue Umgebung anlegen. Der USB-Stick mit Installationsdateien wird nicht erkannt, die ISO-Datei dagegen problemlos unterstützt. Da als Ziel-Betriebssystem Windows 10 in Parallels 10 noch nicht ausgewählt werden kann, wählen wir unter den Betriebssystem-Vorlagen Windows 8.1 aus. Die Installation startet, bald unterbricht uns aber eine Fehlermeldung: Ein Laufwerkstreiber wird nicht unterstützt und der Installationsversuch muss abgebrochen werden. Wie wir nach einiger Recherche erfahren, ist ein virtueller DVD-Laufwerktreiber von Parallels der Schuldige - obwohl wir eigentlich eine Image-Datei verwenden. In den Voreinstellungen der Maschine ändern wir deshalb unter der Einstellung „Hardware“, bei „CD/DVD“ den voreingestellten „Ort:“ auf „IDE 0:1“. Jetzt funktioniert die Installation problemlos und wir haben nach kurzer Zeit ein funktionsfähiges Windows 10 vor uns. Auch die Installation der Parallels-Erweiterungen funktioniert. Offensichtlich läuft Windows 10 unter Parallels noch nicht perfekt, ein kommendes Upgrade wird dies aber vermutlich beheben.

Probleme bei der Aktualisierung von Windows 8.1

Als dritte Aufgabe versuchen wir, eine bestehende virtuelle Maschine mit Windows 8.1 auf Windows 10 zu aktualisieren - ebenfalls unter Parallels 10. Parallels empfiehlt dazu die Nutzung des Media Creation Tools, die Installation per Windows Update ist nämlich unter Parallels nicht möglich: Offenbar verhindert ein nicht mit Windows 10 kompatibler Grafiktreiber von Parallels die Installation. Man muss deshalb für das Update das Tool Media Creation Toolkit herunterladen und nach dem Start die Funktion „Upgrade this PC now“ wählen. Das Tool lädt dann alle für die Installation benötigten Dateien auf den Rechner und aktualisiert das System auf Windows 10. Bei den meisten Anwendern funktioniert die Aktualisierung offenbar problemlos. Etwas überrascht sind wir nach dem Upgrade, als die virtuelle Maschine plötzlich um knapp vierzehn GB größer ist als vorher. Schuld ist der Ordner „Windows.old“ in dem nach dem Upgrade das komplette alte System gespeichert wird. Falls man nicht das vorige System wiederherstellen will, kann Sie die Daten mit dem Systemtool „Datenträgerbereinigung“ löschen.

Nur für Profis: Ärger mit dem Product Key

Bei unserer virtuellen Maschine scheitert die Installation allerdings an der Prüfung des Windows Product Key - obwohl wir ein regulär gekauftes Windows-System benutzen. Die Installation kann nur abgebrochen werden. Das Problem: Nur bei einer Aktualisierung per Windows Update werden bestehende Produkt Keys übernommen. Wir können deshalb das System nur per Windows Update aktualisieren. Wir beheben das Problem mit dem Fehlercode 80240020 mit einem Eingriff per Registry-Editor, was wir nur hartgesottenen Windows-Anwendern empfehlen. Der Eintrag findet sich unter „!HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\WindowsUpdate\OSUpgrade“. Der Eintrag sollte vorher per Exportfunktion gesichert werden. Nun erstellten wir eine neue DWORD-Datei (32 Bit) und benennen sie in „AllowOSUpgrade“ um. Über „Ändern“ muss man danach den Wert auf „1“ setzen. Nachdem dies erledigt ist, können wir per Systemsteuerung das Windows Update aufrufen und nach neuen Updates suchen. Das Upgrade wird nun geladen und installiert sich ohne Probleme und akzeptiert den Product Key. Bei anderen Problemen mit dem Updater kann ein Start des Updaters per Kommandozeile helfen. Vor Eingabe des Befehls „wuauclt.exe /updatenow“ muss man die Befehlszeile allerdings als Admin öffnen.

Fazit

Abgesehen von kleinen Problemen mit der Installation macht Windows 10 auch auf dem Mac einen guten Eindruck. Das System bietet gute Performance und die Bedienung ist deutlich komfortabler als unter Windows 8.1 - konnten wir uns doch mit den Kacheln einfach nie anfreunden. (Macwelt)

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