XETRA-SCHLUSS/Etwas leichter - Angst vor Banken-Kapitalerhöhungen

05.01.2012
FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas leichter ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Sorgen um mögliche bevorstehende Kapitalerhöhungen der Banken brachten besonders Finanzwerte unter Druck. Auch aus Griechenland gab es wieder schlechte Nachrichten. Gute Daten vom US-Arbeitsmarkt konnten sich dem nicht entgegenstellen, auch nicht die relativ gut verlaufene Auktion französischer Staatsanleihen. Nur die Auto-Werte ragten dank sehr guter Absatzzahlen positiv hervor. Der DAX verlor 0,3 Prozent oder 16 auf 6.096 Punkte.

FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas leichter ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Sorgen um mögliche bevorstehende Kapitalerhöhungen der Banken brachten besonders Finanzwerte unter Druck. Auch aus Griechenland gab es wieder schlechte Nachrichten. Gute Daten vom US-Arbeitsmarkt konnten sich dem nicht entgegenstellen, auch nicht die relativ gut verlaufene Auktion französischer Staatsanleihen. Nur die Auto-Werte ragten dank sehr guter Absatzzahlen positiv hervor. Der DAX verlor 0,3 Prozent oder 16 auf 6.096 Punkte.

Hauptbelastungsfaktor für den Markt war die Angst vor weiterem Kapitalbedarf der europäischen Banken. Entsprechende Befürchtungen waren mit der massiven Kapitalerhöhung der UniCredit mit einem Abschlag von 43 Prozent aufgekommen. Die Maßnahme wird als richtungsweisend für die Branche gesehen. Denn auch andere Kreditinstitute werden in Zukunft zusätzliches Kapital aufnehmen müssen. Völlig unklar ist, inwieweit dieses überhaupt noch von den Finanzmärkten zur Verfügung gestellt werden wird. Zudem hat die spanische Provinz Valencia einen Kredit über 123 Millionen Euro verspätet an die Deutsche Bank zurückgezahlt.

An den Anleihemärkten zeigten sich darauf die üblichen Schreckreaktionen: Die Renditen von als sicher angesehen Staatsanleihen aus Deutschland, Holland, Schweden und der Schweiz gingen zurück, die der EU-Südländer zogen an. Unter anderem sprang die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen wieder über sieben Prozent.

Keine Stütze bot da der relativ gute Verlauf einer Auktion französischer Staatsanleihen. Mit 7,96 Milliarden Euro wurde das avisierte Volumen von 7 bis 8 Milliarden Euro fast vollständig ausgeschöpft. Die Auktionen spanischer und italienischer Staatsanleihen in der kommenden Woche dürften für die Märkte relevanter werden, hieß es dazu von der ING.

Anlass zur Sorge gaben auch Griechenland und Ungarn: In Athen ließ die Troika-Kommission wissen, dass Griechenland die eigentlich bereits im Dezember erwartete Hilfszahlung erst drei Monate später erhalten könne. Grund sind abermals mangelnde Fortschritte bei der Sanierung des Staatshaushaltes.

Ungarn beunruhigte mit seiner Auktion zwölfmonatiger Schatzwechsel, bei der das Land fast zehn Prozent Zinsen akzeptieren musste. Eigentlich sollten Anleihen im Volumen von 45 Milliarden Forint platziert werden. Daraus wurde aber nichts; die ungarische Regierung musste sich mit 35 Milliarden Forint begnügen. Ohne Hilfe von IWF und EU schließen Beobachter eine baldige Zahlungsunfähigkeit des osteuropäischen Landes nicht mehr aus. Der Forint fiel danach auf ein neues Allzeittief zum Euro.

Enttäuscht zeigten sich Händler besonders von der schwachen Marktreaktion auf gute Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt: Der ADP-Arbeitsmarktbericht zeigte mit 325.000 einen fast doppelt so hohen Stellenaufbau in den USA wie erwartet. Damit sind auch die Erwartungen an den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag gestiegen. Die bisherigen Prognosen von plus 155.000 dürften nun als zu niedrig angesehen werden. Der ISM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe in den USA legte im Dezember auf Monatssicht zu.

Hauptverlierer waren europaweit die Finanzwerte, wobei die deutschen Institute aber noch relativ gut abschnitten. Deutsche Bank fielen um 5,6 Prozent auf 27,96 Euro, Commerzbank um 4,5 Prozent auf 1,22 Euro. Bei den Versicherern gaben Allianz 1,7 Prozent auf 74,86 Euro nach.

Nur Autotitel zeigten sich nach guten Absatzzahlen aus den USA besser als der Gesamtmarkt: VW stiegen um 2,6 Prozent auf 126,20 Euro, Daimler um 1,4 Prozent auf 36,89 Euro und BMW um 0,5 Prozent auf 56,15 Euro. Daimler verzeichnete 2011 ein neues Rekordjahr beim Absatz.

Lufthansa verloren 3 Prozent auf 9,16 EUR nach negativen Aussagen des Brachenverbands IATA zum Branchenwachstum. HeidelbergCement fielen um 2,8 Prozent auf 33,61 Euro, nachdem Credit Suisse die Einschätzung für die Aktie auf "Underperform" von "Outperform" gesenkt hatte.

Im MDAX brachen Gagfah um 7 Prozent auf 3,90 Euro ein. Hier war das Schlichtungsverfahren mit der Stadt Dresden ergebnislos gescheitert. Die weitere Entwicklung "liegt nun komplett außerhalb der Kontrolle von Gagfah", warnte Berenberg-Analyst Kai Klose.

Brenntag gaben 1,2 Prozent 71,40 Euro nach. Der Finanzinvestor BC Partners hat sich von Anteilen an dem Chemiedistributeur getrennt. Dabei wurden 4,5 Millionen Aktien zu 70 Euro platziert.

Kontron im TecDAX gaben 0,4 Prozent nach auf 5,08 Euro. Händler werteten den Verkauf der Kontron-Fertigung in Malaysia an das US-Unternehmen Plexus jedoch als positiv. "Der Preis von 30 bis 35 Millionen US-Dollar hört sich gut an. Allerdings sind die damit verbundenen Abschreibungen von rund sechs Millionen Euro heftig", sagte ein Marktteilnehmer. Längerfristig sei es aber ein Schritt in die richtige Richtung, dieses margenschwache Geschäft aufzugeben.

DJG/mod/cln

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite