eBay-Beteiligung

Ingram Micro kauft E-Commerce-Dienstleister Shipwire



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der Distributor Ingram Micro hat den auf den E-Commerce-Bereich spezialisierten Logistik-Dienstleister Shipwire übernommen. Bei dem Logistik-Dienst hatte sich 2011 bereits eBay mit einer Minderheitsbeteiligung eingekauft.
Shipwire könnte Ingram den Anschluss ans begehrte E-Commerce-Direktgeschäft bescheren
Shipwire könnte Ingram den Anschluss ans begehrte E-Commerce-Direktgeschäft bescheren

Mit Ausnahme von Alternate/Wave engagiert sich bekanntlich kein Distributor im E-Commerce – oder würde es zumindest nicht zugeben. Das hielt den weltgrößten IT-Großhändler Ingram Micro nun dennoch nicht davon ab, den auf den E-Commerce-Bereich spezialisierten Logistik-Dienstleister Shipwire zu übernehmen. Finanzielle Details zu der Übernahme wurden nicht mitgeteilt. Die Zustimmung der Kartellbehörden vorausgesetzt soll die Akquisition noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Ingram Micro bemüht sich in einer Mitteilung zu der Übernahme, vor allem den Logistikaspekt in den Vordergrund zu rücken. Shipwire biete „Cloud Logistics“ in Form von bedarfsorientierten Fulfillment- und Supply-Chain-Management-Services an, die das Unternehmen aus einem globalen Netzwerk von Lager- und Versandzentren heraus erbringe. Dabei sei der Logistik-Dienstleister nicht nur auf E-Commerce-Anbieter spezialisiert, sondern auch in alle gängigen Shopsysteme integriert.

Ingram Micro ist bei Supply-Chain-Dienstleistungen ein etablierter Experte“, erklärt Ingram-CEO Alain Monie zu der Übernahme, „die Verstärkung mit Shipwire wird es uns ermöglichen, auch im Markt für E-Commerce Fulfillment-Services zu wachsen, der schon heute ein Volumen von 40 Milliarden Dollar hat und bis 2015 noch einmal zweistellig wachsen wird.“ Daneben würden die Kapazitäten von Shipwire es dem Broadliner auch erleichtern, bedarfsgerecht auf die Bedürfnisse seiner Kunden zu reagieren und Lieferzeiten und Komplexitäten reduzieren. „Die Übernahme von Shipwire bringt uns näher an unser Ziel, der weltweit führende Anbieter von Supply Chain Services zu werden“, so Monie.

E-Commerce-Konkurrenz bedroht auch Distris

Auch wenn der Ingram-Chef es nicht explizit erwähnt, hilft die Übernahme von Shipwire dem Distributor auch dabei, seine Stellung im E-Commerce-Markt zu verbessern sowie selbst in dem Segment an Kompetenz hinzuzugewinnen. Zu den Kunden von Shipwire zählen vor allem Marken und Hersteller, die auf den Direktvertrieb setzen. Auch im IT-Bereich entdeckt eine steigende Anzahl von Herstellern die Lust am Endkundengeschäft. Bislang setzen diese dabei vor allem auf dezidierte E-Commerce-Dienstleister wie z.B. Digital River, zu dessen Kunden u.a. Logitech, Western Digital und Microsoft gehören. Aus Sicht der Distributoren handelt es sich hier um einen wachsenden Geschäftsanteil, der diesen entgeht. Mit der Unterstützung von Shipwire hat Ingram Micro gute Chancen, künftig auch einen Teil vom direkten E-Commerce-Markt im IT-Bereich abzubekommen.

Die Attraktivität des Angebots von Shipwire ist übrigens nicht nur Ingram Micro aufgefallen: Zu den 15 Millionen Risikokapital, die der Logistik-Dienstleister seit seiner Gründung 2006 erhielt, zählte 2011 auch eine strategische Minderheitsbeteiligung des E-Commerce-Plattformbetreibers eBay. Parallel zu der Übernahme von Shipwire durch Ingram Micro investierte der E-Commerce-Konzern nun in einen weiteren aufstrebenden Logistikdienst: Ende letzter Woche übernahm eBay den Same-Day-Delivery-Spezialisten Shutl. (mh)

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