Vor- und Nachteile für ISVs

Telekoms Channelmodell für den Appstore

31.08.2012
Die Telekom will Software-Entwicklern den Zugang zum Business Marketplace erleichtern, über den SMB-Kunden Cloud-basierte kaufmännische Anwendungen nutzen können.
Startseite des Telekom App-Store "Business Marketplace"
Startseite des Telekom App-Store "Business Marketplace"
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Die Telekom will Software-Entwicklern den Zugang zum Appstore "Business Marketplace" erleichtern, über den SMB-Kunden Cloud-basierte kaufmännische Anwendungen beziehen können.
Bei der Vermarktung und Verwaltung cloud-basierter Software-Lösungen für Mittelstandskunden setzen nicht nur Hard- und Software-Hersteller wie Fujitsu, HP, IBM, SAP und Atos zunehmend auf B2B-App-Stores, sondern zunehmend auch TK-Provider wie die Telekom oder auch die großen Online-Anbieter wie jüngst Amazon.
Software-Entwickler wiederum können über die App-Stores zusätzliche Kunden erreichen. Obendrein stellen die meisten Marktplatz-Betreiber die Basis-Infrastruktur für Betrieb und Abrechnung der Dienste bereit.

Partnerprogramm für den Business Marketplace

Die Telekom startete ihren Appstore, den Business Marketplace, im Juli 2012. Zielgruppe sind Geschäftskunden - vom selbständigen Handwerker bis zum größeren Mittelständler. Sie finden auf dem Cloud-Marktplatz unter anderem den webbasierte Konferenzraum iMeet von PGI, CRM-Software oder Anwendungen für die Finanzbuchhaltung und Angebotserstellung von Scopevisio sowie virtuelle Festplatten von Strato.

Für Software-Entwickler hat der Provider vor kurzem das "Easy-to-Partner-Programm" aufgelegt: Nach der Registrierung auf dem Partnerportal prüft die Telekom, ob die Applikation für die Aufnahme in den Store geeignet ist und lädt den potenziellen Partner zu weiteren Gesprächen ein, um kommerzielle und technische Rahmenbedingungen abzustimmen. Auch Themen wie Datenschutzrichtlinien, Risikoabschätzung und die Skalierbarkeit der Software werden dabei geklärt.

Die Vertriebspartner sollen am Umsatz beteiligt werden, abhängig vom Integrationsmodell. Zur Höhe der möglichen Provisionen für Partner, die ihre Software über den Telekom-Marktplatz vermarkten, machte der Provider auf Nachfrage von ChannelPartner allerdings keine Angaben. Ein Unternehmenssprecher erklärte dazu: "Den Partnern entstehen keine Kosten – Ausnahme sind der eigene Aufwand für die Integration und gegebenenfalls Kosten für Software-Lizenzen (Revenue-Share-Modell)."

Im Unterschied zu einigen anderen App-Store-Betreibern haftet die Deutsche Telekom in deren Rechenzentren die Applikationen gehostet werden, für die Verfügbarkeit der Software im Rahmen der SLAs (Endkunden-Service-Level-Agreements). Die Haftung umfasst dabei nicht nur die TK-Leistungen wie die Cloud-Konnektivität, sondern auch die Verfügbarkeit IT-Applikationen

Einen Haken allerdings hat das Channel-Modell: Die Verträge zum Bezug der Software schließt die Telekom direkt mit dem Endkunden. Der Partner bleibt an dieser Stelle außen vor. Odendrein erfährt der Partner auch nicht, welche Endkunden seine Lösung nutzen, denn die Telekom gibt diese Endkundendaten nicht an ihn weiter.
Wie problematisch gerade dieser Punkt beim Vertrieb von Cloud-Lösungen sein kann, musste nicht zuletzt Microsoft beim Channel-Modell für Office 365 erfahren: Die Reseller bevorzugten eher das SPLA-Modell (Service Provider Licence Agreement), weil es ihnen unter anderem ermöglichte, den Vertrag direkt mit dem Endkunden zu schließen. Inzwischen hat Microsoft bei Office 365 eingelenkt: Ab sofort ist auch hier der Reseller der Vertragspartner für den Endkunden.

Kriterien für die Aufnahme im Marktplatz

Entscheidend für die Aufnahme einer Applikation im Marktplatz ist unter anderem die Frage, ob und inwiefern die Software das bestehende Angebot ergänzt. So soll beispielsweise eine CRM-Software nicht mehrfach mit ähnlicher Ausrichtung erhältlich sein.

Marktreife Software wird zwar bevorzugt, dennoch hätten auch innovative Applikationen, die sich in der Entwicklung befinden, eine Chance, wie der Provider betont.
Dazu könnte zum Beispiel eine Software zählen, die die bestehende Plattform um Querschnitts-Services erweitert und somit die Integration anderer Anwendungen erleichtert. Hersteller mit Software in einem frühen Entwicklungsstadium will die Telekom außerdem mit Workshops, Trainings und GAP-Analysen unterstützen. Nach Angaben des Providers werden neue Anwendungen im Idealfall binnen vier bis sechs Wochen auf dem Business Marketplace integriert.

Unterstützt von Open Stack

Als technische Basis und Management-Framework für den Business Marketplace setzt die Telekom auch auf die Open-Source-Plattform Open Stack. Um Entwicklern die Arbeit zu erleichtern und ihnen das einfache Andocken an den Cloud-Marktplatz zu ermöglichen, sind auf dem Partnerportal Schnittstellendokumentationen veröffentlicht. Dort finden Entwickler alle nötigen Informationen, um mit der Plattform zu kommunizieren und die Software entsprechend zu programmieren, etwa hinsichtlich Billing-Events, Authentifizierung per Single-Sign-On oder Nutzerverwaltung.

(rb)I

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