Siemens verhandelt mit Fujitsu über FSC-Anteil - Kreise

22.09.2008
Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG verhandelt mit dem Partner Fujitsu über den Ausstieg aus dem Joint-Venture (JV) Fujitsu Siemens Computers (FSC). Dabei sieht sich Siemens aber nicht "unter Zeitdruck", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Montag Dow Jones Newswires.

Siemens strebe eine "nachhaltige Lösung" für FSC an und stehe daher kurzfristig nicht unter Zeitdruck. Der frühestmögliche Zeitpunkt für einen Ausstieg sei der 30. September 2008. Anders als in Medienberichten geschrieben, verlängere sich der JV-Vertrag zwischen Fujitsu und Siemens nicht automatisch um ein oder mehrere Jahre, wenn keiner der Beteiligten sich entsprechend äußert.

Zudem sei FSC ein strategisch werthaltiges Asset, dass auch an andere Parteien als den Joint Venture Partner Fujitsu veräußert werden könne, so die mit der Materie vertraute Person. "FSC gilt in der Branche als Schlüssel zur Aufstellung als Global Player, der auf Grund der Größe nach einem Zusammenschluss Skaleneffekte noch deutlich besser als bislang nutzen kann", sagte die Person.

Derzeit verhandle Siemens deshalb nicht nur mit Fujitsu. Denn hier herrsche Uneinigkeit über die Preisvorstellungen, so die mit dem Vorgang vertraute Person. "Die Japaner pokern, sind aber deutlich mehr unter Druck als Siemens, die auf das Asset nicht angewiesen sind - da es nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört", sagte die mit dem Vorgang vertraute Person. Parallel zu den Fujitsu-Verhandlungen spreche Siemens daher auch mit anderen Interessenten. Zu diesen gehören die PC-Hersteller Acer, Dell und Lenovo.

Mit der Übernahme von FSC könnten diese Anbieter ihre Position im europäischen Markt ausbauen, da FSC hier ausschließlich tätig ist. Zudem sei FSC gut positioniert im Großkundengeschäft und beim Server- und Servicebusiness, hieß es.

Fujitsu-Siemens wollte die Aussagen nicht kommentieren, bei Fujitsu war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Analysten sehen das Joint Venture gemessen an gängigen Branchenmultiples mit 800 Mio bis 1,6 Mrd EUR als fair bewertet an. Für den 50-prozentigen Anteil dürfte Siemens sicher nicht unter 500 Mio EUR einnehmen wollen, so die mit der Situation vertraute Person.

FSC hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2007, das zum 31. März endete, Umsätze von rund 6 Mrd EUR und eine operative Marge von knapp 2% erzielt. Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher hatte sich in der Vergangenheit häufiger schon unzufrieden mit der Performance von FSC gezeigt und somit indirekt eine Trennung im Rahmen der Portfolioschärfung angedeutet.

Das Joint Venture FSC wurde 1999 von Fujitsu und Siemens mit einer Laufzeit von mindestens zehn Jahren gegründet. Vertraglich haben beide Seiten die Möglichkeit, den Vertrag zum Gemeinschaftsunternehmen ein Jahr vor Ende der Laufzeit zu kündigen. Das Prozedere für diesen Fall ist vertraglich festgelegt. Es räumt der Partei, der der Vertrag gekündigt wird, ein Vorkaufsrecht ein.

Webseite: http://www.siemens.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/roa/cbr

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