Bechtle-Vorstandschef Thomas Olemotz

"Wir machen um unsere Cloud-Erfolge keinen großen Wirbel"

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Cloud- und Managed-Service-Projekte trugen mit zu den Rekordwerten bei, die Bechtle für das vergangene Geschäftsjahr vorlegte. Warum Vorstandschef Thomas Olemotz trotzdem lieber leise tritt und wie er die Expansion in den USA vorantreiben will, erläutert er im Interview mit ChannelPartner.

Bechtle hat im vergangenen Jahr ab dem dritten Quartal richtig an Fahrt gewonnen - mitten in den Sommermonaten, in denen die Branche gewöhnlich eher schwächelt. Was war der Grund?

Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG: "Ob uns die NSA-Affäre letztlich zusätzliche Umsätze beschert hat, lässt sich nicht eindeutig sagen."
Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG: "Ob uns die NSA-Affäre letztlich zusätzliche Umsätze beschert hat, lässt sich nicht eindeutig sagen."
Foto: Bechtle

Thomas Olemotz: Die Investitionsneigung der Industrie verbesserte sich deutlich. Während viele Unternehmen im ersten Halbjahr spürbar mit angezogener Handbremse unterwegs waren, kam dann mit verbesserten Konjunkturaussichten Zuversicht auf. In der Folge realisierten Kunden Projekte, die zuvor bereits in der Pipeline waren. Das ist die eine Seite. Die zweite Seite war mindestens ebenso wirkungsvoll: Wir haben auf den Ehrgeiz und die Motivation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesetzt, nach einem eher verhaltenen ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte zu zeigen, was möglich ist. Das vierte Quartal hat uns im Vorstand dann salopp gesagt vom Hocker gehauen. Alle Achtung für diese Mannschaftsleistung.

Sie haben nach der Allianz mit dem US-amerikanischen Handelsunternehmen PC Connection angekündigt, das internationale Partnernetzwerk weiter ausbauen zu wollen. In welchen Ländern planen Sie die nächste Kooperation?

Olemotz: Wir haben unsere Fühler neben den USA in ganz unterschiedliche Richtungen ausgestreckt - darunter Kanada, Asien, Nordeuropa. Wir führen konkrete Gespräche mit einer guten Handvoll möglicher Partner und tauschen uns dazu auch sehr offen mit unseren großen Herstellerpartnern aus. Denn die Hersteller haben in der Regel einen sehr guten Einblick in Performance, Zuverlässigkeit und Prozessqualität ihrer Reseller, sie kennen außerdem das Management. Deshalb ist uns die Einschätzung wichtig.

Durch die Kooperation mit PC Connection hat sich Bechtle im E-Commerce-Bereich außerhalb Europas ein Standbein geschaffen. Planen Sie im zweiten Schritt, die Allianz auf das Infrastrukturgeschäft zu erweitern?

Olemotz: Das wäre ein nächster logischer Schritt.

Das Systemhaussegment, das bei Bechtle neben dem Infrastrukturgeschäft auch Cloud und Managed Services umfasst und inzwischen zwei Drittel zum Gruppen-Umsatz beisteuert, legte 2013 in Deutschland um elf Prozent zu. Angesichts der Entwicklung im IT-Gesamtmarkt müssen Sie also Marktanteile gewonnen haben. Kampfpreise können dafür nicht die Ursache sein, sonst hätten Sie nicht gleichzeitig die EBIT-Marge auf 3,7 Prozent erhöhen können. Woran lag es also?

Olemotz: Die Gründe sind sehr breit gefächert. Das Segment hat zum einen von der hohen Nachfrage im Inland, der guten Wettbewerbsposition und dem Beschäftigungszuwachs sowie von den umfangreichen Qualifizierungsmaßnahmen profitiert. Zum anderen aber haben wir uns in den vergangenen Monaten durch die Übernahme von rund 60 IBM-Mitarbeitern und dem Kauf der Amaras AG mit weiteren 33 Mitarbeitern deutlich im Bereich Managed Services verstärkt. Wir konnten zudem unseren Geschäftsbereich Software und Anwendungslösungen durch die Übernahme des Microsoft-Partners Viritim und des 3D-CAD-Spezialisten Planetsoftware ausbauen. Und nicht zuletzt haben wir auch im vergangenen Jahr enorm in die Weiterbildung und den Ausbau unserer Mitarbeiter investiert. Wir sind überzeugt, dass wir die technologischen Veränderungen, aber auch den Generationswandel, der sich am Markt abzeichnet, nur mit der kontinuierlichen Entwicklung unserer Mitarbeiter stemmen können. Das ist eine Schlüsselgröße.

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