Zurück zu den Wurzeln

30.04.2007
Sieben Monate nach der Mobile-Pleite in Deutschland will BenQ die Marke als Spin-off entlassen und sich unter neuem Namen nur noch auf die Auftragsfertigung konzentrieren.

Von Klaus Hauptfleisch

Statt wie ursprünglich geplant, lagert BenQ nicht das OEM-, sondern das Markengeschäft aus und benennt sich in Jia Da Corporation um. Die neue Firma soll sich als Fortsetzung der Sparte Integrated Manufacturing Services (IMS) künftig nur noch um die Entwicklung und Fertigung von Produkten für OEM/ODMs (Original Equipment/Design Manufacturers), sprich Auftragskunden, kümmern. Die Anteile der LCD-Panel-Tochter AU Optronics, von der es vor Monaten gerüchteweise hieß, dass sie das OEM-Business übernehmen soll, bleiben bei Jia Da, ebenso die Top-Manager, Chairman Lee Kun-yao und President Sheaffer Lee.

Ein europäisch klingender Name für Jia Da steht noch nicht fest, aber das hat Zeit. Denn BenQs chinesischer Name Mingji hatte schon lange bestanden, bevor Acer den Peripheriehersteller 2001 auf eigene Füße stellte. Nun geht die Marke BenQ denselben Weg - mit dem Unterschied, dass das Unternehmen zu 100 Prozent die Kontrolle behält. Acer hält dagegen mittlerweile nur noch etwa vier Prozent der BenQ-Anteile.

Gründe für die Auslagerung des Markengeschäfts gibt es mehrere: Einmal stellt das OEM-Business heute nach Wegfall des Handy-Markengeschäfts mit 60 bis 70 Prozent den größeren und damit beherrschenden Teil dar. Das BenQ-Mobile-Abenteuer in Deutschland nach Übernahme der Handysparte von Siemens hat nicht nur am Image und Umsatz gekratzt, sondern dem Unternehmen auch Schulden und Verluste in Milliardenhöhe beschert. Außerdem sind schon im Vorfeld des Siemens-Deals wichtige OEM-Kunden wie Motorola und Alcatel abgesprungen.

Hinzu kommt, dass BenQ bisher nur bei sich selbst Waren und Komponenten beziehen konnte. Egal welcher Teil ausgelagert wird, auf diese Weise erhält die Marke BenQ durch den Spin-off die Freiheit, flexibel Produkte ein- und zuzukaufen. Last but not least werden durch die Umbenennung bisher bestehende Konflikte mit den OEM-Kunden vermieden. Vorbehaltlich einer Zustimmung durch die Aktionäre sollen die Änderungen im September 2007 in Kraft treten.

Derweil hat das Unternehmen mitgeteilt, dass der Verlust nach Steuern im ersten Quartal 2007 mit umgerechnet 38,8 Millionen Euro deutlich niedriger ausgefallen ist als im vierten Quartal 2006. Damals lag er trotz eines um 15 Prozent höheren Umsatzes noch bei 174 Millionen Euro. Der Verkauf von Handys, mehrheitlich für OEM-Kunden, wurde um 40 Prozent auf 940.000 Stück gesteigert. Für die IMS-Sparte geht Chairman Lee im zweiten Quartal von einem Umsatzwachstum von 20 Prozent aus, für LCD-TVs von 30 Prozent, für LCD-Monitore von 20 Prozent.

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