Planung zahlt sich auf Dauer aus

WLAN-Strukturen in Unternehmen effizient planen

30.04.2014
Von Eckhart Traber
Eine professionelle Simulation und Ausleuchtung optimieren die WLAN-Abdeckung innerhalb eines Gebäudes. Das kann sowohl Arbeitskosten für das Technikpersonal als auch überflüssige Hardware einsparen.

In der Planungsphase einer Erweiterung oder Neuinstallation von WLAN-Infrastrukturen stehen die Verantwortlichen oft vor einem Dilemma. Einerseits soll das WLAN optimal mit voller Leistungsfähigkeit funktionieren. Auf der anderen Seite sollen die Investitionen möglichst gering gehalten werden und oft soll aus Sicherheitsgründen und um Störungen (Interferenzen) zu vermeiden das drahtlose Netzt nicht über das Firmengrundstück hinausreichen.

Bei der professionellen Ausleichtung ist auf der Heatmap ersichtlich, wo die Access Points platziert werden müssen, um eine optimale WLAN-Ausleuchtung zu erreichen.
Bei der professionellen Ausleichtung ist auf der Heatmap ersichtlich, wo die Access Points platziert werden müssen, um eine optimale WLAN-Ausleuchtung zu erreichen.
Foto: Lancom Systems

Die im Heimbereich oder bei kleinen Büros oft praktizierte Planungsmethode: ‚Wir stellen ein bis zwei Access Points auf, und wenn die Abdeckung nicht reicht, kommt ein weiterer hinzu‘, ist schon bei Grundflächen ab zweihundert Quadratmetern nicht mehr praktikabel. Schwachstellen, Abdeckungslücken und schlechter Empfang sind die Folge. Und deren Behebung ist teuer. Oft lässt sich dann das erneute Öffnen von Zwischendecken bei versteckter Montage, das wiederholte Verlegen von Kabeln zur Stromversorgung und/oder Backbone-Anbindung der Access Points nicht vermeiden.

Eine sorgfältige, qualitativ hochwertige Planung, der so genannte WLAN-Survey, hilft schon bei kleineren Installationen Probleme zu vermeiden. Bei größeren Projekten ist sie unerlässlich.

Dabei muss sich der spätere Nutzer schon in einer möglichst frühen Planungsphase äußern zu welchem Zweck er das WLAN einsetzen will. Für Voice-over-WLAN (VoWLAN) oder für den einsatz von Barcode-Scannern im Logistikbereich über tausende Quadratmeter ist unbedingt einen flächendeckende WLAN-Ausleuchtung in guter Qualität notwendig.

Soll dagegen in einem Bürohaus oder einer Büroetage ein komfortabler drahtloser Internetzugang eingerichtet werden, der auch Besuchern freigegeben werden soll, kann oft auf optimale WLAN-Versorgung im letzten Winkel verzichtet werden. Das könnte das Investitionsvolumen deutlich geringer ausfallen lassen..

Generell müssen die Verantwortlichen vor Planungsbeginn grundlegen Punkte klären:

• Welche baulichen Tatsachen können das WLAN-Netz negativ beeinflussen? (Alt- bzw. Neubau, Material und Dicke der Mauern, Metallbedampfte Fensterfronten, Metallstrukturen - auch Rahmen in Leichtbauwänden, etc.).

• Welche Services sollen bereitgestellt werden? (VoWLAN, Gästenetz, etc.).

• Wie viele Nutzer sollen gleichzeitig das WLAN nutzen?

• Gibt es Bereiche im Gebäude oder in der Nähe, in die das WLAN keinesfalls einstrahlen darf? (z.B. Intensivstationen von Krankenhäusern)

• Können Störungen von außen auftreten?

Simulation und Planung

Viele Kunden fordern für eine erste Kostenabschätzung eine optimale WLAN-Ausleuchtung. Für den Händler oder das Systemhaus stellt sich damit die Frage: Wie viele Access Points werden gebraucht und wo müssen sie platziert werden, um die Kundenwünsche optimal zu erfüllen? Die Anzahl der zu installierenden Access Points hat einen sehr starken Einfluss auf die zu erwartenden Kosten. Dabei fallen die Kosten für den einzelnen Access Point weniger in das Gewicht, als der Aufwand diesen betreiben zu können.

Ein Access Point braucht Strom. Entweder über seine Datenleitung, mit der er mit der kabelgebunden Netzwerkinfrastruktur (Power over Ethernet, PoE) verbunden ist, oder per Netzteil aus einer Steckdose. Jedenfalls muss mindestens ein Kabel zum Standort des Access Points führen.

Die Planung sollte deshalb in Phasen unterteilt werden. Moderne WLAN-Planungs- und Simulationssoftware ist dabei das zentrale Element. Zunächst erfolgt die möglichst gute Simulation der Realität. Danach die Planung und schließlich die Installation. Dargestellt wird das Ergebnis in der Regel durch eine sogenannte "Heatmap". Auf dieser Darstellung können Schwierigkeiten und Problemfelder in der WLAN-Ausleuchtung und der gewünschten Datenübertragungsrate schon im Vorfeld erkannt und durch Änderungen im Aufbau der noch virtuellen WLAN-Netzwerkinfrastruktur verhindert werden. Grundlage ist ein möglichst genauer Grundriss des Gebäudes oder des Geländes, das für die spätere WLAN-Installation gedacht ist. Dem Simulationsprogramm müssen jedoch möglichst detaillierte Information über die zu verwendenden Access Points (Frequenzbänder, interne oder externe Antennen, mögliche Datenraten) und der Umgebung zur Verfügung gestellt werden. In der Regel lassen sich für jede Linie im Grundriss/Plan genaue Informationen über das Hochfrequenz(HF)-Verhalten des vorhandenen Materials eingeben. So kann das Simulationsprogramm die später wahrscheinliche WLAN-Ausleuchtung auf Basis der Anzahl und Position der Access Points berechnen. Änderungen der Zahl und Standorte der Access Points können dann in ihrer Auswirkung auf die Ausleuchtung begutachtet werden.

Die Qualität der Simulation ist jedoch essentiell von der korrekten Beurteilung des HF-Verhaltens der verwendeten Baustoffe und Materialien abhängig. Umfangreiche Tabellen mit den Dämpfungswerten verschiedenster Baumaterialien in den beiden WLAN-Frequenzbändern 2,4 und 5 GHz stellen die Anbieter der Planungs-und Simulationsprogramme zur Verfügung beziehungsweise sind im Internet zu finden.

Bei der Planung von Neubauten mit direktem Kontakt zum Architekten kann die Simulation und Planung relativ problemlos erfolgen. So kann die für das WLAN nötige Kabelinfrastruktur problemlos in die Baupläne mit eingeplant werden.

Dagegen kann über das verwendete Material in bestehenden Gebäuden oder gar Altbauten gelegentlich nur spekuliert werden. Hier ist Erfahrung und oft eine kleine WLAN-Installation zur Kontrollmessung der angenommen Dämpfungswerte vor Ort nötig um die Qualität der Simulation zu beurteilen und gegebenfalls Korrekturen vornehmen zu können. Unnötige Kosten für überflüssige Kabelverlegungen und Access Points werden so verhindert. Und gleilchzeitig werden unzufriedene Kunden mit lückenhafter WLAN-Ausleuchtung oder mangelnder Bandbreite durch zusätzliche Access Points vermieden.

Nach erfolgter Simulation und anschließender Installation der WLAN-Infrastruktur sollte abschließend immer eine Verifikationsmessung der theoretischen errechneten Abdeckung und Bandbreite erfolgen.

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