Werbung in Echtzeit

Wenn TV-Geräte das Konsumverhalten ausspionieren

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Das US-amerikanische Start-up Flingo hat einen Fernseher entwickelt, der Informationen über das aktuell geschaute Programm per Internet an andere Geräte weitergibt, wie www.technologyreview.com berichtet. Das Gerät soll in den USA noch in diesem Jahr erscheinen und unter 500 Dollar kosten. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von zielgerichteter Information bis hin zur personalisierten Werbung in Echtzeit. Datenschützer stehen dem System kritisch gegenüber.

Das US-amerikanische Start-up Flingo hat einen Fernseher entwickelt, der Informationen über das aktuell geschaute Programm per Internet an andere Geräte weitergibt, wie technologyreview.com berichtet. Das Gerät soll in den USA noch in diesem Jahr erscheinen und unter 500 Dollar kosten. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von zielgerichteter Information bis hin zur personalisierten Werbung in Echtzeit. Datenschützer stehen dem System kritisch gegenüber.

Maßgeschneiderte Werbung

Der neuartige Fernseher schickt Informationen zum aktuell gespielten Programm an einen Webserver, der die jeweilige Sendung identifiziert. Anschließend wird die Information über das Internet zurück an andere internetfähige Geräte im Haushalt geschickt. Das System kann auch DVD-Inhalte oder Videodateien identifizieren. "Jede Webseite oder mobile App, die vor dem Fernseher verwendet wird, kann den Fernseher fragen, was gerade läuft", fasst Flingo-Mitbegründer David Harrison zusammen.

Internetseiten wissen so schon im Voraus, welche Informationen die Nutzer suchen. Online-Händler können zu einer Sendung passende Werbung automatisch einblenden lassen und soziale Netzwerke leiten die Useer zu den Fanseiten von Sendungen weiter. Flingo hat bereits eine Programmschnittstelle veröffentlicht, mit der Entwickler weitere Anwendungen programmieren können. Die Aussicht auf personalisierte Daten verspricht hohe Gewinne für das Start-up. "Die Interessen der Nutzer sind nur noch eine Ware, die vermarktet wird", kritisiert Quintessenz-Obmann Georg Markus Kainz die Datensammelwut

Datenweitergabe nur mit Zustimmung

Die Verbindung zwischen TV und Internet funktioniert auch in die andere Richtung. Auf dem Fernseher können passende Links zum laufenden Programm eingeblendet werden. Laut Flingo werden alle neuen Möglichkeiten des Geräts nur mit Zustimmung des Nutzers aktiv. Beim ersten Einschalten müssen Besitzer des Geräts die Geschäftsbedingungen akzeptieren und dem Datenversand zustimmen. Danach muss der Zugriff auf die Daten für jede Anwendung einzeln autoirisiert werden. Laut Analysten gibt es einen großen Markt für das Gerät. Viele Medienkonsumenten nutzen Internet und Fernsehen parallel. Der neue Fernseher automatisiert lediglich einige Abläufe.

Kainz sieht solche Geräte als weiteren Schritt in Richtung gläserner Mensch: "Nach außen hin wird neue Technik oft damit angepriesen, dass sie mehr Info oder nützlichere Werbung bietet. Was de facto stattfindet, ist Spionage", sagt Kainz. Die Datensammelwut von Unternehmen und damit verbundene Angriffe auf die Privatsphäre nehmen allgemein zu. "Ich glaube, dass die Privatsphäre über viele neue Wege immer stärker angegriffen wird. Die Menschen haben allesamt noch nicht begriffen, was da passiert. Es wäre wichtig, dass die Gesellschaft ein Gespür für solche Themen entwickelt", so Kainz. (pte/rw)

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