Asset Deal geplant

Potenzielle Investoren für insolvente ADA

26.04.2012
Erste konkrete Angebote für das angeschlagene ADA Systemhaus liegen auf dem Tisch. Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters ist es, möglichst alle Mitarbeiter und Standorte zu erhalten.
Das angeschlagene ADA Systemhaus kann vermutlich nur nur mithlfe eines Investors gerettet werden.
Das angeschlagene ADA Systemhaus kann vermutlich nur nur mithlfe eines Investors gerettet werden.
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Erste konkrete Angebote für das angeschlagene ADA Systemhaus liegen auf dem Tisch. Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters, Rechtsanwalt Dr. Jörg Nerlich, ist es, möglichst alle Mitarbeiter und Standorte zu erhalten.
Anfang März musste das Willicher Systemhaus ADA wegen drohender Zahlungsunfähigkeit den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Auslöser für den - angesichts der guten Geschäftszahlen anderer Systemhäuser - eher überraschenden Schritt: Ein sehr großer Endkunde hatte sich entschlossen, künftig mit einem Wettbewerber der ADA zusammenzuarbeiten. In die Projekte dieses Kunden waren sehr viele Mitarbeiter eingebunden. Branchenkenner vermuten, bei diesem Großkunden handele es sich um den Direktversicherer Ergo, einer der ehemaligen Muttergesellschaften der ADA. Ergo habe sich für ein namhaftes Systemhaus aus Kerpen als künftigen IT-Dienstleister entschieden.
Die ADA-Geschäftsführer rechneten offenbar nicht damit, den plötzlichen Wegfall dieses wichtigsten Kunden kurzfristig zu kompensieren zu können. Sie stellten Anfang März umgehend den Insolvenzantrag. Aus Sicht des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Jörg Nerlich von der Kanzlei Görg Rechtsanwälte, habe dieser frühzeitige Schritt die Sanierungs-Chancen erhöht.

Der Geschäftsbetrieb konnte seitdem aufrechterhalten werden. "ADA ist voll lieferfähig. Das Unternehmen hat in der Zwischenzeit sogar neue Aufträge gewonnen", berichtet ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters. Die ADA-Geschäftsführer Karl Peter Büscher (Vorsitzender) und Eigentümer (seit 2008 durch Management Buy Out), Andreas Lenzing und Dr. Friedel Mager sind ebenfalls alle noch an Bord.

Übertragene Sanierung per Asset Deal

Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters war es von Anfang an, den Geschäftsbetrieb fortzuführen und im Zuge einer so genannten "übertragenen Sanierung" möglichst alle 1.040 Arbeitsplätze und die insgesamt 12 Standorte zu erhalten. Übertragene Sanierung bedeutet, dass ein Investor gesucht wird, der Teile des Unternehmens oder den kompletten Betrieb übernimmt. Die Umsetzung dieser Art der Sanierung erfolgt gewöhnlich in Form eines Asset Deals, bei dem die Vermögenswerte eines Unternehmens einzeln an den neuen Eigner übertragen werden.
In der Regel kommen Übertragene Sanierungen zum Zug, wenn wenig Aussicht besteht, dass sich das Unternehmen aus eigner Kraft sanieren kann.

Aktuell liegen Nerlich mehrere konkrete Angebote potenzieller Interessenten vor. "Es handelt sich dabei um strategische Investoren, nicht um Finanzinvestoren", wie der Pressesprecher betont. Nähere Angaben zu den Interessenten wolle man zum aktuellen Zeitpunkt nicht machen. "Es wird intensiv verhandelt", hieß es.

Da die ADA-Mitarbeiter nur noch bis Ende Mai Insolvenz-Geld erhalten werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Insolvenzverfahrens spätestens zum 1. Juni eröffnet wird. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Geschäfte unverändert aufrechterhalten, heißt es seitens des vorläufigen Insolvenzverwalters.

Hohe Abhängigkeiten

Abgesehen vom Wegfall eines großen Endkunden kriselte das ADA-Geschäft allerdings schon vorher. Denn im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern sanken die Umsätze bei ADA auch nach dem allgemeinen Krisenjahr 2008/2009 kontinuierlich weiter: Hatten die Willicher 2005 noch 185 Millionen Euro umgesetzt, waren es 2009 nur noch 156,6 Millionen Euro. 2010 gab es einen weiteren Rückgang auf 127 Millionen Euro, und im abgelaufenen Geschäftsjahr wies die Bilanz 120 Millionen Euro aus.

Unbestätigten Aussagen von Mitarbeitern zufolge habe sich ADA in der Vergangenheit nicht nur zu stark auf das Großkundengeschäft verlassen, sondern es versäumt, angesichts der zunehmenden Abhängigkeit von wenigen Großkunden entsprechende Risiko-Rücklagen zu bilden bzw. sich kundenseitig breiter aufzustellen.

Zu den Ursachen der Schieflage bei ADA wollte sich der Insolvenzverwalter nicht äußern. "Wir konzentrieren uns darauf, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und eine Lösung für die Zukunft zu finden", erklärte der Pressesprecher.
(rb)

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