Interview mit Cyberport-Chef Siegel

"Für Online-Handel gibt es keine Wachstumsgrenze"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

B2B- und Consumer-Geschäft: die Unterschiede

Wie würden Sie die Online-Entwicklung im Elektronikbereich charakterisieren: Gibt es hier bestimmte Produkt- oder Kundensegmente, die das Wachstum besonders antreiben?

Siegel: Es gibt deutliche Unterschiede zwischen dem B2B- und dem Consumer-Geschäft. Im B2B-Bereich ist die Abwanderung in Richtung online noch nicht ganz so stark. Und auch im Consumer-Segment ist der Online-Trend nicht über alle Produktgruppen hinweg gleichmäßig. Bei der klassischen IT und im Haushaltsgerätebereich ist online sehr stark. Rückläufig ist das Wachstum dagegen bei der Unterhaltungselektronik, wo die Absatzkanäle noch recht traditionell sind.

An welchen Gründen würden Sie das festmachen?

Siegel: Eine große Rolle spielt hier sicherlich die selektive Vermarktung durch die Hersteller. So haben zum Beispiel im TV-Bereich die Selektivprogramme zu einem rückläufigen Online-Verkaufsanteil geführt. Durch unsere Ladengeschäfte können wir zwar auch selektive Ware in unserem Online-Shop anbieten, dürfen diese aber nicht bei Preissuchmaschinen listen. Die Folge ist, dass es in diesem Bereich keinen Online-Wettbewerb gibt und der stationäre Verkaufsanteil weiterhin sehr hoch ist.

Vor allem Redcoon-Chef Reiner Heckel prangert diese Vertriebsbeschränkungen regelmäßig an und fordert ein schärferes Vorgehen gegen die Selektivpolitik der Hersteller. Was halten Sie davon?

Siegel: Auch wir setzen uns damit auseinander und finden solche Barrieren natürlich schlecht. Allerdings macht der Handelsverband bvh (Bundesverband des Deutschen Versandhandels, Anm. d. Red.) hier bereits Lobbyarbeit und ist aus unserer Sicht dafür auch die richtige Institution. Klar ist: Zur Margensicherung der Hersteller ist der Selektivvertrieb nachvollziehbar. Aber aus Sicht der Kunden bietet das keinerlei Vorteil.

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