Datenturbo fürs WLAN

WLAN-Standard 802.11ac – was Unternehmen beachten müssen

10.07.2014
Von Florian von Bredow

Richtlinien für geordnete Zugriffe

Foto: Sergej Khackimullin, Fotolia.com

Einen wesentlicher Vorteil von 802.11ac-Access-Points (APs) ist die Switch-ähnliche Kontrolle statt des Hub-ähnlichen Ansatzes im herkömmlichen WLAN. Die meisten funkgesteuerten APs ähneln Ethernet-Hubs: Clients konkurrieren nach dem Zufallsprinzip um Zugang, und es gibt keine Garantie, dass ein Teilnehmer ein Datenpaket übertragen kann. Sobald sie Zugriff erhalten haben, darf jeder nur ungefähr dieselbe Datenmenge senden. Dies ist ein ernsthaftes Problem, wenn 802.11n-Clients mit älteren Clients zusammenarbeiten müssen, da langsamere Geräte mehr Zeit zum Übertragen derselben Anzahl Bytes benötigen. Letztendlich beherrschen die langsamsten Clients das Netzwerk und vergeuden damit einen Großteil der Investitionen in eine 802.11n-Infrastruktur.

Aktuelle Geräte verhindert dies durch Gleichbehandlung bei der Airtime-Zuteilung durch die sogenannte Air Time Fairness: Jeder Client erhält den gleichen Anteil an Netzwerkzeit und kann während dieser Zeit mit voller Leistung senden. Datenraten werden wie bei einem Ethernet-Switch einzeln ausgehandelt. Wird mehr Kapazität gebraucht, kann das IT-Personal mittels Channel Layering-Verfahren mehrere Kanäle übereinanderlegen. Mittels Klassifizierungen in Bezug auf User, Geräte, Applikationen, Ort und Zeit lassen sich die Bedingungen zur Nutzung der Drahtlosverbindung weiter verfeinern. Das ist insbesondere im Hinblick auf BYOD-Maßnahmen oder die Bereitstellung von Gäste-WLAN wie in Hotels essenziell.

BYOD gibt weiter Gas

Auch wenn 802.11ac noch nicht final ratifiziert ist: Entscheiden sich Unternehmen für die Implementierung, sollten sie zuvor einige Parameter bedenken. Zum einen spielt die Zukunftsfähigkeit eine wichtige Rolle. Dazu muss dem IT-Team klar sein, welche Anwendungen aktuell zum Einsatz kommen und welche Bandbreite nötig ist, um sie flüssig einzusetzen. Zudem ist es wichtig zu wissen, wie latenzempfindlich die Anwendungen reagieren und welche Endgerätetypen die bevorzugten Formfaktoren sind. Abschließend sollte das IT-Personal in der Lage sein, diese Entwicklung für die kommenden fünf Jahre zu prognostizieren und ein Netzwerk mit der benötigten Kapazität zu errichten.

Im Zuge dessen sollte auch die BYOD-Strategie mit in die Planung einbezogen werden. Denn so fällt es IT-Verantwortlichen leichter, die Anzahl der mitgebrachten Wireless-Geräte einzuschätzen. Unter Berücksichtigung dieses Wertes lässt sich das Netzwerk so konfigurieren, dass nicht nur der aktuelle, sondern auch der zu erwartende Bestand an mobilen Endgeräten zufriedenstellend bedient werden kann, sobald die BYOD-Strategie komplett implementiert ist.

Staumelder für die Datenautobahn

Generell ist der Traffic in einem drahtlosen Netzwerk niemals gleichförmig, es sind stets Bereiche mit Netzwerkengpässen oder hoher Dichte vorhanden. Es lohnt sich, diese Areale zu identifizieren und mit entsprechender Kapazität einzuplanen. Dadurch erhöhen sich die allgemeine Servicequalität sowie die WLAN-Abdeckung und damit auch die Nutzerzufriedenheit, da die User unabhängig vom Aufenthaltsort von gleichbleibend hoher Performance profitieren. Denn ein Wechsel zu 802.11ac ist mehr als nur das Austauschen alter APs. Im Voraus sollte festgelegt werden, wie die Vorteile der neuen, schnelleren Standards optimal hinsichtlich Kanalplanung und Datenrate genutzt werden können.

Aktuelle 802.11-Standards benötigen mindestens drei störfreie Kanäle, um eine Multi-Channel-Installation einzurichten. Im besten Fall existieren entweder zwei 160-MHz-Kanäle oder vier 80-MHz-Kanäle. Geräte, die die dynamische Frequenzwahl (Dynamic Frequency Selection, DFS) nicht unterstützen, können nur einen 80-MHz-Kanal (Kanal 36 - 48) bereitstellen. Sollte es auf einem Frequenzbereich der 80- oder 160-MHz eine Störung geben, springt die DFS an und der gesamte Kanal muss gewechselt werden. Davon abgesehen wird die Nutzung von 2,4-GHz-Geräten nicht plötzlich abreißen, sondern noch eine Zeitlang fortbestehen. Daher muss der Umstieg auch eine 802.11n-Strategie beinhalten, um diese Devices weiterhin zu unterstützen.

Nicht zuletzt sollten IT-Leiter berücksichtigen, dass weitere Services eingerichtet werden müssen. Die Ausbreitung mobiler Anwendungen erfordert, dass die Anwendungsebene des drahtlosen Netzwerk-Supports ebenfalls die Dienste MS Lync und Apple Bonjour unterstützt.

Fazit

Mit 802.11ac legen insbesondere der Applikationszugriff per Mobilgerät sowie bandbreitenhungrige Anwendungen wie Videokonferenzen an Geschwindigkeit zu. Ebenso genießen remote Arbeitende einen qualitativ höherwertigen, konsistenten und sicheren Internetzugriff, was wiederum die Produktivität unterstützt.

Mit dem neuen Standard erhöhen sich Datendurchsatz, Reichweite, Systemkapazität und die Belastbarkeit von Drahtlosnetzwerken. Allerdings kann das Unternehmen unabsichtlich auf die Bremse des Gigabit-Turbos treten, wenn die Planung nicht gründlich erfolgte. Vor allem sollte beachtet werden, dass das von 802.11n genutzte 2,4-GHz-Band weiterhin in Verwendung bleibt, auch wenn 802.11ac allein das 5-GHz-Band zu Grunde liegt. Es ist daher sinnvoll, Lösungen zu implementieren, die beide Bänder unterstützen. (hal)

Zur Startseite