Die Business-Sicht

Windows 10 lässt noch viele Fragen offen

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Windows-as-a-Service - heißt das Abo-Modell?

Microsoft will und muss reinen Tisch machen. Die Zeit der Upgrades und Patches soll mit Windows 10 zu Ende gehen. Der Kunde soll Windows "as a Service" beziehen, wie es heißt, also die neuen Versionen und Features geräuschlos aus der Cloud eingespielt bekommen - so wie es heute schon mit Office 365 funktioniert. Microsoft-Manager Terry Myerson schrieb ein wenig übermütig in einem Blog-Beitrag: "In den nächsten paar Jahren wird sich Windows zum größten Internet-Service auf dem Planeten entwickeln".

Er hatte wohl nicht daran gedacht, dass diese Botschaft viele Unternehmenskunden aufhorchen lassen würde. Wenn Windows 10 künftig ein reiner Internet-Service ist, wird es dann ein Subscription-Modell geben, so wie man sie von anderen Cloud-Services her kennt? Ein Abo-Modell für Betriebssysteme?

Microsoft-CEO Satya Nadela beantwortete die Frage, ob Windows 10 künftig nach einem ähnlichen Schema wie Office 365 bepreist werde, ein wenig sybillinisch. Man kündige heute einen technischen Wandel an, "keinen fundamentalen Wandel unseres Geschäftsmodells."

Bislang bietet Microsoft für seine Windows-Systeme zehn Jahre Support, davon fünf Jahre Mainstream- und fünf Jahre Extended Support. Der Mainstream-Support, der Mitte Januar für Windows 7 auslief, bietet nicht nur Bugfixes, sondern auch in Form von Service Packs bereitgestellte Produktverbesserungen. Der Extended Support, der noch bis zum 14. Januar 2020 läuft, beinhaltet nur noch Sicherheits-Updates. Läuft auch der aus, gibt es Sicherheits-Updates nur noch gegen Bares - wie es gegenwärtig beim noch immer recht weit verbreiteten Windows XP der Fall ist.

Unterschiedliche Upgrade-Geschwindigkeiten lassen viele Fragen offen

Ob und wie Microsoft Unternehmenskunden aus der Welt der Volumenlizenz- und Software-Assurance-Verträge in solche dynamischen Upgrade-Szenarien überführen will, ist noch völlig ungeklärt. Ein Blick auf die Windows-10-Preview zeigt aber, dass sich das Upgrade-Tempo schon jetzt individuell einstellen lässt. Wie die Analysten von Forrester Research aus Gesprächen mit Microsoft-Executives erfahren haben, sollen die Unternehmen auch in Zukunft selbst bestimmen können, in welchem Tempo sie Betriebssystem-Upgrades einführen möchten.

Demnach können sie wahlweise das schnelle Consumer-Update-Modell übernehmen oder geschäftskritische Umgebungen "einfrieren" und nur mit den kritischsten Sicherheits-Updates versehen. Eine dritte Option sieht offenbar vor, dass Unternehmen Updates mit Verzögerung installieren können, nachdem sie zuvor vom breiten Markt getestet wurden.

Microsoft erwartet demnach, dass Unternehmen - je nach Geschäftsszenario - einen Mix aus diesen Optionen wählen werden. So könne sich eine Investment-Bank für ihre geschäftskritischen Handelssysteme ausschließlich mit den wichtigsten Sicherheits-Patches versorgen, während die mobilen Endgeräte der Finanzberater mit den neuesten Features bestückt werden. Sollte es so kommen, dann können Anwender kaum auf ein einfacheres Softwarelizenz-Management hoffen.

Microsoft wird in den nächsten Monaten noch viele Fragen beantworten müssen. Unternehmensanwender machen diesbezüglich noch keinen Druck. Die Analysten von Gartner erwarten nicht, dass Firmen vor 2018 im großen Stil in die Windows-10-Welt wechseln werden. Allerdings sei den meisten von ihnen klar, dass Microsoft mit der kostenlosen Upgrade-Option für Privatkunden enormen Druck aufbaue, dem sich auch Unternehmen mittelfristig nicht entziehen könnten.

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