Aus Österreich

Wo die gefälschten Office-Pakete herkamen

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Knapp ein Jahr nachdem gefälschte Office-Pakete auf den Markt kamen sind erneut "nachgemachte" Schachteln mit Microsoft Office 2010 im Umlauf. Dieses Mal tauchten die gefälschten Office-Lizenzen in Österreich auf. Ein Händler aus Wien bot sie Kunden und Resellern in der Alpenrepublik an. Die Nachfrage war da, denn viele Kunden wollen nicht auf die neue Microsoft Office-Version 2013 umsteigen - sie bevorzugen das 1010-er Release.

Knapp ein Jahr nachdem gefälschte Office-Pakete im August 2012 auf den Markt kamen (ChannelPartner berichtete) sind erneut "nachgemachte" Schachteln mit Microsoft Office 2010 im Umlauf. Dieses Mal tauchten die gefälschten Office-Lizenzen in Österreich auf. Ein Händler aus Wien bot sie Kunden und Resellern in der Alpenrepublik an. Die Nachfrage war da, denn viele Kunden wollen nicht auf die neue Microsoft Office-Version 2013 umsteigen - sie bevorzugen das 2010-er Release.

Da hilft kein Jammern: Wer als Händler gefälschte Software-Lizenzen erwirbt, bleibt meist auf dem Schaden sitzen.
Da hilft kein Jammern: Wer als Händler gefälschte Software-Lizenzen erwirbt, bleibt meist auf dem Schaden sitzen.
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Ein Software-Händler aus dem Westen von Österreich konnte diesem Angebot nicht widerstehen und erstand rund 2.000 Stück dieser Software-Pakete. Bevor er den vollen Betrag an den Händler in Wien überwiesen hat, bat er um 20 Probe-Exemplare der Office-Pakete. Beim der ersten Inaugenscheinnahme fiel diesem Händler die Fälschung als solche nicht auf, den wie es sich später herausstellen sollte, waren die Unterschiede zur Originalverpackung marginal (ChannelPartner berichtete).

Um auf Nummer sicher zu gehen, sandte aber dieser Händler aus Westösterreich die 20 Seriennummern an den PID-Service (Produktidentifikation) von Microsoft mit der Bitte zu überprüfen, ob diese Seriennummern gültig sind. Das tat aber der PID-Dienst von Microsoft nicht. Eine Nachfrage bei der Deutschland-Zentrale in Unterschleißheim/Landkreis München ergab, dass der PID-Service derartige Anfragen grundsätzlich nicht beantwortet. Der Händler hätte schon das gesamte Paket an Microsoft hinschicken müssen, mitsamt des Echtheitszertifikats (COA, Certificate of Authenticity). Denn gültige Seriennummern könnte man sich mit geeigneten Generatoren erzeugen lassen oder auch im PC-Shop um die Ecke abschreiben, so die Antwort von Microsoft.

Der oben erwähnte Reseller aus Westösterreich schickte jedenfalls keines der 20 erworbenen Office-Pakete zu Microsoft sondern bestellte weiter 2.000 Stück bei dem Händler aus Wien. Schon bald nach dem Wiederverkauf an Endkunden kamen die Fälschungen ans Tageslicht. Denn auch die aus Wien gelieferten Seriennummern waren gefälscht. Die auf diese Weise erworbene Office-Software ließ sich nicht aktivieren.

Fazit. Der angesprochen Wiederverkäufer aus Westösterreich gab eigener Auskunft nach 360.000 Euro für diese gefälschten Lizenzen aus und wird diesen Schaden wohl kaum ersetzt bekommen. Denn von dem Händler aus Wien ist derzeit keine "Wiedergutmachung" zu erwarten. Insgesamt wurden drei Kunden als Abnehmer der gefälschten Microsoft Office 2010-Lizenzen geschädigt: zwei davon in Österreich und einer in Deutschland. Der Reseller aus Westösterreich steht eigener Aussage zu Folge vor dem geschäftlichen Ruin. (rw)

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